Wie viele hier wissen, treiben wir ein ganz kleines und ganz leichtes Gespann, Baujahr-mäßig so am ehesten 1954 einzuordnen. Das ist durchaus kein grundsätzlicher Fehler, wie mir in einem anderen Forum vorgeworfen wurde ("40 PS und Schwinge hinten sollten es mindestens sein"), und das Ding macht viel Spaß. Andererseits ist es natürlich wahr, dass das Fahrwerk so einer Möhre ziemlich am Limit herumwerkelt.
Was da so ging, haben wir verbessert oder sind dabei, und da gibt es einen besonders wunden Punkt - und das ist die Telegabel. Das Ding, um es vorsichtig auszudrücken, taugt nicht. Bedrückt kann ich zusehen, wie sich da so ziemlich alles bei der Fahrt verwindet oder mit Schmerzen hören, wie das Teil ab und an durchschlägt.
Ihr wisst natürlich, was es da braucht: Eine Schwingengabel, bevorzugt mit einer gescheiten Querversteifung an den Beinen und eine einteilige, nicht zusammen-geschweißten Schwinge sowie gescheite Federbeine. Tja, gut gesagt …
Beim Horex-Treffen 2016 stand ich ziemlich nachdenklich vor diesem Teil:
Das ist die "Horex-Einheitsschwinge", die nicht nur an die Resident passt, wo die herstammt, sondern auch an Regina oder Imperator wie beim Renngespann im Bild mit 16"-Rädern. Da könnte man doch …
Unser Kumpel Volker meinte, man kann. Im April brachte er uns ein etwas angeranztes Exemplar für lau mit, gewissermaßen ein Abfallprodukt.
Also, wo er Recht hat, hat er Recht! Ich vermesse das Teil und stelle fest, dass es nur um wenige Millimeter von dem Entwurf abweicht, den ich 2016 in CAD gezeichnet hatte. Der Standrohrdurchmesser passt genau, die Höhe auch, der originale Lenkkopfwinkel weicht nur um 1° ab. Besonders schick: Die Adapter für die obere Gabelbrücke sind leicht anzufertigen und anzupassen, und die Länge des ungebogenen Teils oben passt auch. Ha!
Nun braucht man den Kesseldruckprüfern nicht mit "könnte, würde, hätte" zu kommen, also brauchte es erstmal einen Plan und ein "Proof of Concept" (Machbarkeitsstudie). Die originalen, einteiligen Schwingen schlabberten in den Lagern, dass es mich grauste.
Ich suche also zunächst 'mal nach einem Rohrbieger, der mir die Schwinge und den Bügel aus passendem Material biegen kann - nicht ganz einfach. Den habe ich gefunden, Top-Arbeit!
Zweitens braucht es da so allerlei Blechteile aus 3 mm-Stahl. Das ratzt sich nicht so schnell von Hand, also musste ein Laserbetrieb 'ran. Da fand sich auch einer, der weiß, wie das richtig gut geht, hier Beispiele:
Der Rest (vom Material her passende Rohre, Schrauben, Scheiben, Muttern, Splinte) war schnell gefunden.
Nun noch die Fertigung. Da brauchte es einen Strahler und einen Betrieb mit einem gescheiten Schweißschein. Die habe ich auch gefunden. Und um dem besten Horst von allen noch Zeit zu sparen, denn die hat er nicht, einen Betrieb, der Adapter und Hülsen vorbereiten kann. Habe ich auch.
Nun die Preisfrage: Was fehlt noch?
Richtig, der Segen der Kesseldruckprüfer. Ich bereite also wieder schicke Unterlagen vor und sende sie dem Mann meines Vertrauens. Der kennt uns und unsere Mopete schon und ist ganz angetan, aber das ist ihm zu heikel. Also zieht er die Typprüfungsstelle Darmstadt hinzu. Der glückliche Zufall will es so, dass dort sein Bekannter schafft, Herr L., der uns und das Moped ebenfalls kennt, da er uns 2014 die eigene Betriebserlaubnis bei der Abnahme verschafft hat.
Die beiden beraten sich also, und ihre Forderungen sind sehr bescheiden:
- Eine Liste aller verwendeten Stahlsorten anstelle einer Festigkeitsprüfung.
- Eine Zeichnung mit eingetragenen Materialstärken.
- Eingeschlagene Nummern in Standbeinen und Schwinge zwecks Eintragung.
- Ein Schweißer mit Schweißschein.
Ansonsten sind beide überzeugt, dass wir nicht pfuschen, und die Sache geht auch ohne Typprüfungsstelle klar, wenn ich diese Bedingungen erfülle.
Bei einer modernen Mopete mit amtlich Gewicht und Leistung geht sowas natürlich nicht, aber diese beiden legen vernünftigerweise die Maßstäbe der späten 1950er oder nur wenig mehr an. Da schon eine 350 Regina solo nur zehn Kilogramm weniger wiegt als unser ganzes Gespann, ist da reichlich Luft nach oben.
Cheers, Langer