von Crazy Cow » 16. Mai 2011 00:32
Es ist nicht leicht, angesichts solcher Nachricht immer die richtigen Worte zu finden, kaum den richtigen Gedanken. Ich selbst war anfangs der Meinung, es müsse sich um eine Verwechslung handeln, nicht unser Muli sei gemeint, überprüfte es so gut ich konnte und rang nach selbst nach Worten.
Ich lernte Muli im Sommer 2006 beim Side-Bike Treffen kennen, nachdem wir uns schon einige Male virtuell gekabbelt hatten und wir begrüßten uns freundlich, eher lustig, als würden wir uns schon eine ganze Zeit kennen. Er hatte immer etwas tolerantes, fast joviales im positiven Sinne an sich. Nichts tiefgreifendes und verbohrtes, vielmehr die Fähigkeit, mal einen Gedanken auf zu nehmen, der ihm fremd erschien, oder ihn und seinen Denker mit einem fränkischen Gleichmut einfach so zu lassen wie er ist. Muli hat hier immer eine klare Position bezogen, aber nie eine eisenharte. Ich erinnere mich an die Momente, als es hier etwas leutseliger zuging, man von seinen Leidenschaften ausserhalb der Dreiradlerei schrieb. Da erzählte er mal von seinem neuesten Projekt, der Restaurierung einer historischen Kanone und auch von seinen Karnevalsaktivitäten. Ich muss heute noch wie damals darüber schmunzeln, weil das Dinge sind, zu denen ich absolut keine Affinität entwickeln könnte, aber es wird seinem fränkischen Gleichmut am ehesten gerecht, wenn man sei Freud dran hadd, dasser sei Freud dran hadde. Und vielleicht hädder sei Freud dran g´hadd, dass ich darüber schmunzele.
Die wenigen Male, die ich ihn seither in Laudenbach getroffen habe, waren für mich immer wieder Grund genug gewesen, ihn wieder dort am Main zu besuchen, nicht ohne ihn vorher mit Schlechtwetternachrichten und drohenden Regengüssen zu foppen, die ihn dort erwarten sollten und auch oft Teil des Programms waren. Einmal hörte ich auch, "ich dachte, ihr zankt immer". Nein, so war´s nicht. Nicht die dicke Freundschaft, dafür kannten wir uns zu wenig, aber eine angenehme Verbindung, wie sie sich am Rande einer virtuellen Welt auftut. Es würde ihr nicht gerecht, sein Scheiden einfach mit einem kurzen Gruß ab zu tun.
Viele kluge Dinge lernen wir in der Schule, aber mir ist oft aufgefallen, dass genau so etwas, bei menschlichem Verlust die richtigen Worte zu finden, oder generell mit Trauer und Betroffenheit um zu gehen, einem leider nur das Leben selbst bei bringt. Die Alten, die gefasst ihren letzten Freund oder gar den Ehepartner zu Grabe tragen, weil sie irgendwann gelernt haben, einen Verlust zu ertragen und die Kleinen, die erstaunt über deren Fassung ständig zu ihnen hinblicken. Es soll keinem anstehen über gesagtes oder nicht gesagtes zu urteilen, die Betroffenen tun es auch nicht. Es hat doch jeder seine Art...
Es ist vielleicht typisch für ein Forum, oder vielleicht verführt auch das unsere dazu, doch mal einen Finger in die Wunde zu legen, aber es ist unnötig.
Ich wünsche ihm, dass er inzwischen friedlich mit einer Tüte Chips auf einer Wolke Platz genommen und seine Spaß an unserem Unvermögen gefunden hat, mit seinem Verlust um zu gehen.
Danke Herbert (foette), für die Nachricht.