Guten Morgen allerseits. Ich bin der Alfred aus Heinsberg und möchte mich nun hier vorstellen, auch wenn ich/ wir (noch) kein Gespann haben. Doch wir haben uns jetzt dafür entschieden und nun geht es also nicht um das ob, sondern eher um das wann und was.
Mancher hier wird vielleicht in anderen Mopedforen schon von mir gelesen haben, denn ich komme von der Solofraktion. Meine Frau Petra ist lange gern mitgefahren, auch längere Urlaube waren kein Problem. Doch nun geht das für sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr und wir liebäugeln schon eine Weile mit einem Gespann. Mir gefällt es nicht wirklich, ohne sie zu fahren und dies nicht mit ihr teilen zu können. Außerdem fuhr ein verstorbener, sehr guter Freund von mir mit großer Leidenschaft Gespann und ich habe die Gespannszene schon damals heimlich bewundert, jedoch hat das damalige Budget einem Gespannkauf meist im Wege gestanden.
Petra und ich reisen beide gern, haben diese Passion in den letzten beiden Jahren mit einem Campingbus zu befriedigen versucht und mußten feststellen, daß uns die Mopedreisen vergangener Jahre fehlen. Und der Gedanke, die Straßen der Isle of Man, Schottlands oder auch z.B. der Dolomiten endlich wieder mit dem Moped zu befahren, reizt mich ungemein.
Also kommt der Campingbus weg, vom freiwerdenden Geld soll ein Gespann her. Meine Regierung hat Gott sei Dank beschlossen, daß ihr der Luxus vom Bus im Urlaub nicht fehlen wird und so kann es losgehen.
Vor etlichen Jahren habe ich mal in aufkeimender Kaufabsicht ein Dnepr- Gespann älteren Datums und höherer Laufleistung probegefahren, auf normalen Straßen, nicht auf einem großen Parkplatz. Es war mein erster Ausritt auf einem Gespann- der Verkäufer saß gutgläubig im Beiwagen, war sich der Unerfahrenheit seines Kutschers nicht bewußt. Es gelang mir, ihn und das Gespann nicht im Gebüsch oder im Gegenverkehr abzuparken und diese erste Erfahrung wirkt noch positiv nach, so daß ich zuversichtlich bin, das Gespannfahren nicht nur zu bewältigen, sondern auch einen Sack voll Freude daran zu haben. Die Dnepr war eher das, was man ein altes Schiff hätte nennen können, ich habe sie damals nicht gekauft, sie konnte mein Vertrauen nicht erlangen.
Seit einigen Wochen beobachte ich die Gespann- Angebote in mobile.de, motorrad- gespanne, autoscout und ebay- Kleinanzeigen und es blieb mir nicht verborgen, daß unsere Wünsche nicht mit ganz kleinem Budget zu bedienen sind. Gut- nachdem der Campingbus wegkommt, soll das Gespann dann aber ein vollwertiges, zuverlässiges und einigermaßen komfortables Reisefahrzeug für unsere Urlaube werden. Für Petra dachte ich dabei an einen kommoden ein- oder eineinhalbsitzigen Beiwagen, der auch einen brauchbaren und gut zugänglichen Kofferraum haben sollte, Regenverdeck für während der Fahrt inklusive. Sie ist Schmerzpatientin und ich möchte sie nicht noch mit schlechtem Fahrkomfort foltern, das wäre am falschen Ende gespart, wenn wir beide Spaß dran haben wollen.
Schon länger lese ich hier gern die Beiträge zur technischen Seite, mir gefällt neben dem sehr freundlichen Miteinander die Bereitwilligkeit in diesem Forum, Wissen zu teilen und den Gespann- Azubis zu helfen, schon vor dem Kauf. Ich hatte mich auch bei den Uralfahrern angemeldet und vorgestellt, weil ich zunächst die Ural mit in die engere Wahl genommen habe. Doch habe ich einerseits keinen technischen Beruf gelernt, auch wenn der mit Motorrädern zu tun hatte und verfüge andererseits nicht über eine überdurchschnittlich gut ausgestattete Werkzeugkiste. Für Ölwechsel und Ventile per Schräubchen einstellen reicht es zwar, aber je älter ich werde, um so weniger finde ich Gefallen an außerplanmäßigen Schraubereien und zusätzlichen Reparaturen. Die Uralfahrer mögen mir verzeihen, aber der Beiwagen gefällt meiner Petra nicht und damit ist die Ural schon allein deshalb aus dem Rennen. Und ich mache keinen Hehl draus, daß ich lieber fahre als schraube.
Ich hatte bisher neben anderen Mopeds 2- und 4ventiler- Boxer BMW´s als Solo´s, lese hier nun von Problemen mit Getriebe und Kardan bei diesen Modellen. Gut- mein einziger mopedmäßiger Getriebeschaden bisher war tatsächlich bei einer R 100 RT aus den 80ern. Bei den Japanern wie z.B. Suzuki GSX oder Yamaha XJ oder Honda ST 1100 schreckt mich ein wenig der schrauberische Aufwand z.B. beim Ventile einstellen oder Synchronisieren. Im Kopfkino träume ich eher von einer Guzzi, wo man gut die Köpfe und die Vergaser erreicht und die hier wie es scheint einen guten Leumund als Gespannmoped hat. Bisher hatte ich nicht das Vergrnügen, eine Guzzi zu besitzen und könnte das jetzt gut nachholen. Mir gefällt dieser bollerige Charakter und das Erscheinungsbild. Was Petra und mir zusagen könnte, ist folgendes Gespann:
http://suchen.mobile.de/motorrad-insera ... n=parkItemeine Cali III mit schönem Einsitzer in äußerlich gutem Zustand. Das eine oder andere mediale Zubehör würde ich wohl abbauen wollen, aber dieses Moped entspricht weitgehend unseren Vorstellungen. Ein wirklich gefälliges Ding.
Auch die hier wäre ganz nett, doch scheint die rechte Kopfdichtung ölfeucht zu sein- eine Reparatur, die ich z.B. nicht selbst durchführen wollte:
http://suchen.mobile.de/motorrad-insera ... n=parkItem Man sieht die Ölfeuchte in den bei Dropbox hinterlegten und in der Beschreibung genannten Fotos.
Das wären so derzeit unsere groben Vorstellungen.
Die Guzzi hat leider keine Schwinggabel, was möglicherweise besser wäre, wie man hier zwischen den Zeilen liest. Doch fährt das Ding nun schon eine Weile so herum und scheint trotz normaler Gabel zu funktionieren. Ist das Fehlen einer Schwinggabel wirklich ein großer Nachteil? Ich habe schon etliche Gespanne mit Telegabel gesehen, auch die dicken wie Guzzi oder japanische „Cruiser“.
Die graue Guzzi bei mobile mit der Schwinggabel hat zwar wenig km, dafür aber den für uns definitiv falschen Beiwagen und ich bin auch einem Rückwärtsgang, der mich den fünften Gang kostet, eher abgeneigt. Meine schlappen drei Zentner sollten wohl ein Gespann schieben können, ansonsten muß ich halt denken vor dem Parken.
Unser Budget wird max. so um die 9- 10 kEUR betragen, wenn´s weniger kost´, umso besser.
Das Lastenheft sieht folgendes vor: diese Woche Campingbus putzen, vorbereiten und inserieren. Dann den Verkauf vollziehen. Wir sind zwar etwas langsamer und gründlicher beim Überlegen, aber um so fixer bei der Durchführung, wenn wir uns erst einmal entschieden haben.
Für den Sommer steht dann die erste Urlaubsfahrt mit dem bis dahin hoffentlich startklaren Gespann zur Isle of Man auf dem Plan. Da werden wir rechtzeitig Unterkunft buchen müssen, wie ich fürchte, auch wenn wir „nur“ zum Southern 100 wollen und weder zum Manx noch gar zur TT. Also wäre ein baldiges In- die- Pötte- Kommen hilfreich, ohne dabei etwas zu überstürzen.
Ich las hier auch, daß der Beiwagen für die Frau gut „passen“ muß, auch von der Sitzposition. Das leuchtet mir ein, doch steht dem der Umstand entgegen, daß wir ein gebrauchtes, fertiges Gespann kaufen wollen/ werden, wo das Boot schon drauf ist und daß der Markt dafür derzeit nicht gerade groß und reich an Auswahl erscheint. Manche sind schon arg weit weg, als daß man da mal eben zum Platz nehmen und ausprobieren hin fahren könnte. Das läßt der Dienstplan meiner Frau zumindest für den Rest des Jahres erst gar nicht zu. Wir werden also das sein, was wir meistens sind: kompromißbereit. Bleibt die Frage, welche Kröte man schließlich am leichtesten schlucken kann: fehlende Schwinggabel, zu kleiner Beiwagen ohne Regenschutz bei der Fahrt oder was auch immer. Die Kröte mit dem Beiwagen dürfte Petra jedenfalls nicht schmecken, und die schöne Guzzi in Frankfurt hat immerhin eine neuwertige Kupplung, was mir angesichts der Kosten für eine solche doch sehr entgegenkäme. Bremsen vorn und Gabelsimseringe sind auch neu.
Damit bin ich noch nicht ganz fertig, denn irgendwie muß ich das demnächst gekaufte Gespann noch nach Hause kriegen. Meine Soloerfahrung ist zwar groß, aber beim Gespann vielleicht nix wert und bis auf die Probefahrt vor 15 Jahren, die recht entspannt und unkritisch verlief habe ich keine weiteren Gespannerfahrungen.
Nun habe ich weder Zugwagen mit Hängerkupplung noch Transporthänger noch einen Kumpel mit Lkw dafür und außer meiner Frau wäre auch niemand da, der mich mal eben zum Gespannabholen bringt. Ich habe weder einen großen Bruder noch eine kleine Schwester, mein Vater fährt zwar mit seinen 87 Jahren noch selbst, aber nicht mehr solche Strecken mit solchen Aufregungen. Also müssen wir da selber ran.
Ob es wohl sehr vermessen wäre anzunehmen, daß ich das gekaufte Objekt der Begierde unfallfrei nach Hause zu fahren in der Lage sein könnte? Oder müßte ich zuvor nicht besser auf einem Gespann eines hilfsbereiten Gespannfahrers, gern auch unter angemessener Unkostenerstattung, ein paar Runden unter Anleitung auf einem Parkplatz gefahren sein? Ich fürchte nämlich, daß es unter Umständen bis zum durchzuführenden Selbsttransfer des guten Stückes für einen dieser Gespannlehrgänge zu spät sein kann. Ich las hier von Dreiradlern, die einen solchen Kurs noch nicht besucht haben, was mich dazu ermutigt anzunehmen, daß das nicht zwingend muß.
Ich hab mich immer an die Dinge rangetraut- kann ich das auch hier wagen? Es hat ja nicht immer die Gespannkurse gegeben, jedenfalls nicht in der Zahl soweit ich weiß, und trotzdem haben die Leute ihre Gespanne nach dem Kauf nach Hause gekriegt. Oder würdet Ihr mir völligst vom Selbstversuch abraten? Wir wohnen recht nah an der Dosenbahn auf dem platten Land und mein Gedanke wäre, auf der Bahn bei den Lkw mitzuschwimmen und einfach rollen lassen, bis ich weiß, was ich da tue. Mein Fahrstil ist sowieso eher piano, jedenfalls wenn ich das Gefährt noch nicht kenne. Das würde natürlich weitgehend salzfreie Straßen voraussetzen oder ich müßte die neuralgischen Punkte mit Wachs oder Öl einsprühen, damit es bis zu Hause keinen Schaden nimmt.
So- jetzt soll´s erst mal genug sein. Wie es aussieht, werde ich in Zukunft hier noch genügend schreiben und lesen können. Ich freu mich sehr auf unser noch gar nicht ausgesuchtes und gekauftes Gespann.