Wasp mit Norton

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Wasp mit Norton

Beitragvon headbander » 27. September 2016 16:01

Hallo,
Sehr lange ist es her, dass ich hier das letzte Mal aktiv war. Kinder und Arbeit haben vieles verhindert, was man sonst noch machen könnte.

Jetzt steht bei EBay Kleinanzeigen ein Wasp Gespann mit Norton Motor zum Verlauf.
Wasp-Enduro-Gespann
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anz ... ium=social

Die würde mir schon sehr gut gefallen. Der Norton Motor und der Preis bereiten mit aktuell Kopfzerbrechen.
Ich habe von dem Motor überhaupt keine Ahnung und das was ich lesen konnte war, bis auf den Klang, eher weniger gut. Zudem scheint in dem Motor keine Lichtmaschine verbaut. Die Elektrik läuft, wenn ich den Verkäufer richtig verstanden habe, ausschließlich über die Baterie. Ob man die so einfach nachrüsten kann, könnte ich bis jetzt nicht herausfinden. Ich habe mir das Motorrad aber auch noch nicht angeguckt.
Schaltung rechts, Bremse links, wird reine Gewohnheitssache sein.
Ob der Auspuff ohne Flexrohr lange heile bleibt kann ich nicht sagen. Bei meinem letzten Wasp Gespann hat das so nicht gehalten.
Ich finde die Optik topp und meine Kinder werden mich lieben wenn ich mit dem Gespann auf den Hof rolle. Klassikrennen könnte ich mir vorstellen, ist eine Frage der Zeit. Wenn die Kinder 4-5 Jahre älter sind auf jeden Fall.
Um ein wenig rum zu prötteln und für nen Hingucker vor der Eisdiele wäre das natürlich schon jetzt ein feines Teil.

Der Preis ist in meinen Augen sehr hoch. Da er in der Anzeige nicht angegeben wird, würde ich den Preis auch nur per PN weiter geben.
Evtl. Lässt sich ja einer zu einer persönlichen Preiseinschätzung hinreißen, auf Basis der gemachten Informationen.

Mein Beitrag hat den Zweck eine Entscheidungshilfe zu bekommen. Ich habe mit 4 KFZ Ingenieuren gesprochen (Kollegen), die von einem Kauf abraten. Aber die sind auch nicht unbedingt die Zielgruppe. Hier hoffe ich auf ein Meinungsbild.
Danke!
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Re: Wasp mit Norton

Beitragvon Peter Pan CR » 27. September 2016 16:35

Wenn an der Gangschaltung nichts gemacht wurde wirst Du ein paar Dinge finden Die Dir nicht so ganz gefallen werden.
Von der 750 Commando war ich hellauf begeistert...Drehmoment ohne Ende.
vierter Gang im Leerlauf = ca Schrittgeschwindigkeit...papp papp papp und sie zieht schluckauffrei ab wie Schmid's Katze.

Aber alle 150km durfte ich die Zündkontaktplatine wieder anschrauben und einstellen.
Als Solo:
Erster Gang extrem lang...95kmh,
zweiter Gang 125kmh.
Und dann ganz geflissentlich wieder vom Gas weggehen, sonst zerfetzt es Dir das Getriebe wie augenscheinlich mir in Death Valley 1988.
Dort durfte ich bei 85kmh den Fallschirm ziehen und absteigen, bevor das englische Mädchen sich in einen verletzten Stier transformierte.

Meine brauchte 3 verschiedene Werkzeugsätze:
British Standard = Motor + Getriebe
US-Standard = Rahmen
Metrisch = Instrumente.

Ich hatte lange gesucht wieder eine Norton zu bekommen, (glücklicherweise ohne Erfolg), denn die paar tausend km hatten einen extremem Langzeiteffekt.
Der Motor macht süchtig.
Der Spruch eines Dänen dazu:

"The best tone is still the Nortone!"

Doch es geschehen noch Zeichen und Wunder in diesem Leben.
Frauchen lies mich letztes Jahr einen zu 3/4 ebenbürtigen Nachfolger kaufen.
Kawa W800.
Mittlerweile sind es Zwillinge...eine blau CR eine rot D.
Jetzt fehlt nur noch das passende Stützrad.
---
Fazit von mir aus zu Wasp-Norton:
Das wird bestimmt ein Spassmobil ohne Ende.
Aber vergiss nicht:
"Ein altes (Auto) Moped zu kaufen ist wie ein altes Haus zu kaufen:
Du steckst rein und immer mehr, doch es bleibt immer noch ein altes Haus mit all seinen Macken."

Solch einen Rat gab mir mein Nachbar als er mir seinen Willies Stationwagon von 1960 verkaufte.
1 Jahr harte Arbeit bis der Willy Willies wieder lief, dann 3 Jahre lang über 30.000km war ich der stolzeste Autobesitzer im Dorf.
Bis mir ein Idiot ohne Bremsen in die rechte Seite rauschte.
Mittlerweile ist die stilvolle Kinderspielzeugtruhe wieder in so einem traurigen Zustand wie an dem Tag, als ich ihn wie eine Katze am Schwanz aus aus einem Sack aus seiner Garage zog, die er mit Nachbar's Ziege teilte.

2 pence
Sven
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Re: Wasp mit Norton

Beitragvon headbander » 27. September 2016 18:11

Danke für die erste Einschätzung, hat sich auch scheinbar erledigt. Ist wieder raus. Aber ich bin so unsicher, dass es vermutlich auch besser ist.
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Re: Wasp mit Norton

Beitragvon mahout47 » 28. September 2016 10:32

Hallo,

hier meine ausführliche Antwort auf Deine Anfrage.

Zu NORTON-WASP kann ich Dir einiges sagen. Habe 4 Jahre eine 750er Commando Solo auf der Straße gefahren und später 2 Jahre lang einen 850 MK2 Motor als Gespann mit WASP-Fahrwerk im Geländesport und Motocross eingesetzt.

Leistungscharakteristik und Sound können sicher begeistern. Allerdings solltest Du schon viel Zeit für die Wartung und für Reparaturen haben und über gute Schrauberkenntnisse und eine gut eingerichtete Werkstatt verfügen, um dauerhaft Spaß an der NORTON zu haben.

Der 850er Motor ist letztendlich eine Modifikation der Dominator 650SS und 750er Atlas Motoren. Vom Konstruktionsprinzip hat sich da wenig geändert. Ich hatte damals in meiner 750er den leistungsgesteigerten Combat-Motor, die wohl schlechteste Commandovariante. Entsprechend viel habe ich geschraubt, eigentlich immer. Der Motor produziert heftige Vibrationen, die man versucht hat, mit der Isolastic-Aufhängung zu minimieren, was aber nur funktioniert, wenn die Silentaufhängungen 100%ig distanziert sind. Im Wasp-Fahrwerk ist der Motor starr eingebaut, mit den entsprechenden Auswirkungen. Für lange Vollgasfahrten und hohe Drehzahlen ist der Motor nicht geeignet. Führt zu heftigen Lagerschäden bis hin zu abgerissenen Kolben, Ventilen etc. Beim 850er Motor wurde das Kurbelgehäuse versteift und es wurden Tonnenlager für die Kurbelwelle eingebaut, was zu einer geringfügigen Entschärfung führte. Vollgas solltest Du allerdings nicht mit einem Nortonmotor fahren.

Der Motor hat eine Trockensumpfschmierung. Die Ölpumpe fördert das Öl aus dem Kurbelgehäuse in den Öltank, von wo es dann einfach wieder in den Motor zurückläuft. Beim Starten des Motors wird Öl über die Entlüftung in den Öltank gepumpt. Bei Wasp ist kein Öltank vorgesehen. In der Regel wird der Rahmen als Ölreservoir genutzt, was ein Messen des Ölstands unmöglich macht. Es wird einfach immer Öl nachgefüllt, was dazu noch eine langwierige Prozedur ist. Die Entlüftung wurde dabei einfach über einen Schlauch ins Freie geleitet (heute unmöglich). Ich habe mir damals einen Öltank in den Seitenwagen gebaut. So konnten wir während der langen Geländesportveranstaltungen immer den Ölstand kontrollieren und leicht Öl nachfüllen. Wir hatten uns auch einen Absperrhahn eingebaut, so daß das Öl beim Abstellen des Motors nicht in das Kurbelgehäuse ablaufen konnte. Durfte man nur nicht vergessen, wieder zu öffnen.

Wir haben seinerzeit auch im Geländesport den Strom für die Zündung ausschließlich aus der Batterie bezogen. Wenn Du auf der Straße mit ordentlichem Licht fahren willst, kommst Du um ein Nachrüsten der LiMa nicht herum, ist aber kein Problem. Die LUCAS-Elektrik ist nicht ganz frei von Schwächen. Bei der 750er war vor allem das Einstellen der beiden Kontakte immer schwierig. Schlimmer war allerdings die schlechte Qualität des hinter der Kontaktplatte versteckten Fliehkraftreglers, der oft klemmte, was dann durch die fehlende Frühzündung zu Schäden führte. Hat mich mal ein verbranntes Auslaßventil gekostet. Habe damals den Fliehkraftregler auf Frühzündung blockiert. Da mußte man dann allerdings schon beherzt den Motor ankicken. Eine Umrüstung auf kontaktlose Zündung ist daher unumgänglich. Sollte die angebotene Wasp allerdings haben.

Das Getriebe läßt sich butterweich und ohne Kupplung rauf- und runterschalten. Die Konstruktion ist aber ebenfalls wie früher. Das führt dazu, daß man sich im Sportbetrieb ständig um das Getriebe kümmern muß. Auch die starken Belastungen z.B. bei Sprüngen führen dazu, daß das Getrieb häufig völlig zerstört wird. Verstärkte Getriebesätze von QUAIFE mindern das Problem etwas, trotzdem ist das Getriebe ein großer Schwachpunkt. Wenn das Fahrzeug auf der Straße bewegt wird, muß zumindest jedes Jahr das Getriebe inspiziert und revidiert werden. Wir sind damals bei einigen Geländeveranstaltungen trotz Quaife-Satz mit Getriebeschäden ausgefallen. 850er Motoren hatten (teilweise) einen Umbausatz auf Linksschaltung. War allerdings durch die lange Verbindungswelle nicht so perfekt. Ich würde auf jeden Fall die Rechtsschaltung beibehalten.

Die Schalldämpferanlage ist sicherlich bei Straßenbetrieb problematisch. Bei der 850er war ein Interferenzrohr zwischen den beiden Auspuffkrümmern vorgesehen. Auf den wird beim Motocrossbetrieb verzichtet. Die Geräuschentwicklung ist in der Regel recht hoch. Darum muß man sich bei Straßenbetrieb kümmern.

Womit ich zum letzten Punkt komme, den später notwenigen TÜV-Prüfungen. Hier gilt es, im Vorfeld bereits einen gnädigen Prüfer zu finden, der Dir das Gespann abnimmt. Ob das gelingt?

Überlege genau, wo und wie Du das Gespann einsetzen willst. Es würde sich sicher der Einsatz bei Veteranencrossrennen anbieten. Da wird allerdings Rennen gefahren mit allen Belastungen, die dabei auftreten. Und natürlich mit allem Schrauberbedarf. Dabei würdest Du Dir allerdings in Zukunft den TÜV sparen. Wie lange es den Sport noch geben wird, kann allerdings auch niemand vorhersagen. Geländesportveranstaltungen, bei denen Du das Gespann einsetzen könntest, sind ja sehr, sehr rar. Ob sich dafür der Aufwand mit TÜV und Straßenzulassung lohnt?

Für den Betrieb auf der Straße gibt es m.E. bei der Ausführung des angebotenen Gespanns keine rationalen Gründe. Der abschraubbare Sitz hat Alibifunktion, auch auf der Straße müßte der Beifahrer wie beim Motocross turnen.

Wenn Du aber Lust auf NORTON hast, dann kannst Du sicher auch viel Spaß damit haben! Ich würde das Gespann allerdings nur für den Einsatz im Vetranencross kaufen.

Grüße aus dem Bergischen Land
Hartmut
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Re: Wasp mit Norton

Beitragvon headbander » 28. September 2016 16:57

Hallo Hartmut, herzlichen Dank für die ausführliche Auskunft und Einschätzung. Für ein solches Projekt fehlt mir, mit 3 kleinen Kindern, eindeutig die Zeit. Warte ich weiter auf eine schöne Wasp mit XS Motor. Oder evtl finde ich mal ein schönes W650 Gespann.
Mal sehen was die Zukunft bringt.
Gruß und herzlichen Dank
Till
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Re: Wasp mit Norton

Beitragvon Peter Pan CR » 30. September 2016 15:51

Till,
schau doch mal bei der Familie Dötsch ins kleine unscheinbare Geschäft...
http://www.zweirad-doetsch.de/
Klein aber sehr fein.
Mir lief im Schauraum das Wasser im Mund zusammen.

Einer der angebotenen Minibeiwagen ist richtig schmuck, aber für meinen Geschmack nur mit Schuhanzieher zu geniessen. Jetzt suche ich noch nach einem Model, das an meine Waltraut oder Trudel passt.
Begeistert bin ich von all der Zusatzausstattung die sie grösstenteils direkt zur Hand auf Lager haben. Die Felgen und Gespannreifen sind was feines. Die zu sperrigen Ersatzteile erhielt ich innerhalb einer halben Woche per Post.
Diesen Winter wollen sie die Gespannaufnahmepunkte noch weiter aufbessern.

Mir war es so viel wert jeweils ca. 600km nur für die Inspektionen zu fahren. Eine Richtung versteht sich. :grin:
Sven
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Re: Wasp mit Norton

Beitragvon headbander » 2. Oktober 2016 23:35

Die Fam. Doetsch kenne ich sogar schon. Ist von Dortmund nicht so weit weg.
Jetzt ist das Gespann wieder drin. 8200€ VB sind veranschlagt. Finde den Preis recht hoch. Meine Wasp mit SR Motor hat damals 3000€ gekostet und der Anhänger auf dem die stand war auch dabei. Den hat Marshall damals noch gekauft, weil ich als Student weder Geld noch Auto hatte.
Ich komme aber schon wieder ins Grübeln.
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