Nachdem ich hier schon einige Zeit mitlese, soll nun auch die Vorstellung des Gespanns folgen. Zu erst sei der Hinweis erlaubt, daß es sich dabei um das Gespann der Liebsten handelt.
Es gibt für uns keinen "vernünftigen" Grund Gespann zu fahren, Kinder und Hunde haben wir nicht, sind auch nicht geplant, in der Garage stehen eine Honda Sevenfifty und eine XS 1100 Martini mit denen wir bislang unser Equipment problemarm transportieren konnten, also bleibt nur der Spaßfaktor übrig.
Nachdem die Liebste also beschlossen und verkündet hatte: "Ich will ein Dreirad!", ging die Suche los. Sie wollte einen ausreichend großen Beiwagen, genug zuverlässige Leistung, um längere Zeit mit Autobahnrichtgeschwindigkeit unterwegs zu sein, E-Starter und alt genug um das meiste selbst machen zu können sollte es auch sein. MZ und Jawa fielen recht schnell aus, zu wenig Leistung, zu langsam, nur Kickstarter,gleiches gilt für Russen und Chinesen. Nach kurzem Überlegen, sich einfach eine Solo zu kaufen, dazu einen Russen von ebay für kleines Geld und das alles mit den notwendigen Teilen selbst aufzubauen, ergab die Überschlagsrechnung einen höheren Preis als das ins Auge gefaßte Gebrauchtgespann.
Es wurde eine XS 1100, gebaut irgendwann um 1979 oder 1980, von Carell dann 1990 mit einem dritten Rad versehen. Das meiste ist klassischer Gespannbau, also Schwinge vorne, EML-Rohrspeichenräder mit 15Zoll Durchmesser vorne und hinten, das Boot ist ein TR 500 Nachbau und rollt über eine 13 Zoll Felge ab. Wie damals üblich waren Reifen im "Entenformat" aufgezogen. Konis rundherum und Stahlflexleitungen komplettieren den Umbau, dazu eine 4in1 links, die zwar nett klingt, aber Drehmoment frisst. Laufleistung bisher über 85.000 km, das wenigste davon durch uns. Den klassischen XS-Ärger (Zündung, 2ter Gang) haben wir noch nicht, aber falls er sich bemerkbar macht, die notwendigen Teile liegen in der Garage. Altersbedingt benötigt die Elektrik ein wenig Aufmerksamkeit, dazu kommt, daß der Vorbesitzer mit klassischer Baumarktqualität und -mentalität dort Änderungen vorgenommen hat.
Das Gespann stand in Osnabrück und wurde uns freundlicherweise von Herbert nach Hamburg überführt, auch die ersten Meter mit dem ungewohnten Fahrverhalten absolvierten wir unter seiner Aufsicht, an dieser Stelle noch mal ein Dankeschön.
Kaum war das Dreirad in der heimischen Garage, gingen die Umbauten schon los. Der Originallenker war zu schmal und wurde getauscht. Danach mußte die Batterie das Fahrzeug für immer verlassen und wurde durch eine Autobatterie ersetzt, die jetzt in einer Batteriekiste aus dem Yachtzubehör zwischen Boot und Zugmaschine Platz fand.
Ein Wochenende in Ostfriesland wurde zur Geburtsstätte des Wunsches nach mehr Windschutz. Nach Ansicht der Liebsten paßt an eine XS eigentlich nur die Martinivollverkleidung, eventuell noch eine Windjammer. Letztere war gerade nicht im Angebot, dafür gab es eine Martini für kleines Geld bei ebay. Da sowieso der TÜV-Termin anstand, stand einer Eintragung kaum was im Weg. Der freundliche Ingenieur bei der Dekra sah sich zwar im Prinzip in der Lage alles offiziell zu machen, darf es aber nicht. Also HU mit geschlossenen Augen, er mußte ja den Lenker und die VVK ignorieren. Der Baurat hat aber kurze Zeit später alles erledigt. Dazu kam noch ein Gepäckträger von Hepco & Becker und ersparte die Anschaffung eines neuen Koffersatzes.
Am 3. Advent kam das Aus für den hinteren Reifen, Schraube reingefahren, Rückfahrt auf dem Schandwagen.
Das folgende klingt einfacher als die Ausführung: Räder ausbauen, "Smartreifen" aufziehen lassen, neues Radlager hinten, ab zum TÜV. Im Zuge dessen wollen wir den Fahrzeugschein mal aufräumen lassen, da wurde immer nur nachgetragen.
Geplant ist weiterhin: Austausch des Sicherungskastens, Licht und Zubehör über Relais schalten, Warnblinkanlage, Beiwageninnen- und Kofferraumbeleuchtung, Leselampe etc. Ich werde dann gerne berichten.
Auf dem Wunschzettel stehen desweiteren: Treppe zum Weinkeller beleuchten, Mikrowelle und Kaffeemaschine so einbauen, daß die Waschmaschine auch endlich mit kann, Vorzelt, aufblasbarer Jägerzaun mit dazu passenden Gartenzwergen...
Hier noch der Vollständigkeit halber ein paar Zahlen:
Hubraum: 1100 ccm
Leistung: immer genug, meistens mehr als genug (95 PS)
Gewicht: 420 kg
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h (not yet tested)
Verbrauch: je nachdem, irgendwo zwischen 7 und 11 Liter auf 100km
Ölverbrauch: weniger als 0,5 l/1000km
Bodenfreiheit: 90mm
Tankinhalt: 24 Liter
Nachdem ich ja weiter oben schon geschrieben habe, daß die Elektrik ein wenig aufgearbeitet werden soll, hier das Ergebnis der Mühe. Ziel war, frei nach Goethe: „Mehr Licht!“ und wenn man schon mal dabei ist, kann man den Rest ja sofort mitmachen.
Unterzubringen waren also: 1 Sicherungskasten, 1 Warnblinkrelais, 1 Blinkrelais, je eins für Fahr- und Fernlicht und 2 weitere für das Zubehör an der Zugmaschine und im Boot. Wunsch war es auch möglichst baugleiche Teile zu verwenden, um im Notfall einfach austauschen zu können. Platz war ja genug vorhanden,
die XS hat original eine 20 Ah Batterie und der Raum war ja nun frei. Katrin hat daraufhin ein passendes Blech (gewünscht wurde Alu, bekommen habe ich VA) angefertigt, ihr Vater wurde genötigt dorthinein die notwendigen Löcher zu bohren und zu sägen.
Ich habe mich für Relaisfassungen entschieden, weil ich nur so mit dem Platz auskam und außerdem ist ein schneller Wechsel möglich (obwohl die Dinger nie kaputt gehen). Der Sicherungskasten bietet nun die Möglichkeit 8 Flachsicherungen statt 4 unterzubringen. Der originale Yamaha Sicherungskasten ist eine grottige Konstruktion und sorgte für zahlreiche unerklärliche elektrische Phänomene. Der Umbau des Vorbesitzers auf ein Teil von Hella war aber so grandios ausgeführt, daß die Sache nicht besser werden konnte.
Verlegt habe ich dann 2,5 Quadrat zum Hauptscheinwerfer und für den Rest 1,5 Quadrat. Dazu kommt eine vernünftige Masseverbindung und alles wird gut.
Um es kurz zu machen, es wirkt. Statt 14 Steck- und Schaltkontakten beim Licht habe ich jetzt nur noch 6. Die alten Kontakte wandelten auf dem dem Weg von der Batterie zur Lampe satte 3 Volt in Wärme um, jetzt kommt vorne fast soviel an, wie ich hinten reinschicke. 25% weniger Spannung heißt aber auch mehr als die Hälfte weniger Licht, dafür steigt die Lebensdauer der Lampe ins Unermeßliche. Dazu kommt, daß ich jetzt auch einen zusätzlichen Fernscheinwerfer montieren kann, ohne daß die Elektrik Rauchzeichen gibt.
Die Warnblinkanlage ist aus dem Zubehör, anschließen nach Anleitung, hier wurden nur die Anschlüsse modifiziert. Dazu kommt ein neues Blinkrelais, das alte war nicht mehr gut, paßte nicht mehr und außerdem ist es baugleich mit dem Warnblinkrelais.
Die Relais für das Zubehör schalten beim Einschalten der Zündung und entlasten so das Zündschloss, vor allem wenn man z.B. die Griffheizung angelassen hat.
Zum besseren Verständnis habe ich noch ein paar Bilder beigefügt.
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