von Crazy Cow » 12. September 2014 12:53
Kein Mensch verformt Polycarbonat warm. Das ist ja der Witz. Das unbeschichtete hat einen "natürlichen" Kaltbiegeradius. Der beträgt etwas das 100fache der Materialstärke. Es kann also unter Spannung verschraubt werden. Zu berücksichtigen ist dabei ebenso die mögliche Materialwärmedehnung von mind. 1%. D.h.: ist der abgewickelte Bogen der Scheibe unten einen Meter lang, müssen die äusseren Befestigungsschrauben in Langlöchern von 5mm stecken und dürfen nicht angeknallt sein. Und da beisst sich die Katze in den Schwanz. Das macht kein Beiwagenhersteller, deshalb gehen die auch alle kaputt. Die Löcher, vor allem Langlöcher sollten etwa 40mm von der Kante entfernt gearbeitet sein, macht auch kein Mensch.
Gehärtetes (beschichtetes) Makrolon sollte man überhaupt nicht biegen, es verhält sich wie ein Sandwichmaterial.
Plexiglas bricht nicht zwangsläufig beim Aufschlag. Die Alterung geht schneller vonstatten als bei Makrolon, auch das bricht (reißt) wie wir wissen. Deshalb sollen eigentlich Prüfzeichen mit dem Hinweis auf das Material und das Alter (DOT) auf den Scheiben angebracht sein und auch vom TÜV überprüft werden. Wird auch nicht gemacht. Plexiglas ist imho an Fahrzeugen bei einer Materialstärke von mind. 6mm erlaubt, ab 8mm brauchen beide keinen Gummiwulst mehr an den offenen Kanten.
Ich habe neulich mal wieder die Makrolonscheibe von meinem Beiwagen geputzt, auch innen, sitzend. So ein Scheißdreck. Das Material taugt nur auf dem Papier. Die nächste Scheibe ist wieder aus Plexiglas. Warm verformt. Da kann man wenigstens durch kucken. (bis 40° Blickwinkel.)
P.S. wer sich traut: Als Modell für das zweidimensionale Verformen von Scheiben genügen zwei Schwarten mit der richtigen Kontur aus Sperrholz gesägt. Als Fläche wird eine harte Pappe aufgetackert. Ein Kunststoffbetrieb würde immer erst biegen, dann zuschneiden, das geht aber sicher nur mit Plexiglas "GS". Wird es vorher auf Maß geschnitten, fallen die Kanten etwas ein.
Erwärmen geht mit einem Gasbrenner, sowas größeres, mit dem man Dachpappen verklebt. Aber man zielt mit der Flamme nicht auf das Material, sondern führt sie parallel zur Platte in einem Abstand von etwa 15cm bis die Scheibe von der Abwärme gleichmäßig durch gewärmt ist. Schutzfolie drauf lassen.
Die Herstellergarantie auf Bruchsicherheit und damit auch die Typprüfung bezieht sich sviw auf ein max. Alter von 2 Jahren.
Ich weiß aber jetzt nicht ob der TÜV da zwischen Makrolon und Plexi unterscheidet.
Die genannten Zahlen beziehen sich auf meine Datenblätter aus den 1990er Jahren. Das mit der Gasflamme steht natürlich nirgends geschrieben, habe ich aber immer so gemacht.