Meine erste Gespannfahrt liegt nun gerade mal 15 Monate und ca. 30.000 km zurueck und ist mir noch recht gut in Erinnerung.
Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass ich mir mein Gespann (BMW K 1100 LT mit Jewell Elegance) mehr oder weniger blind gekauft habe. Nach dem "Studium" der Theorie in Form der Buecher "Das neue Handbuch fuer Gespannfahrer" und "Motorradgespanne im Eigenbau" stand fuer mich fest, dass ich unbedingt diese Art des Motorradfahrens brauche. Ich habe dann bei Mobile.de das fuer mich passende Gespann gefunden (gluecklicherweise nur 4 km vom Wohnort meiner Eltern entfernt) und bin mit der Solomaschine 450 km gefahren, um mich vom Eigentuemer probefahren zu lassen (er ist gefahren, ich habe nur im Seitenwagen gesessen). Eine Woche spaeter habe ich das Gespann dann abgeholt (bin mit dem Zug hingefahren) und nach dem Bezahlen meine erste Fahrt gemacht.
Durch das intensive Studium war mir klar, dass ich es langsam angehen lassen musste. Und das hab ich auch getan. Und interessanterweise habe ich keine Probleme gehabt, das Gespann in die Richtung zu lenken, in die es auch fahren sollte.
Was mich aber auf den ersten 10 km fast hat verzweifeln lassen, war die "Schwammigkeit" und Direktheit der Lenkung. Ich bin auf einem kleinen Umweg zu meinen Eltern gefahren, um dort erst einmal einen Kaffee zu trinken und neuen Mut zu tanken
Anschliessend habe ich die erste kleine Tour (ca. 100 km) in Angriff genommen. Das Lenken hat wider Erwarten von Anfang an recht gut geklappt, aber es hat mich jedesmal fast vom Bock geschossen, wenn ich auf gerader Strecke Gas weggenommen habe. Dieser Schlag der Masse des Seitenwagens nach links war fuer mich als absoluter Anfaenger schon phaenomenal heftig.
Das naechste, was mich fast verzweifeln liess, war die Spurrillenanfaelligkeit des Gespanns (vorne 145 SR 15 auf 3,5" Beringer Verbundfelge). Auf der Rueckfahrt mit dem Gespann am naechsten Tag hat es mich auf den wenigen Autobahnetappen, die ich gefahren bin, ein paar mal ganz fuerchterlich gebeutelt, wenn das Vorderrad in eine der tief ausgefahrenen Spurrillen gekommen ist. Da habe ich mehr als einmal die Auswirkungen ploetzlicher Adrenalinausschuettungen zu spueren bekommen.
Schneller als 120 km/h konnte ich anfangs nicht fahren, da die Lenkung dann so unruhig wurde, dass ich es mit der Angst zu tun bekam.
Mittlerweile habe ich ca. 30.000 km mit dem Gespann zurueckgelegt und fahre damit auch fast taeglich (wenn ich nicht auf der Solo unterwegs bin) zur Arbeit.
Bei einem Besuch bei Traktor (Volkmar Prietz, Fa. Motek) haben wir den Nachlauf verlaengert. Nun sind auch deutlich hoehere Geschwindigkeiten moeglich ohne dass die Kiste flattert. Im Februar geht die Kiste zum ihm, um ein paar Umbaumassnahmen durchzufuehren. Andere Federbeine ringsrum, andere Reifendimension (135/70-15) vorne, da man fuer in der Dimension 145SR15 keine Winterreifen mehr bekommt. Und dazu noch ein paar Kleinigkeiten.
Ich denke, ich werde meine erste Fahrt mit dem Gespann nicht vergessen. Aber im Nachhinein muss ich sagen, Gespannfahren ist genauso geil, wie ich es mir vorgestellt habe und es war eine gute Entscheidung, das Gespann zu kaufen, auch wenn ich seitdem kein Auto mehr habe (beides geht halt finanziell nicht).
Und jetzt warte ich nur noch darauf, dass ich mal irgendwann die noetige Kohle zusammen habe, um auch meine Solo zum (Enduro-)Gespann umbauen zu koennen
Gruss aus dem Kosovo
Tigris