Umbau Suzuki GS 500

Alle Fragen, die den Motorradumbau zum Gespann betreffen

Umbau Suzuki GS 500

Beitragvon Peanut » 31. Oktober 2017 19:54

Hallo Forumsgemeinde,

im Frühjahr habe ich meine Suzuki GS 500 zum Gespann umbauen lassen, die Story dazu ist vor ca. 2 Wochen im Sidecar-Traveller (http://www.sidecar-traveller.com/) erschienen. Nachfolgend der Bericht, viel Spaß beim Lesen.

Micha

SUZUKI GS 500 Low-Cost Gespann
Vor ein paar Jahren haben wir uns unser Wunsch-Gespann bauen lassen, eine BMW R1200R mit EML GT 2001 Seitenwagen. Für die Fahrt zu zweit, mit Hund und Gepäck, in unseren Augen ein Traum. Für den Alltag war uns das Gespann jedoch zu schade, zu sperrig, zu schwer zu rangieren. Als ich dann vor zwei Jahren von einem Arbeitskollegen die von seiner Frau gefahrene SUZUKI GS 500 für kleines Geld angeboten bekam, habe ich deshalb prompt zugegriffen. Zwar bereits 12 Jahre alt, aber in Summe nur 2.500 Kilometer gefahren und in annähernd neuwertigem Zustand. Als Zweit-Moped, für den Weg zur Arbeit und für zwischendurch, genau das Richtige.
Die GS wurde im Laufe der Zeit etwas verändert. Die Gabel bekam WILBERS Federn spendiert um ihr die Teigigkeit zu nehmen, das Federbein wurde durch ein EcoLine desselben Herstellers ersetz um dem Heck das Pumpen abzugewöhnen. Der im Original rostanfällige und durch einen Umfaller der Vorbesitzerin unschön gewordene Schalldämpfer wurde durch ein Pendant aus Edelstahl von BSM ersetzt. Dem Fahrtwind wurde durch eine MRA Touren Scheibe Einhalt geboten. Alles auf verschiedenen Internet Plattformen für weinige Euro ergattert.
Bald schon beschlich mich jedoch das Gefühl, dass da dennoch etwas fehlt, irgendwie unvollständig erschien mir meine Suzi. Erschwerend hinzu kamen die traurigen Augen meiner Australien Shepherd Hündin Peanut, wenn ich die GS statt des Gespanns genommen habe und sie zu Hause bleiben musste.
Bei verschiedenen Gespann Herstellern im süddeutschen Raum wurde ich vorstellig um ein Angebot für einen preiswerten Umbau auf GS Basis zu erhalten. Ausnahmslos wurde ich darauf hingewiesen, dass mit den originalen Gussrädern ein Gespann Umbau nicht zulassungsfähig wäre. Nach etwas über einem Jahr kam ich beim Europäischen Gespann Treffen EGT mit Karl Schmied einem Gespannbauer aus Oberschwaben ins Gespräch. Er erklärte sich trotz aller Bedenken bereit, mein Vorhaben mit seinem Sachverständigen durchzusprechen. Nach einer Woche erhielt ich positiven Bescheid, mit der Prämisse, die Zuladung auf zwei normal gewachsene Personen plus etwas Gepäck begrenzen zu müssen. Für die von mir vorgesehene Anwendung kein Problem.
Annähernd zeitgleich, welch Fügung des Schicksals, tauchte auf der Homepage eines anderen Gespannherstellers ein gebrauchter MOBEC Gipsy Beiwagen auf, der mir, als Einsitzer, nicht nur von den Proportionen passend erschien, sondern, da vormals an einem SUZKI Roller montiert, auch noch dieselbe Farbe wie die GS 500 hatte. Der Boot inklusive Fahrgestell und Anbauteilen, knapp 10 Jahre alt, in gut erhaltenem Zustand und mit neuem Reifen, konnte ich zu weniger als einem Drittel des Neupreises erstehen. Lediglich eine gründliche Reinigung von Boot und Fahrgestell sowie ein Wechsel der Bremsbeläge waren erforderlich.
An der Suzuki mussten nur geringfügige Modifikationen vorgenommen werden, um für den Gespann Betrieb fit zu sein. Mit dem Fahrwerk update war das Krad bereits gut gerüstet für die zusätzliche Belastung. In Eigenregie wurde die Vorderradgabel zusätzlich mit einem KERN Stabilisator verstärk, die Bremsleitungen durch Stahlflex Exemplare ersetzt und die elektrischen Anschlüsse für den Seitenwagen entsprechend der Erfordernissen vorbereitet und mit SUPERSEAL Steckern ausgerüstet. Aus Sicherheitsaspekten habe ich dann noch gleich einen Warnblinkanlage nachgerüstet.
Anfang April wurde dann die SUZUKI sowie das Boot auf einen Anhänger geladen und zu Herrn Schmied gebracht. Bereits nach drei Wochen erhielt ich einen Anruf, dass das Gespann dem Sachverständigen vorgestellt worden sei, dieser die Radlast am Hinterrad für die originale Gussfelge jedoch als zu hoch befunden hätte und eine Umrüstung des Hinterrades auf eine PKW-Felge oder auf ein Drahtspeichenrad erforderlich wäre. Da eine Anpassung der Übersetzung ohnehin erforderlich gewesen wäre, fiel die Entscheidung zu Gunsten der PKW Felge, der Umbau verteuerte sich hierdurch leider um ein Drittel.
Weitere zwei Wochen später war das Gespann dann fertig gestellt und vom Prüfer abgenommen. Eine kurze Probefahrt vor Ort bestätigte die Richtigkeit der Entscheidung sowie die Qualität des Umbaus. Karl Schmied hat einen Hilfsrahmen parallel zum geschraubten rechten Rahmenunterzug angefertigt um eine Vier-Punkt Aufnahme zu realisieren. Zusätzlich wurde der Hilfsrahmen aus Vierkantrohr noch mit der rechten Fußrasten Aufnahme verschraubt. Das Rahmenheck wurde zusätzlich mittels Querstrebe versteift, eine Hilfsrahmen Aufnahme wurde unterhalb der Sitzbank angeschweißt. Das Hinterrad wird nun von einer 15 Zoll SMART Stahlfelge geführt und ist mit einem MAXXIS Reifen in 135 mm Breite ausgestattet. Das Ventil des Rades musste von der Felgenaußen- auf die Innenseite versetzt werden um Platz für die Bremsscheibe und den -sattel zu schaffen. Der Beiwagen wird zusammen mit der Vorderradbremse verzögert, das Gespann bleibt so auch bei einer Vollbremsung sauber in der Spur. Etwaige Pendelneigung der Gables wird mittels am Bremssattel befestigten Lenkungsdämpfers bereits im Keim erstickt.
Auf mittlerweile 2.000 gefahrenen Kilometern überzeugte das Gespan mit neutralem, ausgewogenem Fahrverhalten, moderaten Lenkkräften und ausreichend Leistung für den Alltagsbetrieb. Der Beiwagen beweist mit geräumigem Kofferraum sowie klappbarem Fronteinstieg seine Alltagstauglichkeit und wurde von Peanut für Hundetauglich befunden. Um dem gesteigerten Gewicht Rechnung zu tragen ist die Feder des Federbeins etwa zur Hälfte vorgespannt, die Gabelfedern werden wohl noch 8 – 10 mm hohe Distanzbuchsen zur Vorspannung erhalten, dann ist aber auch gut. Natürlich hätte ich für die inklusive Beschaffungskosten für das Krad investierten 5.000 € auch ein gebrauchtes Gespann erhalten, wohl aber kaum ein so wenig verbasteltes in einem solch guten Zustand mit entsprechend wenigen Kilometern. Eine Entscheidung die ich bis heute nicht bereut habe.
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Re: Umbau Suzuki GS 500

Beitragvon FietePF » 31. Oktober 2017 20:06

Hallo Micha,
klasse und sehr schön, gefällt mir :smt041
PS: Unser "Blaues Geschwader" wächst stetig!

Viel Spass
Alfred
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Re: Umbau Suzuki GS 500

Beitragvon Blaue Elise » 31. Oktober 2017 20:42

Hallo Peanut,
grüsse Deine Besitzer schön und lass Dich weiterhin mit Perwoll spülen :lol:
Wir hatten ja zum Bayerwald Treffen bereits das Vergnügen.
Wenn ich mich recht erinnere, ist das schon das zweite blaue Gespann, oder?
Gratuliere und allzeit gute Fahrt!
wünscht
:smt039 Lieserl

FietePF hat geschrieben:.....
PS: Unser "Blaues Geschwader" wächst stetig!

Viel Spass
Alfred

Was sagt uns das?
Blau ist eben doch nicht nur ein Zustand :smt026
Irgendwann machen wir ein Blaues-Geschwader-Treffen. Gäste mit anderen Farben sind herzlich willkommen!
Lieben Gruß und schönen Abend
:smt039 Lieserl
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Re: Umbau Suzuki GS 500

Beitragvon Aynchel » 31. Oktober 2017 21:19

schönes Gespann :smt023

aber ich wette über kurz oder lange ist da noch ne geschobene Schwinge drin
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Re: Umbau Suzuki GS 500

Beitragvon Michael1234 » 31. Oktober 2017 22:52

Hallo Micha,

schöner Bericht :grin:

Gruß Michael
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Re: Umbau Suzuki GS 500

Beitragvon Einzylinderfahrer » 1. November 2017 14:01

Hallo Micha,
schöner Bericht. Ich kann die positiven Erfahrungen mit Karl Schmid nur bestätigen.

Grüße
Uli
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Re: Umbau Suzuki GS 500

Beitragvon UKO » 1. November 2017 18:38

Was für eine schöne Geschichte! Und was für ein schönes Gespann! Glückwunsch dazu. :smt023
Menschen ohne Macke sind Kacke!
Ein Gespann ist so unnötig, das Mann es unbedingt braucht!
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Re: Umbau Suzuki GS 500

Beitragvon Peanut » 1. November 2017 19:01

Hallo Gespann-Gemeinde,
es freut mich, dass Euch mein Beitrag gefällt. Herzlichen Dank!
Viele Grüße,
Micha
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