Im Juli war ich mit meiner Lieblingsfrau auf der ES beim TÜV, zeitgleich mit einer wunderschönen (Solo-)Max. Ein richtiges kleines Oldtimertreffen dort auf der Prüfbahn!
Allerdings war das der zweite Anlauf. Der erste (zwei Tage zuvor) endete schon vor den Toren der heiligen TÜV-Hallen, denn der Original-Motor erwies sich als im Betrieb hochgradig inkontinent - im Stand hatte er monatelang dicht gehalten. Die ganze Mühle war nach den wenigen Kilometern mit Getriebeöl eingesalbt, und wo sie still stand, tropfte es dramatisch auf den Boden. Verdacht: Druck aus dem Kurbelgehäuse gelangt ins Getriebe. Da der Motor außerdem den Eindruck machte, zu wenig Kolbeneinbauspiel zu haben (pro Kilometer eine Abkühlungs-Pause), gab es nur eins: Zurück und anderen Motor rein; zum Glück hatte ich für paar Mark fuffzich bei ebay einen TS 4-Gang-Motor geschossen. An dem musste ich allerdings sämtliche offenen Gewinde (Lima-Stator, Lima-Rotor (in der Kurbelwelle, M7!), Lima-Deckel, Tacho-Antrieb, Vergaser, Befestigungsbügel) und die Bohrungen für die Motorschuhe von einer Art ausgehärtetem Zement befreien sowie ihn (wegen der Optik) auf ES-Zylinderdeckel umrüsten (Bund am Zylinder, Adapterplatte war noch aus ETS-Zeiten in der Blechkiste vorhanden ...), dann passte die Geschichte. So verlief also der Tag völlig anders als geplant, nämlich mit Schrauberei bis weit nach Einbruch der Dunkelheit, aber gelohnt hat es sich doch. Was macht schon der eine Tag angesichts eines guten Jahres, das seit dem Kauf des Gespanns vergangen ist? Der Ebay-Katz-im-Sack-Motor läuft ruhig und ist schön frei, die benötigte Handkraft zur Kupplungsbetätigung ist deutlich geringer als beim Originalmotor. Nun liegt der Original-Treibling also doch auf der Bank und harrt eines ausführlichen Blickes in seine Eingeweide - ich wollte halt probieren, ob ich drum herum komme.
Nach einer ETZ 250 und einer ES 250/1 - lang, lang ist's her! - habe ich nun wieder ein MZ-Gespann unter dem Hintern. Fahreindrücke im Vergleich zum großen Gespann, das ich in den letzten Jahren gewohnt bin: Überhaupt keine Spurrillenempfindlichkeit, sänftenartige Federung ("Sanftmütigkeit ist sein Gefährt"), aaaaaaaaaber: Seitenwagen sofort in luftiger Höhe, Reibungs-Lenkungsdämpfer gewöhnungsbedürftig (Wirkung ist in Ruhe am größten = die Lenkung rastet gewissermaßen ein), aber ohne Dämpfer unfahrbar (vielleicht muss die Fahrwerkseinstellung noch korrigiert werden), knarrende Bremse mit 1-0-Wirkung, man weiß wieder, wo Steigungen und Gegenwind sind, zünftiger Durst, Aufmerksamkeitserregungsfaktor zehnmal höher als bei dem lächerlichen Guzzi-Dreirad.
Die neue SW-Windschutzscheibe musste ich aufgrund von Protest aus Richtung rechts gegen den leckeren Zweitaktduft schon für die Heimfahrt vom TÜV wieder demontieren.
Bei der zweiten Jungfernfahrt zum Testen des Ersatzmotors vorgestern abend brauchte ich einen Kilometer, um (natürlich innerhalb des Ortes) mindestens ein Schnapsglas Konservierungsöl aus dem Kurbelgehäuse zu verbrennen; ich dachte schon, bei meinem Rückspiegel sei der Zeilentrafo durchgebrannt.
Hier ist das gute Stück zu sehen:
Kommt stets gut heim,
Andreas