Die erste Frage ist, ob das Motorrad ABS hat. Wenn ja: Was willst Du damit machen? Soll das drin bleiben?
Falls kein ABS (und dadurch größere Kunstruktionsfreiheit) würde ich persönlich eine sogenannte "Teilintegralbremse 1" bauen:
Die Fußbremse bremst die originale hintere Bremse, eine Scheibe vorn und eine von zwei Bremszangen am Beiwagenrad.
Die Handbremse bremst die zweite Zange vorne und die zweite Zange am Beiwagenrad.
Sowas läßt sich gut und halbwegs preiswert regeln, indem man für die Fußbremse eine größere Pumpe nimmt (zB 11/16" von Honda VFR800)
und für vorne auf 16mm Kolbendurchmesser umbaut . Als Beiwagenbremse haben sich die kleinen FP32 Brembozangen bewährt. Sind nicht teuer, man bekommt Ersatzteile und es gibt sie in drei oder vier Bauformen, sodaß man für seinen Beiwagen eine vernünftige Lösung findet. Bremsscheibe dort am besten eine kleine Rollerscheibe oder, wenn man eh alles neu bauen will, einen Radträger vom Smart vorn und eine geänderte Bremsscheibe dafür. Dann kann man die günstigen Smarträder fahren (auch Alufelgen) und alles sind Großserienteile, die man leicht nachbeschaffen kann.
Die benötigten Bremsleitungen läßt man sich in der richtigen Länge anfertigen. MELVIN Stahlflex ist da eine sehr gute Adresse.
Ich persönlich lege die Leitungen so, daß ich zum Ausbau des Beiwagens die Bremssättel abbaue und über das Motorrad legen kann. Ohne die Leitungen irgendwo trennen zu müssen.
So sind sie zwar länger (bei meinem Gespann 2600mm), aber ich muß nicht immer den Beiwagenkreis entlüften, wenn ich zur großen Inspektion das Motorrad alleine auf der Bühne haben möchte
Falls ABS (würde ich persönlich am Gespann nicht haben wollen, außer es ist explizit für Gespannbetrieb konstruiert):
Bei einer R1200C hab ich es mal so gelöst:
Motorradbremse bleibt wie sie ist, damit das ABS funktionsfähig bleibt. Zwei Bremssättel am Beiwagen. Einer wird durch eine zusätzliche kleine Pumpe bedient, die neben der hinteren originalen Pumpe sitzt und zugleich bedient wird. Der Bedienbolzen ist einstellbar, wodurch man die Bremswirkung der Beiwagenbremse einstellen kann.
Die Handbremse bedient den zweiten Beiwagensattel, indem eine zusätzliche Leitung zwischen Handbremspumpe und ABS-Gerät angeschlossen wird.
Danach muß man natürlich zum Entlüften und Fehlerspeicher löschen fahren. Aber die Bremse funktioniert einwandfrei. Ich hab keine Ahnung, ob so etwas heute noch eintragungsfähig ist. Bei mir ist das ca 10 Jahre her und war damals (vor dem Gespannbauleitfaden) kein Problem.
Ich persönlich baue ABS-Bremsen beim Gespannbau aus. Wenn irgendwann ABS Systeme für Gespannbetrieb bezahlbar werden, überlege ich neu. (wobei ich keine Angst habe, daß es dazu kommt). Eventuell hat Walter Lefévre da aber eine gute Idee. Er ist auch hier im Forum unterwegs und einer der kompetentesten Ansprechpartner für ABS-Lösungen am Gespann.