Ui ui ui, krasses Fahrgefühl, kann ich da nur sagen. Total anders als alles bekannte und mit Suchtpotential
Aber der Reihe nach. Bin gestern schon sehr früh aufgestanden, sofort in den Bastelkeller und hab meinen Eigenbau wieder zusammengeschraubt, da ich einige Rahmenteile am Vortag lackiert hatte.Pünktlich um zehn Uhr kam auch die mir versprochene rote Nummer bei mir an, es konnte also losgehen. Bis ca 14:00 habe ich dann aber noch gebraucht um den Kotflügel und Rückstrahler zu montieren, sowie die Beiwagenbremse anzuschließen. Ohne der wollte ich nicht losfahren.
Also raus aus dem Hof, die Nachbarn winkten. Erster Gang - schalten - zweiter Gang doch dann bei ca. 40 km/h ---- totales Lenkerschlagen das ich nicht unter Kontrolle brachte bis runter zum Stillstand. Der Schreck fuhr mir in alle Knochen, doch so leicht wollte ich mich nicht geschlagen geben. Fuhr also weiter, raus auf die Flurstraßen und probte Anfahren, bremsen, leichte Schlangenlinien. Das Lenkerflattern kam nur, wenn ich stark beschleunigte. Wenn ich ganz sachte anfuhr war nichts zu merken und die Fuhre vermittelte mir den Eindruck, daß sie bei höheren Geschwindigkeiten eher stabiler werden würde.
Langsam traute ich mich auf die Ortsverbindungsstraßen und spürte zum erstenmal die Querkräfte, die in den Kurven auftreten können. Das hab ich total unterschätzt. Ich musste schon mit viel Kraft am Stummellenker ziehen um die Richtung zu bekommen die ich wollte. Das ist ja richtige Arbeit
. Einen Abschnitt meiner "Hausstrecke" nahm ich zufällig auch unter die Räder. Um die geilste Kurve, die ich mit der Solo bei gutem Wetter, gemähtem Mais (wegen der Sicht) und warmen Reifen mit knapp 140 Sachen nehme bin ich mit ungefähr 60 bis 70 rumgeeiert und war aber konzentrierter und geforderter als je zuvor. Ist das möglich? Bei halber Geschwindigkeit den doppelten Fahrreiz?
Mein Fahrziel war ein alter bekannter, der schon Jahre lang nur noch Gespann fährt. Als ich über noch ein paar Flurstraßen ankam und ihn um seine Meinung bat, fuhr er erstmal ein Stück mit dem Teil. Auch bei ihm stellte sich sofort das Lenkerschlagen ein. Das stuften wir als gefährlich ein. Wenn das bei höheren Geschwindigkeiten auftritt --- gute Nacht. Er schenkte mir aus seinem Fundus einen gebrauchten Lenkungsdämpfer und beim Blick auf sein tolles 1000er Guzzi Gespann stellte ich fest, das der Beiwagenrahmen und die Anbindung ungefähr doppelt so massiv ausgeführt sind als bei meinem Ding (staun).
So dann fuhr ich diesmal mit schon etwas mehr Übung über öffentliche Straßen nach Hause. Sogar den obligatorischen Besuch in meiner Stammkneipe hatte ich mir verkniffen, so viel Respekt hatte ich vor dieser Fahrerei. Alkohol? Erstmal undenkbar! Wie ich später erfuhr haben die Wirtshausbrüder schon darauf gewartet, daß ich mit dem Dreirad um die Ecke komme. Bis zu 90 km/h hatte ich mir getraut, die Hände immer fest am Lenker. Meistens schaltete ich ohne Kupplung und das Helmvisir blieb auch offen. Ich hatte mir einfach nicht getraut die Hände vom Lenker zu lassen. Flattern und so. Das ist so kein Zustand. So bekomme ich kein Vertrauen in die Fuhre. Ich werde wohl irgendwie ergründen müssen woher das Lenkerflattern kommt und wie ich es abstellen kann. Auf jeden Fall baue ich nächste Woche den Lenkungsdämpfer ein und verstärke meinen Rahmen nochmals.
So Leute, das war ein sehr geiler Tag für mich. Ich hatte keine Ahnung vorher was es heißt ein asymmetrisches Vehikel zu bewegen. Jetzt sag ich Respekt und Hut ab für alle Gespannfahrer. In jeder Fahrsituation ist man irgendwie anders gefordert. Ich denke das wird ein weiteres Hobby für mich werden und wenn mein Eigenbau nicht spurt, dann muß ich eben auf ein "Kaufgespann" sparen oder einen zweiten Eigenbau starten??? Versuch macht klug ,-)
Meine Erfahrungen: Gespannfahren ist geil. Gespannfahren ist erlernbar, nach ein paar Stunden klappt es schon ganz gut. Man braucht ganz andere Muskeln als beim Solofahren (Hatte am abend etwas Muskelkater im Rücken). Mein linksangebundener Beiwagen ist nicht sehr vorteilhaft. Bin zu oft in der Straßenmitte unterwegs und unterschätze die Breite. In Linkskurven muß ich meinen Oberkörper zum Beiwagen hin legen. Rechtskurven machen deutlich mehr Spaß. Die Fußgänger auf den Flurstraßen waren allesamt freudig angetan von der Maschine, das ist beim Solofahren anders. Lenkerflattern ist die Hölle. Wo kommt es her? Wie kann ich es mindern? Liegt es an der Fahrwerksgeometrie, der Telegabel oder den Reifen? Wer kann mir Tips geben, was zu tun ist? Wer hat auch mit Lenkerflattern zu kämpfen? Wird so ein Gespann tatsächlich stabiler bei höheren Geschwindigkeiten oder trügt der Schein?
Wie immer bin ich über alle Hinweise dankbar.
Viele Grüße Jürgen .......
......... der sich gestern glaub ich angesteckt hat