ich hatte es bei der Vorstellung heute ja schon angedroht: es gibt ein Problem bei meinen ersten Gespann-Er-Fahrungen.
Nochmal die Vorgeschichte: Kauf des ersten Gespanns, einer Troika-BMW R80R Duolever mit EML-Schwinge und 1-sitzigem EML Seitenwagen, alle drei auf 15"-135 PKW-Bereifung; hinten und seitlich Wilbers Federbeine, vorne Koni; ziemlich voluminöser Lenkungsdämpfer (evtl. aus dem PKW-Bereich). 1000 ccm Satz von Siebenrock mit erweiterter Ölkühlung. Das Gespann hat etwa 90 Tausend echter KM gefahren, alle unter dem unmittelbaren Vorbesitzer. Diese 2. Hand ist ein seriöser und Metall-fachkundiger Mensch, der dieses Teil gewartet und hervorragend gepflegt hat - so steht es noch picobello im blauen Erstlack da. Die Hoffnung auf ein bezahlbares und dabei technisch bestmöglich gewartetes Gespann waren und sind auch die Gründe für den Kauf dieses Fahrzeuges. Ich bin kein Bastler! (Jedenfalls keiner, dessen Bemühungen zu Verbesserungen führen.)
Spontane Er-Fahrungen (wir reden hier von nur! 1000km), fangen wir mit den Positiven an:
Motor läuft kräftig, Beschleunigung und das Bremsen sind viel richtungsneutraler als erwartet und auch von einem Anfänger prima zu meistern. Spurrillen-Nachlauf trotz vorderen PKW-Reifens voll akzeptabel. Ich ahne: es könnte 'mal großen Spaß machen!
Unser Problem ist auf der Landstraße/Autobahn ab 75 km/h, wenn die Straße auch nur geringfügig und meist unsichtbar wechselndes seitliches Gefälle hat; dann läuft das Gespann diesem Gefälle unvermittelt nach und es muß schnell gegengelenkt werden. Das ganze ist ein bisschen wie Glückspiel, weil man weder Gefälle noch Neigungsrichtung im Vorhinein wahrnimmt. Auf Landstraßen, die nicht ganz gerade sind, brauche ich die volle Fahrbahnbreite; in den Auswirkungen genau wie bei böigem, ständig wechselndem Seitenwind. Handelt es sich um eine gute, neue Landstraße mit dem üblichen, konstanten seitlichen Gefälle sind auch 100 km/h möglich, dann macht es auch da richtig Spaß. Auf der Autobahn verhält es sich vergleichbar.
Diese Schaukelei aufgrund ungewollten Ein- und erforderlichen Gegenlenkens nervt extrem und ängstigt besonders die Sozia; sie hat verständlicherweise Angst vor dem Gegenverkehr oder dem Graben. Und ich ärgere mich über das noch vertretbare Tempo von dann nur 75 km/h max., wenn mich alles überholt; auf manchen Autobahnteilstücken mit besonders viel Seegang selbst LKW! Das starke Wanken um die Längsachse bei plötzlichem Richtungswechsel in Richtung Gefälle und dem erforderlichen Gegenlenkenken empfinde ich als sehr unangenehm und gefährlich. Ein nachdrücklicher Knieschluss und betont lockere Lenkerhaltung führen zu einer minimalen Verbesserung.
Da ist noch eine andere Sache, die mir auffällt, an die ich mich aber sicher noch weiter gewöhnen könnte: das Einlenken empfinde ich als "selbstverstärkend", L mehr als R. Soll heißen, dass sich bei konstantem Lenkeinschlag der gefahrene Kurvenradius auf den ersten Metern etwas "zuzieht"; nicht dramatisch, aber für mich als Neuling ungewohnt.
Ich glaube nicht, dass sich das zuerst beschriebene Phänomen mit wachsender Fahrpraxis deutlich ändern wird; ich bin mir sicher, dass es am Fahrwerk/Fahrwerkseinstellung liegt. Es betrifft das Fahren ohne Sozia und leerem BW genau wie das Fahren mit Sozia und belastetem BW. Habt Ihr eine Idee? Wisst Ihr, was ich meine? Ich möchte nicht, dass meine Frau sich weiter ängstigt und ich möchte natürlich auch 'mal sicher Tempo 120 km/h fahren können; das traue ich mich noch nicht weil ich nicht weiß, wann die Straße womöglich wieder schlechter wird. Auf jeden Fall muss sich das ändern, egal wie.
Ich bin auch bei meinen intensiven theoretischen Vorbereitungen zum Thema Gespannfahren nie auf solch eine Problematik gestoßen.
Vielen Dank im Voraus, ich weiß Eure Beiträge zu schätzen!
Grüße
raginhart
*m/w/d
