Hallo Leute,
ich habe in den letzten Tagen, trotz sehr viel Stress im privaten Bereich, immer versucht wenigstens diesen Fred komplett zu verfolgen...
Viel zu ergänzen ist da ja nicht mehr, ich denke, wir werden in den nächsten Monaten sehen, wohin der Zug fährt.
Nach wie vor das größte Problem ist aber der Bestandsschutz,
DEN müssen wir unbedingt versuchen zu halten - um JEDEN Preis. Ansonsten wird sich wohl die Gespanngemeinde irgendwann ganz spalten, in diejenigen, die mit ihren Russen, MZetten, alten Guzzen, alten BMWs usw. fröhlich durch die Gegend bunmmeln, und die anderen, die sich eine halbherzige Zerti nicht gefallen lassen können und werden.
Gespanne waren und sind immer Kompromisse - in jeder Hinsicht.
Wir wissen das und haben trotzdem unseren Spaß daran.Mit modernen betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen, erst recht nicht mit den aktuellen Qualitätsstandards kann man kein Gespann fertigen, dass wäre schlicht unbezahlbar.
Ich kenne ja ne Menge Leute mit ner Menge überflüssig und sinnlos rumliegender Kohle - und ab und zu fährt mal einer von denen bei mir im Gespann mit, wenn er meinen Schwärmereien nicht wiederstehen kann.
Was dann folgt ist üblicherweise eine Mischung aus panischer Angst (zuerst) und dann grenzenloser Euphorie und Begeisterung - dieses stundenlange Grinsen eben,
wir wissen alle hier, was ich meine... Dann spontan der Entschluss der Beifahrer: Sofort auch haben will.
Und dann verließen sie ihn...
Nicht wegen der Kohle, die Leute legen auch sehr hohe fünstellige Beträge locker in bar auf den Tresen, aber:
Die erwarten dann auch etwas ganz besonderes, das so kein Gespannbauer bieten kann.
Im Sommer ist einer dieser Kumpels bei 5 Gespannherstellern gewesen, mit einem Lastenheft von mir, und keiner konnte dem auch nur im Ansatz das garantieren, was er wollte - das Geld hat dabei gar keine Rolle gespielt.
Aber solche Kunden bringen eben richtig Geld in die Kasse und machen technisch und finanziell aufwändige Fertigung (mit Erfüllung der entsprechenden Qualitätsstanders) überhaupt erst möglich.
Diese Kunden (und ich kenne einige davon) kaufen nicht umsonst solche Exoten wie einen SLS, einen Wiessmann, einen Cobra-Nachbau, ein Riva-Boot oder sontwas für "Spielzeug".
Auf N 24 gab es mal im Sommer eine Reportage über die Fertigung des SLS. Man muss nun wirklich kein Fan von diesem Ding sein, auch ich würde mir statt diesem Ding lieber ein paar Gespanne kaufen und jahrelang damit um die Welt zockeln, aber die
Dokumentation dieser Schüssel verschlägt den meisten die Sprache.
Hier ist der link, falls Ihr mal ne halbe Stunde Langeweile habt:
http://www.n24.de/mediathek/mercedes-sls-traumauto-mit-fluegeln_1542407.htmlGott bewahre uns davor, dass irgtendwann solche Maßstäbe beim Gespannbau angelegt werden, dann ist die Geschichte eh erledigt.
Klar ist auch mir, dass ein Gespann, wäre es nicht schon erfunden, heute gar nicht mehr zulässungsfähig wäre (unser Slowly hat es mal so schön formuliert).
Tatsächlich berührt der Gespannbau die Kompetenzen gleich mehrerer Handwerksberufe in elementarer Weise, kann also eigentlich von einem einzelnen auch gar nicht in der notwendigen Qualifikation durchgeführt werden.
Diese Problematik lässt sich aber anscheinend immer noch elegant "umgehen": Wenn der Erlös der handwerklichen Arbeit geringer ist, als 10% des Umsatzes, bedarf es keiner Meisterprüfung oder so einen Quark. Das was schon zu meinen Zeiten in den 70er Jahren so, und sich die Zahlen hinzurechnen ist sicher die einfachste Übung. Das nannte sich dann "handwerkliches Nebengewerbe".
Ich denke (so höre ich es zunehmend aus den informierten Kreisen hinter den Kulissen) auch die zunehmende Motorisierung (und damit die Fahrleistungen) scheint ein Problem zu sein - und sie ist es auch tatsächlich.
Mir soll keiner erzählen, er könne mit seinem Higt-Tech-Power-Gespann lässig die möglichen 200km/h fahren!!! Quatsch mit Soße.
Wenn es nicht so gefährlich wäre, würde ich mich jederzeit anbieten, denen das Gegenteil zu beweisen! Bei dem Tempo reicht ein simples Ausweichmanöver auf der Bahn, dann liegt das Gespann im Graben.
Mit einer aktuellen Blechdose mit eingebautem Elch-Idioten fahre ich da einfach drum rum, da ist gar nichts los...
Da nach meiner Auffassung (ist aber jetzt wirklich
meine sehr persönliche Meinung) der Gespann
spaß bei 130 bis 150km/h definitv aufhört, und zwar unabhängig von der Motorleistung, könnte man vielleicht so eine "Schallmauer" verbindlich einführen - und uns dafür unseren Spaß lassen.
Keine Ahnung ob das ein Weg wäre unser Hobby (oder unsere Lebenseinstellung) zu erhalten, aber ich meine, es würde auch für die Leute, die deutlich schnellere Gespanne fahren, eine vertretbare Einschränkung bedeuten.
Bei der freiwilligen 100PS Selbstkontrolle hat man damals auch in letzter Minute staatlichen Restriktionen erfolgreich vorgebeugt!!!Ich hatte ja schon vor vor einigen Wochen einigen hier per PN die Dramatik mit den Vergleichs - und Bremsfahrten Auto/Gespann/solo geschrieben, bei denen ich zufällig Zeuge war.
Da gibt es nichts mehr zu beschönigen. Nicht die Qualität (und die Reproduzierbarkeit) der Gespannbauerei scheint das Hauptproblem zu sein, sondern dass Leute aus unserer eigenen "Gemeinde" einen vermeintlichen Schachzug zum eigenen Vorteil gemacht haben,
ohne ein Mindestmaß an Weitsicht und Durchblick für die Folgen zu erkennen. Wohl dem, der nicht wirtschaftlich vom Gespann "abhängt".
Hoffentlich haben kluge Köpfe
mit der entsprechenden Entscheidungsbefugnis und Durchsetzungsfähigkeit ein Einsehen und lassen uns unsere Gespanne - auch wenn der eine oder andere hier ja anscheinend darauf verzichten kann.
Ich kann und will es nicht!
Wir drücken jetzt mal alle feste die Daumen und hoffen...
Trotzdem Euch allen liebe Grüße und eine schöne Vorweihnachtszeit - im Optimalfall mit viel Schnee und dem passenden Wintergespann
So, wieder raus in die Kälte und malochen.
...aber mich bewegt gerade dieses Thema sehr, weil ich wohl weiß, dass die maximal 10 "Autoren" dieses Freds nicht mal 50% ihres Wissens hier preisgeben (ich auch nicht) - und das ist auch gut so.
Willy