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Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 13. November 2021 18:37
von Crazy Cow
kommentar zu hier:
viewtopic.php?f=5&t=19093&p=250064#p250064

Ich muss hier mal was loswerden. Wenn ich mit meinem Serienauto oder sogar -mopped zum TüV gehe und andere Federn eingetragen haben will, ist der Teufel los. Zulassungsprüfung, Freigabeerklärung und wat nich all. Beim Gespann hingegen herrscht absolute Anarchie, weil wir es gewöhnt sind, dass der aaS irgenwann aufgibt, oder weil bei dem Fahrzeug sowieso alles geändert worden ist.

Eine Radfederung soll in jedem Fall verhindern, dass das Rad durchschlägt. Gut, dafür hat der Herr mal den Gummireifen erfunden, aber ein Fahrzeug ohne passende Dämpfung/Federung wird ab einer gewissen Geschwindigkeit einfach unbeherrschbar. Umsomehr, wenn Aufsetzen und Durchschlagen plötzlich passieren und man sich bisher auf ein intaktes Fahrwerk verlassen konnte. Ein gutmeinender Ing beim TÜV hat mir mal erklärt, dass beim Gespann Federn und Vorderradaufhängung das ganze zul Gesamtgewicht tragen können müssen. (Beim Vierradfahrzeug ist es nur das halbe). Warum?
Beim Bremsen verlagert sich der Schwerpunkt dynamisch, das Hinterrad wird leicht, hebt sogar ab. 2/3 des Gewichtes werden in dem Moment vom Vorderrad getragen 1/3 vom Seitenrad. Kommt nun ein Schlagloch, oder eine Vollbremsung findet auf schlechter Straße statt, wirkt eine Stoßlast vom Faktor 1,5, damit sind wir wieder bei 100% zul. Gesamgewicht auf der Vorderachse.

Eine Vorderradaufhängung, die im Zweifel 650 oder 750 kg tragen muss, ist nun mal hart gefedert, speziell mit Hinblick auf eine mäßige Belastung von vielleicht 150kg im Normalzustand.
Weichere Federn für höheren Komfort? Scheiden aus wegen beschriebener Gründe.
Progressive Federn mit einer besonders geringen Anfangsfederrate? Je geringer die Anfangsfederrate, desto eher wirkt die hohe Abschlussfederrate.
Da wir bei der Bremsung achsweise denken müssen, ist das Vorderrad beim Gespann nun mal im Nachteil, auch gegenüber dem Solomotorrad. Da können relativ ungetrübt lange Federwege eingesetzt werden, die beim Gespann natürlich zur Schaukelei führen.

Lange, weiche Feder am Seitenrad? Wer Schiffschaukeln und das Risiko liebt...
Beim Hinterrad gelten die Überlegungen für das Beschleunigen und die Rechtskurve.

Das Leben ist kein Wunschkonzert, das des Gespannfahrers schon gar nicht, auch wenn es hier im Forum manchmal den Anschein hat. Wenn ein (Ex-)Gespannbauer mit einem gewissen Bedürfnis nach Rechtssicherheit einen bestimmten Federtyp aussucht, hat das also nicht unbedingt mit Blödelei zu tun oder mit einem knappen Lager.

Hier mal ein Ausschnitt von HUs Federnlager.

Re: Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 13. November 2021 18:51
von Stephan
Ahja. Da ich ja nun mehr Zeit zur Verfügung habe, werde ich für mein altes Gespann über andere Beine Nachdenken. Sicher sind demnach harte Federn Vorne notwendig, aber ein bisken Bewegung möchte ich beim Überfahren von Schlaglöchern schon wahrnehmen. . .


Stephan

Re: Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 13. November 2021 19:10
von Aynchel
nabend

eine harte Federn bedeutet nicht sofort eine bockige Federung
im Gegenteil
eine harte Feder mit wenig Vorspannung spricht immer besser an als eine weiche ausgelutschte Feder mit viel Vorspannung

Re: Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 13. November 2021 19:25
von Michael aus Düsseldorf
Eine Lieferung aus dem obigen Lager von HU hab ich gestern noch in meinen Beiwagen eingebaut.
Lieferzeit inklusiv Bezahlabwicklung mit normaler Überweisung war 4 Arbeitstage.
Das nenne ich guten Service.
Bei der ersten Probefahrt hat es sich gut angefühlt

Re: Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 13. November 2021 20:14
von Crazy Cow
Aynchel hat geschrieben:nabend

eine harte Federn bedeutet nicht sofort eine bockige Federung
im Gegenteil
eine harte Feder mit wenig Vorspannung spricht immer besser an als eine weiche ausgelutschte Feder mit viel Vorspannung


Ganz meine Meinung. Im Idealfall beim Überfahren eines Streichholzes. ;)

Stephan, du kommst, wie du es auch rechnest, immer in die Nähe der 40er Feder (2 Stück), was die Sicherheit betrifft. Nimmst du eine progressive mit 25/40 und je 50% Windungsanteil, hast du bei 80mm Federweg und einem negativen Federweg von 20mm einen verbleibenden komfortablen Federweg von 20mm ehe es hart wird. Angefertigte Federn werden durchaus 60/40 gewickelt. Resultat -neg. +weich +hart -20 +28 +32mm. Vorspannung außer acht gelassen. Die und der negative Federwerg gehen immer von der Komfortzone weg.

Re: Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 13. November 2021 21:18
von Stephan
Ich werde jedenfalls mal das Gespann in drei Belastungsszenarien wiegen.

Leer, Fahrer, Fahrer/Sozia. Und dann immer alle drei Räder. Aber dafür brauch ich dann eine 3. zum Gucken. . .


Stephan

Re: Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 14. November 2021 17:00
von Aynchel
wenn Du die Daten hast
ruf Deinem Fahrwerksbauer an, mach einen Termin und fahr hin
das ist immer besser als das hin und her Geschicke und es passt dann doch nicht so richtig

die Fahrwerke für die Solo Mopeds lass ich beim Pepe machen https://www.pepe-tuning.de/index.php


im Frühjahr werde ich mit dem 11er Gespann beim HU vorstellig werden

Re: Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 14. November 2021 17:48
von Stephan
Den Termin beim HU lässt sich dann mit einem längeren Wochenende verbinden. Schöne Ecke da im Südosten. . .


Stephan

Re: Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 15. November 2021 13:23
von Aynchel
nach Gedern hab ich es nicht soo weit
Sa auf Allerheiligen war ich in der Ecke unterwegs und wollte ich mit dem Horst ein Schwätzchen halten aber er war im Schützenhaus

Re: Weichere, komfortable Federn

BeitragVerfasst: 15. November 2021 21:35
von Crazy Cow
Mal weiter mit Kopfrechnen, einfacher Ansatz.

Federweg 100mm, progressive Feder mit den Raten 20/40,
5 Windungen eng, Windungsabstand = 5mm.
5 Windungen weit, Windungsabstand > 6mm

Zwei gleichlange Windungen, eng und weit, erzwingen Federraten von 100 zu 200%
Bei einer Auflast von 100kg nähern sich alle Windungen einer 20er Feder um 5mm zusammen also 50mm. Die engen Windungen gehen jetzt auf Plan. Fortan wirkt die Federate von nur 5 Windungen bei gleicher Drahtstärke.
Eine solche Feder trägt tatsächlich 50mm x 20N/mm = 1000N
plus 50mm x 40N/mm = 2000N, zusammen also 3000N.

Das ganze auf zwei Federn gepackt, beträgt die maximale Vorderradlast also 6000N≠600kg.
Das ist zwar weniger als die gewünschten 650kg, aber Mehr als die 2/3 des zul. Gesamtgewichtes ohne Sicherheitsfaktor. Da die Stoßlast nur als Impuls wirkt, kann sie auch durch eine entsprechende Druckdämpfung (hier 25kg je Dämpfer) aufgefangen werden.

Bei einem Federratenverhältnis 25/40 ist der Anteil der Windungen mit weitem Abstand nicht 50% sondern 62,5% bei größerer Drahtstärke. Mit dem Abstand der Windungen wird festgelegt, bei welcher Last oder Eintauchtiefe die weiche Feder härter werden soll.

Die Rechnung lässt sich auf alle Federwege und Federraten übertragen. Irgendwann kleide ich sie vielleicht in eine Formel, die keiner versteht.