Radlagerwechsel am EML Verbundrad

[mahout]

Hallo zusammen,
ich muss am Vorderrad meines Gespanns die Radlager wechseln.
Ich fahre ein EML Verbundrad in einer Extenso Dive Gabel.

Gibt es etwas Besonderes zu beachten? Ich denke, dass sich zwischen den Lagern eine Distanzhüle befindet, die ich verschieben kann, um die defekten Lager zu entfernen, oder?

Ist es eigentlich normal, dass die Radlager bereits nach 40.000 km bei zahmer Fahrweise fällig sind?

Für Infos bin ich dankbar.

Frohe Ostern und Grüße aus dem Bergischen Land
Hartmut

[Bastlwastl]

hallo

ohne eine EML felge zu besitzen .
40-60 tausend war früher normal und sollte denke ich beim gespannfahren ein guter richtwert sein
durch die andere belastung dabei .
eventuell den nabensitz aussen mit nem thermo-föhn erwärmen hilft ungemein den lagersitz zu schonen beim aus und eintreiben des jeweiligen lagers .

[Aynchel]

Moin
um den Lagersitz nicht zu beschädigen macht man das Alu spuckezischeheiß
Ein Fön schafft das nicht
Eine Lötlampe mit weicher Flamme macht Sinn

[g-spann]

Na, das stimmt so nicht...wenn auf dem Fön "Braun" oder "Phillips" steht, ist es ein Haartrockner, dann hast du Recht; steht da aber bspw. "Steinel" drauf, geht das sehr wohl und auch ziemlich gut...
Ich wechsle meine Radlager immer damit, wenn ich keine Herdplatte zur Hand habe...

[mahout]

Danke schon mal für Eure Antworten.

Früher habe ich die Lagersitze auch mit einem kleinen Gaskartuschenbrenner erwärmt. Habe einen leistungsstarken Industriefön. Den werde ich zum Einsatz bringen.
Radlager an anderen Motorrädern habe ich schon reichlich gewechselt.
In meiner Anfrage geht es mir aber eher um EML-spezifische Besonderheiten, da ich das Radlagerspiel gestern festgestellt, das Rad selbst aber noch nicht demontiert habe.
Sind z.B. gekapselte Lager verbaut oder Lager mit Dichtringen?
Gibt es eine Distanzhülse? Ist diese leicht zu verschieben (EML ist erfahrungsgemäß ja mit Passungen oft sehr großzügig)?
Ist also etwas bei Aus- und Einbau besonders zu beachten?

Sicher haben einige von Euch schon mal an einem EML Verbundrad die Lager gewechselt und können mir Auskunft geben.

Grüße aus dem Bergischen Land
Hartmut

[Stephan]

Bei den Lagerbezeichnungen selber, würde ich erst auf die verbauten schauen. Da hat‘s schon mal 'n Durcheinander gegeben. . .


Stephan

[frankie303]

Hallo Hartmut,

schön wäre auch, wenn du anschliessend deine Erfahrungen und Erkenntnisse hier teilst.
Dann haben andere auch etwas davon.

So vielleicht:
viewtopic.php?p=236069#p236069

Das sind meine Erfahrungen; ist allerdings keine ExtensoDive-Gabel.
Lager an einer XJ900S mit EML-Verbundrad.
Warm gemacht hab ich nix.

Gruss Frankie

[mahout]

Nach erfolgreichem Radlagerwechsel, berichte ich, wie gewünscht, heute kurz darüber.

Da ich mich auch um die Extenso Dive kümmern wollte, habe ich den Kotflügel demontiert.
Dann müssen beide Bremssättel abgebaut werden. Dazu müssen an meinem Gespann alle Schrauben der Bremsscheiben entfernt werden, so dass man die Scheiben verschieben kann, damit die Bremssättel an der Felge vorbei entfernt werden können. Diese Arbeiten waren aber vom Wechsel der Bremsbeläge her bekannt. Die Bremssättel werden hoch gehängt. Die Bremsscheiben werden mit 2 Schrauben provisorisch wieder befestigt. Die Schrauben mküssen ganz eingeschraubt werden, sonst lässt sich das Rad nicht drehen.

Dann wird die Steckachse herausgezogen und das Rad kann ausgebaut werden.

Der Aufbau der Lagerung ist wie folgt:
die Distanzierung zur Extenso Dive wird links und rechts durch Distanzbuchsen bewerkstelligt. Die Maße sind leicht unterschiedlich.
Linke Seite: außen 32,12 mm - innen 20,24 mm - Stärke (Länge) 8,53 mm
Rechts Seite: außen 32,10 mm - innen 20,22 mm - Stärke (Länge) 8,48 mm

Die Distanzbuchsen sitzen jeweils in einem Simmering 32 x 47 x 7
Darunter sitzen auf jeder Seite die Radlager selbst. Bei mir sind 6204 2RS verbaut.
Zwischen den Radlagern ist eine lange Distanzhülse verbaut. Maße: außen 25,97 mm - innen 20,20 mm - Länge 140,00 mm

Ausbau der defekten Radlager:
Die Bremsscheiben werden demontiert. Ich habe mir die Lage der Scheiben markiert, damit die Scheiben später wieder an derselben Position sitzen.
Das Rad wird auf 2 großen Holzklötzen auf einer festen Unterlage (Werkbank / Garagenboden) aufgelegt.
Die Distanzbuchsen werden aus den Dichtringen herausgezogen. Danach werden die Dichtringe ausgebaut. Sie werden dabei in der Regel zerstört. Es sollten aber auf jeden Fall immer neue Dichtringe verwendet werden.

Um das erste Lager entfernen zu können, muss die lange Distanzhülse seitlich verschoben werden. Mit seitlichem Druck kann die Hülse so weit verschoben werden, dass man durch die Hülse auf das gegenüber liegende Lager drücken kann.

Zum Austreiben des erste Lagers sollte ein langer Metallstab mit ebener Fläche verwendet werden (ich habe mir einen großen Schraubenzieher dazu unten abgeschnitten). Es wurde ja empfohlen, den Lagersitz von außen anzuwärmen. Dem stimme ich grundsätzlich zu. Aber da sich auf meiner Verbundfelge noch eine große Kunststoffabdeckung befindet, habe ich auf Erwärmen verzichtet (wollte die Kunststoffabdeckung nicht zerstören).
Durch leichte Schläge kann dann das erste Lager heraus geschlagen werden. Die Hülse muss dabei öfter verschoben werden, so dass das Lager gleichmäßig in kleinen Schritten demontiert wird. Bei mir ging das Lager leicht raus.

Nachdem das erste Lager raus ist, wird die Zwischenhülse entnommen. Durch die nun leere Nabe kann jetzt das Lager auf der gegen über liegenden Seite leicht demontiert werden.

Einbau der neuen Radlager:
Der Einbau erfolgt logischerweise in umgekehrter Reihenfolge. Das erste Radlager habe ich von außen ganz leicht gefettet und genau an der Bohrung angesetzt. Mit einem Kunststoffhammer wird das Lager vorsichtig die ersten Millimeter Richtung Lagersitz bewegt. Wenn das Lager schon etwas nach unten positioniert ist, kann ein altes Radlager aufgesetzt werden, um das neue Lager weiter nach unten zu treiben (aber nicht zu weit, sonst sitzt auch das alte Lager in der Bohrung fest).
Zum Schluss setze ich eine passende Nuss auf das Lager und treibe das Lager mittels Metallhammer bis auf den Lagersitz. Es ist gut zu hören, wenn das Lager richtig sitzt.

Jetzt kommt die gegenüberliegende Seite dran. Zuerst wird die Distanzhülse eingesetzt. Ich habe sie zum Schutz leicht eingefettet. Danach wird das Lager in die Bohrung gesetzt und wie auf der anderen Seite eingesetzt. Zum Zentrieren der Distanzhülse habe ich die Achse eingesetzt. So sind Distanzrohr und Lager in einer Flucht. Wenn das Lager mit Hilfe der Nuss richtig auf seinem Sitz ist, sollte sich die Distanzhülse mit leichtem Kraftaufwand noch verschieben lassen.

Sind die neuen Lager montiert, werden auf jeder Seite neue Simmerringe eingesetzt. Ich klopfe sie vorsichtig mit dem Kunststoffhammer ein.
Vor dem Einsetzen der gereinigten äußeren Distanzbuchsen fülle ich den Zwischenraum im Simmering mit Fett auf. Das schützt gegen eindringendes Wasser.

Zum Schluss werden die beiden Bremsscheiben in der entsprechenden vorher markierten Position mit jeweils 2 Schrauben wieder provisorisch für den Radeinbau befestigt. Sie müssen ja später zur Montage der Bremssättel wieder entfernt werden.

Fazit: der Radlagerwechsel war kein Hexenwerk. Auch ohne Erwärmen ließen sich die Lager gut entfernen und einbauen. Allerdings sollte man schon etwas Erfahrung im Schrauben mitbringen, damit keine Fehler gemacht werden.

Ich versuche mal ein paar Bilder anzuhängen.

Grüße aus dem Bergischen Land
Hartmut

[motorang]

Super Beschreibung! Ich habe im Titel nachgetragen um welches Rad es sich handelt.

Gryße!
Andreas, der motorang

[TheBK]

Ja vielen Dank, finde ich auch immer hilfreich, so etwas aus erster Hand zu haben. Bei den Fotos ist mir auf der wohl linken Außenflanke des Reifens eine radiale Schleifspur, also quasi Riefe, aufgefallen. Gibt es da ggf irgendwo unerwünschten Kontakt mit der Hardware?

[mahout]

Da hast Du aber genau hin geschaut! Danke für Deinen Hinweis.

Die Schleifspur auf der Reifenflanke kommt von der hinteren Befestigungsschraube des Kotflügels.
Die Schraube wird in ein dünnes flaches Halteblech eingeschraubt. Der Abstand des Halteblechs zum Reifen ist extrem knapp.
Der Kotflügel war vor ein paar Tagen ab, als wir das Radlagerspiel diagnostizierten. Beim Wiederanbau des Kotflügels zeigte sich dann beim Drehen des Rades (aufgebockt im Stand), dass "etwas" am Reifen schliff.
Das Problem wurde durch eine zweite Unterlegscheibe sofort behoben. Das Gewinde der Schraube darf auf keinen Fall über das Halteblech hinaus ragen.
Die Schleifspur zeigt sich noch, das Rad dreht aber nun natürlich, ohne dass etwas am Reifen schleift.

Ja, manchmal geht es bei EML auch mal ganz knapp und eng zu!

Grüße aus dem Bergischen Land
Hartmut

[Michael aus Düsseldorf]

Hallo Hartmut, tolle Doku, die hoffentlich mal jemand anderem weiterhilft. Wenn Du jetzt noch die Lagergrößen und Bezeichnung der Dichtringe dazu schreibst ist das perfekt. Oder hab ich das übersehen?
Die Unterschiede bei den Distanzhülsen würde ich eher der EML-typischen Fertigungstoleranz zuordnen. Glaube kaum das die Abweichung im Hundertstelbereich Absicht ist.
Gruß
Michael

[Stephan]

Steht drin. Hab's mal Fett markiert. . .



Stephan

[frankie303]

Die Unterschiede bei den Distanzhülsen würde ich eher der EML-typischen Fertigungstoleranz zuordnen. Glaube kaum das die Abweichung im Hundertstelbereich Absicht ist.
Gruß
Michael

Das seh ich genauso.
Auch kann nicht schaden, die Länge der Distanzhülsen nachzumessen.
Es soll da ja schon mal Überraschungen gegeben haben...

Gruss Frankie