es gibt Motoren und Motoren….
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Ich beschreibe das mal, wie ich es kenne. Tatsächlich bringen ordentlich bemessene Ansaugwege bei der Leistungsmessung bauchigere Leistungskurven. Warum?
Beim Hubkolbenmotor strömt die Gassäule nicht, sie pulsiert. Dabei freut den Zylinder nichts so sehr, wie eine passende Gasladung vor dem Einlassventil stehend oder gar drängend. Ist dazu noch die Abgaskrümmerlänge richtig abgestimmt, entwickelt die Gassäule eine Eigendynamik, eine Resonanz. Die Frequenz lässt sich nun so abstimmen, dass möglichst viel des frischen Gases in den Zylinder huscht, gewollt dabei ist meist ein Drehbereich, der etwas unterhalb der Höchstleistung liegt. Das hilft, Leistungslöcher in diesem Bereich zu stopfen und erlaubt ein sauberes hochdrehen, besonders bei schwer Last z.B. SW-Betrieb.
Ist ein entsprechend großes Volumen im Ansaugtrakt aus ergonomischen oder Platzgründen nicht möglich, wird versucht, den Effekt durch Bemessung der Airbox zu erzielen.
Zum Vergleich: Wenn ich für ein Spaghettiwettessen die Kantine wähle, mein Gegner aber einen Sterne Koch, wird mir ein neuer voller Teller hingestellt, wenn der alte leer ist. Der Sterne-Koch aber fängt an den nächsten zu kochen, sobald mein Gegner zu mampfen anfängt. Dabei kann es passieren, dass der Esser eben schneller fertig ist, als der Koch, oder umgekehrt, wenn die Portion zu groß gewählt ist.
Warum ist die Bemessung der Gasladung bei Rennmotoren von untergeordneter Bedeutung?
Weil Rennmotoren immer im Leistungsbereich gefahren werden. Die Gassäule schwingt sehr hochfrequent, sie strömt fast und der Benzinverbrauch ist von untergeordneter Bedeutung. Für das Beschleunigen des Gases beim Ansaugtakt werden besonders große Vergaser gewählt, die auch im Überdrehbereich genügend Ladung zur Verfügung stellen.
Der Durchsatz bei hohen Drehzahlen ist dabei gewaltig, aber die Gasverwirbelung bei geringerer Strömungsgeschwindigkeit miserabel. Es wird also bisweilen schnell viel Gas aufbereitet, aber eben nicht vollständig verbrannt. Höchstleistung und Spritverbrauch steigen, Wirkungsgrad sinkt.
Was ist mit Einspritzanlagen?
Die Einspritzdüsen stehen typisch dicht vor dem Einlassventil, so dass eigentlich nur eine Luftladung auf Abholung wartet. Tatsächlich wird aber durch die Wahl des Einspritzzeitpunktes und der Düsenbeschaffenheit eine gute Verwirbelung bei Eintritt in den Zylinder gewährleistet.
Unter dem Strich lässt sich jede Motorleistung durch entsprechend große Ansaugsteme steigern, die Leistung eines Motors wird nicht nur durch die Drosselklappen gedrosselt, sondern eben auch durch die Widerstände in Ansaug- und Auspuffkanälen. Stand der Serien-Technik ist aber nicht der, den Widerstand durch kürzen der Rohre zu verringern, sondern das o.g. Drängen des Frischgases zu beherrschen. Ein Turbo-Effekt gewissermaßen. Der entsteht, wenn eine (große) strömende Gasmenge vor dem sich schließenden Einlassventil gestoppt wird. Gas ist elastisch, Während es vorne gestoppt wird, strömt es im Idealfall hinten noch weiter, es baut sich ein leichter Druck vor dem Einlassventil auf. Leider ist ein Zusammenspiel von Drehzahl und Gasfrequenz (Resonanz) nicht über gesamten Drehbereich möglich. Der Entwickler hat also zu entscheiden, welcher Bereich ihm dabei der wichtigste ist. Im Lastenheft stehen aber dabei eben nicht nur die Motorleistung, sondern auch Verbrauch und Emissionen.
PS: Eine neuwertige Honda CX dreht auch ohne Modifikationen 11.000 Umdrehungen, mit SW noch im dritten Gang. Ihr Problem im Bereich unter der Höchstleistung ist nicht die Vergaserauswahl, oder ihre Größe, sondern der Umstand, dass die Keihin Vergaser auf das Vorhandensein intakter Beschleunigerpumpen abgestimmt sind. Die Haltbarkeit dieser Gummi-Membranpumpen ist aber sehr begrenzt, (unter 10 Jahren). Ersatz kostete zu DM Zeiten bereits 180,- /Stück, aber ihr Austausch machte sich sofort bemerkbar.