Meine Erfahrung zum Thema VORSPUR!

Dämpfer, Räder, Bereifung usw.

Meine Erfahrung zum Thema VORSPUR!

Beitragvon Festus » 20. September 2012 08:27

Hallo liebe Praktiker,

wie manche wissen, fahre ich mein drittes Gespann:
nr.1 Yamaha XS1100 mit EML Touring selbst aufgebaut vor 30Jahren. (Als junger Werkzeugmachermeister hatte ich Zugang zu allen Maschinen, denn nichts passte sowirklich!!! Schließlich stand ich als Hersteller im KFZ-Brief. Heute muß ich mangels Gelegenheit, für größere Projekte das Scheckbuch ziehen!)
nr.2 BMW R1100GS mit EML E2000 Umgebaut bei Fassbender vor 6Jahren (noch vorhanden)
nr.3 Triumph Rocket3-Gespann mit Boxer-SW Umgebaut bei Donkers (auch noch vorhanden)
Alle auf Autoreifen!

Meine Erfahrung: Man nehme minimalste bis "null" Vorspur!

Begründung:
Wenn ein Sw-Rad eine Vorspur hat, fährt es ständig in einem schleifenden Winkel, also nicht paralell zur Längsachse des Motorrads.
Folge, das Sw-Rad radiert permanent beim Rollen gegen vorallem das Vorderrad (einseitiger Verschleiß). Meine Erfahrungen bei der Yamaha habe ich seiner Zeit 10mm eingestellt (aus dem Gedächtniss), bei der Fassbender-BMW war der Verschleiß
so hoch das der Reifen (165x14") nach 3500Km fällig war! Die Einstellung dieses Fachbetriebes weis ich nicht mehr, aber meine Versuche begannen mit Null-Vorspur und da steht sie heute noch!
Vergleichbar war der Fall beim Donkers-Gespann, hier habe ich den Sw-Reifen nach 7000Km gewendet (Verschleiß sehr deutlich einseitig und höher als bei Hi u.Vo Rad), die Einstellung betrug 1°. Nun auch "NULL"! Hier gestaltete sich der Umbau nur schwieriger, da keine Einstellmöglichkeit gegeben! Hier mussten Maschinenbau übliche Mittel heran gezogen werden.

Ergebniss: Geringerer Sprit- und Reifenverbrauch. Vorallem aber das Wohlbefinden meiner Frau wurde gesteigert. Der Sw-Reifen läuft ruhiger und hat weniger Kribbelvibrationen, da er sich nicht ständig korregieren muss.
Geradeauslauf prima, Hochgeschwindigkeitsverhalten neutral!

Es sei bemerkt wenn ein Gespann einseitig läuft, verstelle ich die Neigung der Maschine.
Beweis: Schiebe ein Fahrrad einhändig am Sattel, wenn es rechts rum soll, Fahrrad
kippen nach rechts, Lenker schwenkt sofort ein. Umgekehrt genauso!

Es gibt im Gespannbau viele Anbieter, Selbstständige und selbst ernannte Wissenschaftler. Ich kenne ebenso viele (Kunden), die ein Gespannlebenlang von diesen ein Vehikle fuhren und ständig Probleme hatten oder haben o. resigniert aufgaben.
Ich bezweifle auch, so manches mal den Einsatz von Lenkungsdämpfern...wenn der Nachlauf und anderen Einstellungen stimmen!?! Diese erschweren nur das Einlenken mit der eigenen Muskelkraft. Aber er verkauft sich gut! Ich denke hier an die Damen auf dem Bock!

Weniger ist mehr!

v. Grüße

Festus
Zu nix zugebrauchen, aber zu allem fähig!
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Re: Meine Erfahrung zum Thema VORSPUR!

Beitragvon scheppertreiber » 20. September 2012 08:49

Na ja ...

Guzzi: Vorspur 15 mm, fetter hydraulischer Lenkungdämpfer. Tontirahmen, explizit vom Hersteller
zum Gespannbetrieb freigegeben. Ich halte den für ungeeignet.

Dnepr: Vorspur 15 mm, kein Lenkungsdämpfer notwendig.

Beide durch Kippen des Moppeds so eingestellt, daß sie bei 100 geradeaus laufen.
frisierte Dnepr MT11 "Toter Oktober" * frisierte Guzzi 1000SP "donnaccia rossa" * 1000SP solo natur "milanese nera"
http://murxvonmarx.de
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Re: Meine Erfahrung zum Thema VORSPUR!

Beitragvon Crazy Cow » 20. September 2012 15:12

Festus hat geschrieben:Ergebniss: Geringerer Sprit- und Reifenverbrauch. Vorallem aber das Wohlbefinden meiner Frau wurde gesteigert. Der Sw-Reifen läuft ruhiger und hat weniger Kribbelvibrationen, da er sich nicht ständig korregieren muss.
Geradeauslauf prima, Hochgeschwindigkeitsverhalten neutral!



Hi Festus,
das ist wohl so, wie du schrubst mit der Vorspur. Leider wird herstellerseits immer noch empfohlen, mit der Vorspur den Rechtszug zu reduzieren. Das kippt auch schnell ins Gegenteil um.
Allerdings gibt es noch Dinge, die man nicht sieht, nur wenn ein Gespann beladen den Berg hoch fährt. Der Seitenwagen hängt "hinten runter". Das Gespann strebt unter Last schräg rollend gerade aus, so dass
- das vermeintlich etwas links eingeschlagene Vorderrad in Fahrtrichtung gerade läuft
- ein Seitenrad mit Vorspur in Fahrtrichtung geradeaus läuft.
- Das Hinterrad wie bei einem Hecklenker (Gabelstapler) nach rechts zeigt und damit nach links lenkt
- der Effekt stärker ist, wenn die Zugmaschine einen rechtsseitigen Kardan hat und das Hinterrad nach links versetzt ist
- umgekehrt bei Kardan-Yamahas und anderen Moppeds, wo das Vorderrad eine Spur links vom Hinterrad hat, dies kaum auffällt.

Dazu kommt, dass die Vorspur natürlich die Pendelneigung am Fahrzeugheck beim Geradeauslauf reduziert. Da diese Pendelneigung aber erst bei höherer Geschwindigkeit gefährlich werden kann, genügt imho eine sehr geringe Vorspur.
Diese Pendelneigung macht sich nach meiner Erfahrung übrigens auch bei Spurrillenproblemen bemerkbar. Nicht, wie empfindlich das Gespann auf Spurrillen anspricht, sondern wie es beim Einfahren in die selbe reagiert.
Nicht nur das Vorderrad läuft der Spurrille nach, sondern auch das Hinterrad. Das Heck schlingert beim Eintauchen in dieselbe.

Meine Güllepumpe (50PS) hatte keine Vorspur, war für den schmalbrüstigen Motor aber äusserst flott, wenn kein Gegenwind war :), brauchte aber trotzdem 8,5l/100km. In der Linkskurve übernahm das Seitenrad die Führung und zog das Hinterrad unter lautem Protest aus der Spur. (Powerslide) Unnötige Belastung der Lagersitze in der Hi-Radnabe. Lager und Nabenreparatur. Leichtes Lenkerpendeln ohne Dämpfer.

Meine grüne XJ (87PS) hatte zunächst 40mm Vorspur und einen 165er SW Reifen, brauchte 7,5l, war kaum schneller als die Güllepumpe und stempelte heftig in der Rechtskurve. Starkes Lenkerpendeln ohne Dämpfer.
Nach der Änderung von Spur und Sturz ging der Verbrauch auf 6,5l runter, V(max) um 15km/h hoch. Leichtes Lenkerpendeln ohne Dämpfer. Lastwechsel- und Spurrillenreaktion nahm spürbar zu. Keine Naben-und Lagerprobleme, nur durch Korrosion.

Meine rote XJ (gelenktes SW-Rad) hat eine zu hohe Vorspur. Verbrauch über 8l, SW Reifen läuft rechts ab, SW Rad springt bei wenig Luft und Fahrbahn mit regelmässigen Querrillen. Kein Lenkerpendeln, kein Dämpfer, keine Spurrillengierigkeit.

Viel Luft im SW Rad reduziert natürlich die Effekte der Vorspur.
Gute Fahrt, Gruß
Olaf
wir bedauern, Ihnen keinen besseren Bescheid geben zu können.
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Re: Meine Erfahrung zum Thema VORSPUR!

Beitragvon Herbert aus Hamburg » 20. September 2012 19:36

Unfassbar ...







Wenn ich das alles hier so lese dann ist mir auch klar warum Gespannbauer
sich nicht mehr um Fahrwerkseinstellungen kümmern. Sinnlose Bemühungen.
Zuletzt geändert von Herbert aus Hamburg am 25. September 2012 07:35, insgesamt 1-mal geändert.
Mit religiösen zu diskutieren ist, als würde man Schach gegen eine Taube spielen.
Es ist gleichgültig, wie gut man das Spiel beherrscht,
die Taube wird die Spielfiguren umschmeißen, auf das Brett kacken und herumstolzieren, als habe sie gewonnen.
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Re: Meine Erfahrung zum Thema VORSPUR!

Beitragvon Slowly » 21. September 2012 06:47

Kawasaki VN-800-Drifter: Sturz nach außen ca. 5°
BW Sahib (Heigl): ohne Vorspur, VW-Polo
Geradeauslauf: bei ca. 70 km/h.
Zufrieden, aber da Blümchenpflücker, keine Erfahrung über 100 km/h.

Gruß,
SL 8) LY
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