Das gespannte Virus
Alles begann beim ersten Berliner Eintropftreter-Treffen im Jahre 26 nach der SR-Geburt.
Ich sah Ollis Gespann und wollte unbedingt damit eine Probefahrt machen.
Gesagt, getan...., ich fuhr eine Platzrunde!
Nach 5 Minuten stand mein Entschluss fest...., ich will auch ein Gespann.
Ich suchte wie ein Verrückter ein Gespann in Zeitung und im Internet, was meinem Geldbeutel entsprach.
Im Oktober 2004 entdeckte ich in mobile.de dieses Gespann in Heidenheim.
Darauf hin machte ich im Forum einen Aufruf an alle, wer dort in der Nähe wohnt und sich für mich das Gespann anschauen könne. Auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wer es letztendlich tat...., ich danke diesem Menschen.
Ich kaufte es über Telefon und fuhr eine Woche später mit Auto und Anhänger nach Heidenheim, um mir mein Gespann abzuholen.
Und da war es nun in Berlin, und ich war stolz wie Bolle.
Ich übte fleißig Gespann fahren, erst in der Stadt, dann auf der Autobahn und auf der Landstraße.
Ich vertraute dem Vorbesitzer und ließ das Gespann unverändert. Vertrauen ist gut, Kontrolle wäre besser gewesen.
Das Lübecker Treffen stand bevor und ich wollte natürlich zeigen, dass ich ein Gespann habe.
Also bewegte ich dieses über die Autobahn nach Lübeck und auch heil wieder zurück nach Berlin.
Ohne Sozius kein Problem.
Ich wurde mutiger und überheblicher, lud Suse zum Treffen nach Kassel ein.
So fuhren wir beide mit Gepäck dem nächsten Treffen entgegen.
Die letzten 10 Kilometer vor dem Zeltplatz Fuldatal-Knickhagen waren der Horror für uns.
In jeder Linkskurve setzte die Bootsnase auf und schliff auf dem Asphalt. Ich hatte richtig Schiss, dass wir vorne überkippen könnten. Also wurde ich immer langsamer und hinter mir bildete sich eine Autoschlange. Das war mir völlig egal. Ich wollte nur heil ankommen.
Auf dem Zeltplatz angekommen, klagte ich mein Leid.
Wie nicht anders zu erwarten ist in der SR-Gemeinde, fanden sich sofort mehrere liebe Menschen, die mir mit Rat und Tat beiseite standen.
Wir demontierten den Seitenwagen vom Moped und wollten alles neu einstellen.
Das war leider gar nicht so einfach, denn die vordere untere Befestigung war festgerottet.
Wir fingen ganz zart an mit Rostlöser und Wasserpumpenzange, leider ohne Erfolg.
Also wurden wir brutaler.
Wir setzten eine Campinggaskocher zum Erwärmen ein und kühlten mit Eisspray. Dann wollten wir die Befestigung mit Hammerschlägen überreden, sich zu bewegen. Keine Chance!
Also bauten wir wieder alles zusammen und stellten den Vorlauf und die Vorspur so gut wie es ging ein.
Am Sonntagmorgen ging es mit einem tierisch schlechten Gefühl im Hinterkopf gen Berlin, da ich genau wusste, dass das Gespann nicht optimal eingestellt ist.
Nach 7 Stunden Fahrt waren wir fast am Ziel. Ich brachte Suse über die Stadtautobahn nach Hause und geriet in einen Stau. Ich übersah das Stauende und musste eine Gefahrenbremsung machen. Dabei schaukelte sich der Beiwagen so dermaßen auf, dass ich Angst hatte, dass Suse einen Abflug macht. Nun hatte ich Wahl...., Bremse lösen und in den Stau reinfahren oder auf der Bremse bleiben und beten, dass der Beiwagen sich stabilisiert. Wir hatten Glück!
Da stand mein Entschluss fest, das Gespann wird komplett zerlegt, neu lackiert und eingestellt.
Im September 2005 begann ich mit der Zerlegung des Gespannes. Sämtliche Metallteile gab ich weg zum Sandstrahlen. Marcel bot mir an, das Gespann zu lackieren und mir auch bei anderen Arbeiten zu helfen. Ich wollte etwas besonderes haben. Also beschloss ich, das gesamte Gespann im Design der 81-er SR, also in grau-blau, wieder aufzubauen.
Den Bootskörper schliff ich von Hand, angefangen mit 80iger Papier bis endlich der scheiß Unterbodenschutz weg war. Meine Fingerkuppen waren nachher genauso glatt, wie das Velorexboot. Es war eine Scheißarbeit, und ich hoffte immer, dass es sich lohnt.
Zwischenzeitlich hatten wir uns auch für das Design des Bootes entschieden.
Zusammen mit Marcel grundierten wir den Rahmen, mehrere Tanks und das Boot.
Anschließend lackierten wir den Rahmen in schwarz-glänzend und das Boot in starsilver.
Nach dem Klarlackauftrag musste eine Schablone angefertigt werden, um das Boot weiter zu verschönern. Ich setzte mich also zu Hause und auch in der Garage auf den Hosenboden und zeichnete und skizzierte und entwarf wie ein Blöder, bis ich endlich etwas vernünftiges zustande gebracht habe.
Die Papierschablone war fertig.
Nun musste ich nur noch einen vernünftigen Maskierfilm organisieren. Dabei half mir Roland B.
Da es das 81iger Tankdekor nicht mehr zu kaufen gab, musste ich mir selber helfen.
Ich pauste das Dekor von einem vorhandenen Tank ab, scannte es ein und druckte es in verschiedenen Größen aus.
Dann suchten wir passende Größe für den EGU-Tank heraus und übertrugen es auf ihn.
Gleiches taten wir mit dem selbstentworfenen Design für das Boot und lackierten beide Teile in dem dazugehörigen Blau.
Und dann gingen die Fummelarbeiten los.
Ich musste die weißen Outlines von Hand kleben. Etliche Meter, 3mm breiter weißer Folienstreifen. Das war nix für Mamas Sohnemann und kostete mich etliche Jahre meines Lebens.
Da ich zwischen beiden Linien auch einen gewissen Abstand einzuhalten hatte, klebte ich eine dritte zwischen den beiden als Abstandshalter und entfernte diese dann später.
Nach dem ich endlich alle Linien aufgebracht hatte, wurde die letzte Klarlackschicht aufgebracht und ich begab mich ans Zusammenbauen.
Mittlerweile hatten wir März 2006 erreicht.
Beim Zusammenschrauben der beiden Bootshälften nahm ich längere Edelstahlschrauben, die ich später noch kürzen musste. Das Sägen war mir aber zuwieder und ich entschied mich für die Flex. Nach 30 Schrauben passierte es dann, ich rutschte mit der Flex ab und trieb sie mir in meine linke Hand. Irgendwie schaffte ich es ruhig zu bleiben. Ich schaltete die Flex aus und legte sie vernünftig und ohne noch mehr Schaden anzurichten weg. Dann überkam mich Panik und Angst, ich rief Hanno um Hilfe und inspizierte meine Wunde. Es hatte die linke Zeigefingerkuppe und das Nagelbett erwischt, aber kein Tropfen Blut-halt nur eine Fleischwunde. Und dann sackte mir der Kreislauf weg und ich bat Hanno, die Feuerwehr zu holen. Just in dem Moment, wo der RTW auf den Hof kam, lieferte der Pizzabote unsere vorher bestellte Pizza. Mittlerweile ist alles gut verheilt und nichts zurückgeblieben. Ich musste mich allerdings sehr stark dazu nötigen, wieder eine Flex in die Hand zu nehmen.
Durch Zufall bekam ich für gutes Geld eine Schwinggabel. Diese musste ich natürlich auch sofort mit einbauen. Mit dem neuen 15-Zoll-Felgen, den Edelstahlspeichen und den Smartreifen nahm mein Gespann langsam Gestalt an.
Geplant waren eigentlich noch ein Ölkühler und eine Supertrappanlage. Dies musste ich aus Zeitgründen leider auf die Zukunft verschieben.
Zusammen mit der auf ebay ersteigerten Kastenschwinge und den aus dem Forum gekauften kurzen Konis kam die SR richtig schön tief und es gefiel mir.
Nun ging es ans Zusammenbauen. Der Beiwagen sollte ans Motorrad ran.
Ich hatte in der vergangenen Zeit genug gelesen über den Vorlauf und die Vorspur sowie die Spurbreite. Ich entschied mich für eine Spurbreite von 1,10 m, einem Vorlauf von 250 mm und einer Vorspur von ca. 50 mm. Ich malte mir diese Maße mit Kreide auf den Garagenboden und richtete den Seitenwagen aus.
Mit diesen Einstellmaßen fahre ich noch heute und finde sie recht passend. Allerdings fehlt mir noch die Erfahrung in den höheren Geschwindigkeiten.
Da ich den Beiwagen soweit nach vorne geholt habe, behindert mich diese Strebe beim Ankicken. Aber auch dieses Problem ist mit der Hilfe von Edmund Peikert zu beheben.
Mir schweben noch weitere Verbesserungs- und Umbaumaßnahmen am Gespann vor.
So soll z.B. noch ein TM 36, ein Ölkühler und eine Supertrappanlage verbaut werden, sowie ein scheibengebremstes 16 Zoll Seitenwagenrad.
Der Auspuff soll allerdings dann linksseitig oder unter dem Boot montiert werden.
Auf der Suche nach dem richtigen Lenker bin ich leider auch heute noch.
Im Juli werde ich versuchen, das Gespann durch den TÜV zu schupsen und dann werden wir weitersehen. Es ist vollbracht, TÜV Abnahme ohne Meckerei. Der Prüfer kam von der Probefahrt 2rädrig und mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder.
Vielen lieben Dank an Marcel, Suse, Hanno, Roland B. und die Berliner Eintopftreter für Ihre Unterstützung.
Der nächste Winter kommt bestimmt und ich habe schon wieder verdammt viele kleine Gimmicks im Hinterkopf. Das gibt bestimmt Mecker mit der Regierung.