ich würde gerne hier ein paar grundlegende Tipps und Adressen zusammentragen für die typischen "ersten Fragen" - und freue mich auf Eure Mithilfe. Die Moderatoren pflegen das dann in diesen ersten Beitrag des Themas ein. Los gehts:
Ich habe ein Motorrad XY und möchte einen Beiwagen dranhaben - WIE?
Möglicherweise stimmt schon die Fragestellung nicht - wenn man nur ein preisgünstiges Gespann sucht und denkt am ehesten ginge das unter Verwendung der vorhandenen Maschine, vielleicht auch noch wahlweise mit und ohne Beiwagen zu fahren: falsch. Außer man hat sehr gute Kontakte und eigene Möglichkeiten zum Umbau. Ansonsten sollte man sich den Kauf eines Gebrauchtgespannes überlegen, kommt meist billiger (ist aber mit dem Risiko jedes Gebrauchtkaufs behaftet).
Falls es doch die eigene Maschine sein soll, gibts zwei Extrempositionen:
1) Komplettumbau vom Fachmann. Der hat schon mehr als ein Gespann gebaut, kennt die Probleme aus dem f.f., kennt den zuständigen Ingenieur für die Abnahme, hat die notwendige Kompetenz (Schweißgutachten ...) und Verbindungen (Adressen zum Bezug gespannspezifischen Zubehörs etc.)
2) Eigenbau: Da kann man dran Freude haben. Muss man auch, weil die Arbeitswochen zahlt einem ja keiner. Vorhandene Kompetenz muss ergänzt werden durch Erfahrungen anderer, Literatur, und letzten Endes auch Versuche und Änderungen ...
Viele gehen einen Mittelweg, lassen die Hardcoretechnik am Fahrwerk und die Zulasserei machen, und erledigen den Rest selbst: Elektrik umbauen, Lackierung, etc.
Ich habe ein Motorrad XY und möchte einen Beiwagen dranhaben - GEHT DAS?
Ja. Man kann fast alles umbauen. Manche Motorräder sind besser geeignet, manche weniger gut. Punkte für die Selbstprüfung:
- Ist die Maschine stark genug, um als Gespann den eigenen Ansprüchen noch zu genügen? Für ein Landstraßengespann mit Dauertempo 100 reichen gut 30 PS und damit ein 500er Ein- oder Zweizylinder. Für Dauertempo 130 dürfen es 50 PS oder mehr sein.
- Ist der Motor standfest und leicht zu warten? Wird manchmal unterschätzt - ein Gespann ist höher beansprucht und bedarf mindesten genausoviel der Wartung wie eine Solo. Die Beiwagenseite ist meist schwer zugänglich.
- Kühlung: Bei fahrtwindgekühlten Maschinen arbeiten zwei Kräfte konträr zum Gespannkonzept: Die Fahrt geht langsamer -> der Wind wird schwächer; Die Last wird schwerer -> die Wärmeentwicklung ist größer. Es sollte daher ein Ölkühler montiert werden können.
- Kickstarter? Der braucht genug "Freigang", was die Wahl des Bootes, die Spurweite, die Anschlüsse und ggf. sogar die Anschlusseite beeinflusst.
- Räder? Speichenräder sind geeignet, Gussräder nur in Ausnahmefällen, da der TÜV den beim Gespann zusätzlich auftretenden Seitenkräften nicht traut ...
- Kupplung? Bei Motorrädern mit Ölbadkupplung empfiehlt sich stärkere Kupplungsfedern einzubauen.
- Gabel? Die muss, wenn sie weiter verwendet werden soll, ausreichend stabil sein und muss meist etwas härter abgestimmt werden. Weitere Optionen die aber nicht ganz billig sind: Umbau auf alternative Vorderradführungen wie Schwinge oder Schwabel.
- Rahmen? Motorgelagerte Hinterradschwingen, Einarmschwingen, Alurahmen bedürfen eines höheren Aufwandes für Hilfsrahmenkonstruktionen. Gute voraussetzungen bieten Motorräder ohne Rahmenunterzüge. Es ist Platz für eine sinnvolle Hilfsrahmenkonstruktion mit angeschweissten Befestigungsaugen. Der Hilfsrahmen ist dann neu und hält entsprechend lang, rosttechnisch (gegenüber einem alten Originalrahmen).
- Elektrik: Ist eine größere Batterie sinnvoll? Nein, das schwächste Glied in der elektrischen Kette ist die Lichtmaschine. Eine zu große "leere" Batterie benötigt zuviel Ladestrom (4-5A) für eine Motorradlichtmaschine, die schon ständig 8-10A für das Fahrlicht liefern muss.
In meinen Papieren steht sinngemäß: nicht zum Anbau eines Seitenwagens geeignet. Was jetzt? Gibt es ab Werk seitenwagentaugliche Motorräder?
Kein aktuelles Solomotorrad ist ab Werk für Seitenwagenbetrieb zugelassen nach dem Motto: Dranschrauben und los.
Diese Zeiten waren mit wenigen Ausnahmen (BMW. Guzzi) Ende der 60er Jahre vorbei. MZ ETZ und Russenmotorräder sind da Ausnahmen.
Mit dem richtigen Hilfsrahmen (=Rahmenverstärkung und Träger für Anschlussteile) ist die Seitenwagentauglichkeit herstellbar, auch für den TÜV - weil eingetragen muss sowas immer werden.
Ich bin inzwischen darauf hingewiesen worden, dass die Zeitschrift Motorrad-Gespanne so etwas ähnliches online hat.
Sollten dort noch Fragen offen bleiben - immer her damit!
>>> Einsteiger-Tipps bei M-G
Gryße!
Andreas, der motorang