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Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
8. Juni 2023 21:32
von UweG
Guten Abend,
Ich bräuchte bitte mal wieder Euer Wissen.
Ich muss bei meinen Gespann vorne die Bremsscheiben wechseln. Verbaut sind die guten alten EML-Speichenräder. Mit welchem Anzugdrehmoment muss ich die Befestigungsschrauben anziehen?
Viele Grüße und gleich mal Danke
Uwe
Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
8. Juni 2023 21:37
von Michael aus Düsseldorf
Standard für M8 /8.8 in Stahl ist 25 Nm.
Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
9. Juni 2023 10:53
von Mönch
Wobei für eine Bremsscheibenmontage auch gerne eine höhere Qualität mit anderen Anzugsmomenten verwendet werden darf
Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
9. Juni 2023 11:12
von Stephan
Das Nabenmaterial wird dadurch aber nicht besser. . .
Stephan
Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
9. Juni 2023 21:16
von UweG
Guten Abend Michael,
Dankeschön für die Auskunft.
Grüße Uwe
Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
9. Juni 2023 21:59
von quincy
zusätzlich zur richtigen Schraubenqualität 8.8 und dem dazu passenden Drehmoment von 25Nm ist die Schraubenlänge - also die Einschraubtiefe in die Nabe wichtig.
Auch bei einer Stahlnabe würde ich min. 1,5xd - also 12mm anstreben.
Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
12. Juni 2023 14:22
von f104wart
Das Anzugsmoment ist an der Stelle zweitrangig, weil die Schrauben nicht auf Zug, sondern auf Abscherung beansprucht werden.
Standard bei M8 8.8 ist 25 Nm. Egal ob in Stahl oder in Alu. Das gilt für neue und geölte Schrauben. Werden Schrauben mit Fett geschmiert (Fett), ist das Anzugsmoment geringer. Kupferpaste in Verbindung mit Alu sollte vermieden werden.
Bei Stahl gilt eine Einschraubtiefe von ca. 1*d, bei Alu reicht 1,5*d.
Eine zu große Einschraubtiefe (>1,5*d)
kann ebenso problematisch sein wie eine zu kleine.
Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
12. Juni 2023 19:43
von quincy
Ja, ja, Theorie und Praxis.......
Vergleiche nur mal die mechanischen Werte einer 8.8er Schraube mit denen eines z.B. ST37 - oder weißt Du, woraus die Nabe gefertigt wurde?
Da gehe ich mit 1,5xd lieber auf Nummer sicher, bevor ich mit 25 Nm das Gewinde in einer indisch-,chinesisch- oder russischem Butterstahl-Nabe vermurkse.
Aber nix für ungut. Prinzipiell hast Du ja mit den Verweisen auf wissenschaftliche Abhandlungen Recht.
Für den Praxisschrauber jedoch aus meiner Sicht etwas zu hochgestochen

Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
12. Juni 2023 20:43
von Stephan
Naja, und eine Schraube die sich löst, rausfibriert, wird höchstens durch Pling! belastet. Von daher, schön mit Nm anziehen und fertig. . .
Da Laien halt oft auch den ersten Gewindegang einer Schraube mit zählen, darf die Tiefe ruhig einzweidrei Millimeter mehr haben.
Stephan
Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
13. Juni 2023 07:13
von frankie303
f104wart hat geschrieben:Das Anzugsmoment ist an der Stelle zweitrangig, weil die Schrauben nicht auf Zug, sondern auf Abscherung beansprucht werden.
Das halte ich für ein Gerücht.
Siehe auch kraftschlüssige und formschlüssige Verbindung.
Meiner Meinung nach wird die Verbindung Bremsscheibe/Nabe durch Kraftschluss hergestellt.
Somit wird die Schraube auf Zug beansprucht.
Das Drehmoment der Schrauben beeinflusst über die Haftreibung den Kraftschluss.
Wenn die Schrauben hier auf Abscherung beansprucht werden, hat irgendetwas nicht richtig gepasst.
Gruss Frankie
Re: Bremsscheibe - Anzugdrehmoment

Verfasst:
13. Juni 2023 08:31
von f104wart
Da hast Du natürlich vollkommen Recht, Frankie.
...Ich hab aber nicht geschrieben, dass man die Schrauben nicht mit Drehmoment anziehen soll, sondern das das Drehmoment alleine nicht das Entscheidende ist.
Es macht keinen Sinn, eine Schraube mehr vorzuspannen als es ihr gut tut oder eine höherfeste Schraube in einer Alunabe zu verwenden. Entscheidend für das Anzugsmoment ist nicht die Qualität der Schraube, sondern das Material der Nabe.
Wer also in eine Alunabe eine höherfeste Schraube einsetzen möchte, dem sei empfohlen, ein Helicoil einzusetzen, damit das Gewinde höher belastet werden kann.
Das Drehmoment hängt im Übrigen auch von der Beschaffenheit der Schraube und des Gewindes ab. Wenn eine Schraube trocken und korrodiert ist, erreicht man mit dem vorgeschriebenen Drehmoment nur einen Bruchteil der gewünschten Vorspannkraft, während man mit demselben Drehmoment eine geschmierte Schraube in Stahl bereits überdehnt oder bei hochfesten Schrauben das Innengewinde überlastet. Das gilt insbesondere bei Stahlschrauben in Alugewinden.
Drehmomentangaben gelten für neue und geölte Schrauben, nicht für geschmierte.
Ein oft gemachter Fehler ist zum Beispiel das Schmieren mit Kupferpaste, insbesondere bei Stahlschrauben und Alugewinden. Hier wird nicht nur (bei gleichem Drehmoment) das Gewinde im Alu überbelastet, sondern es entsteht in Verbindung mit Wasser und Salz auch ein galvanisches Element.
Hier sollte man lieber etwas Keramikpaste verwenden, um die Verbindung gegen Korrosion zu schützen. Keramikpaste (z.B. Weicon Anti Seize) hat auch den Vorteil, dass sie das Drehmoment und damit die Vorspannkraft nicht verfälscht.
Ich habe beruflich mit Dosierpumpen zu tun gehabt, die u.a. Pumpenköpfe aus Alu hatten, die teilweise agressiven und korrosionsfördernden Medien ausgesetzt waren. Dort wurden werksseitig Helicoils eingesetzt und die VA-Schrauben dünn mit Keramikpaste bestrichen.
Soweit ich mich erinnern kann, ging es hier um EML-Rohrspeichenräder mit Stahlnabe. Wenn da serienmäßig 8.8er Schrauben drin waren, würde ich auch wieder 8.8er Schrauben verwenden und die mit 25 Nm anziehen. Ideal wären meiner Meinung nach Flanschschrauben mit Sperrverzahnung.