MG 152 / 153 - 2016 / Pro & Contra Bremse am Schwenker-BW
Verfasst: 8. Mai 2016 09:46
In der vorherigen wie auch der aktuellen MotorradGespanne ist ein Bericht über das Pro und Contra der Bremse am Seitenwagen bei Schwenkergespannen.
Ob es hier dazu eine Diskussion gibt ist eher unwahrscheinlich, aber natürlich durchaus möglich.
In der Ausgabe 152 kamen die Hersteller zur Sprache. In der Ausgabe 153 sollen die Leser zu Wort kommen.
Da mir die aktuelle Ausgabe nicht vorliegt, kann ich leider nicht sagen ob mein Leserbrief aufgenommen wurde und wenn ja, ob dieser Brief in seinen Aussagen korrekt wiedergegeben wurde. Daher hier zumindest die ungekürzte Ausgabe:
Ob es hier dazu eine Diskussion gibt ist eher unwahrscheinlich, aber natürlich durchaus möglich.
In der Ausgabe 152 kamen die Hersteller zur Sprache. In der Ausgabe 153 sollen die Leser zu Wort kommen.
Da mir die aktuelle Ausgabe nicht vorliegt, kann ich leider nicht sagen ob mein Leserbrief aufgenommen wurde und wenn ja, ob dieser Brief in seinen Aussagen korrekt wiedergegeben wurde. Daher hier zumindest die ungekürzte Ausgabe:
Beiwagen-Bremse an Schwenkergespannen, Motorrad-Gespanne Nr. 152 / 2016
Sehr geehrter Herr Dr. Koenigsbeck,
Sehr geehrtes Motorrad-Gespanne-Team,
zuerst einmal möchte ich mich bedanken, dass Sie es gewagt haben dieses durchaus kritische Thema, dass in der Vergangenheit durchaus für einige Turbulenzen in der Deutschen Gespannbau-Szene geführt hat, aufzugreifen. In diesem Zusammenhang sind Sie, Hr. Koenigsbeck mir bereits durch Ihre Berichterstattung zum Thema ABS in der Gespannbau-Szene in den „gespann-news.de“ (ak44/10: http://www.gespann-news.de/newsgespann/abszwie/index.html) positiv aufgefallen.
Gerade nach den früheren zum Teil sehr polemischen Aussagen eines speziellen Gespannherstellers aus dem Norden, die zum Teil völlig unreflektiert in der Presse verbreitet wurden, freue ich mich, dass diese Veröffentlichung insofern allen Gespannherstellern von Schwenkern ein Forum eröffnet hat und zu Wort kommen ließ.
Was mir persönlich in der Diskussion ein wenig fehlt ist die Besprechung der speziellen Fahrdynamik, die ein Schwenkergespann aufweist und die sich in keiner Form mit einem Starrgespann vergleichen lässt, da die zugrunde liegende Fahrphysik auf anderen Grundlagen basiert (etwas was jeder Solomotorradfahrer, der je einmal auf einem Starrgespann gesessen hat leicht nachvollziehen kann). In der Vergangenheit wurde in einigen „Testberichten“ ungeprüft die Aussage des genannten Gespannherstellers aus dem Norden wiederholt bei der es hieß: Ein ungebremster Beiwagen sei lebensgefährlicher Blödsinn, weil sich der Beiwagen bei starken Bremsungen querstellen könnte.
Ich weiß nicht ob es bis zum heutigen Zeitpunkt jemals einem Fahrer eines Schwenkergespannes gelungen ist ein solches Verhalten zu beobachten und ich wage mal zu behaupten, dass ich durch meine mehrjährigen Auslandsaufenthalte nicht nur einen recht guten Überblick über die deutsche Schwenkerszene habe, sondern auch in vielen anderen Ländern (Europa, USA, Australien, etc.) mit Besitzern von Schwenkergespannen unterschiedlichster Hersteller oder auch Eigenbauten in Kontakt stehe. Von einem Querstellen eines Schwenkergespannes mit ungebremsten Beiwagen beim Bremsen habe ich in inzwischen fast 10 Jahren in allen diesen Ländern nie etwas gehört.
Aufgrund der üblicherweise sehr leichten Beiwagen von Schwenkergespannen sind die Fahrleistungen dieser Gespanne ja durchaus nicht weit entfernt von denen der für das Gespann verwendeten Solomotorräder. Das Beschleunigungsvermögen (bis ca. 100km/h) ist daher zumindest mit starken Solomotorrädern ja durchaus vergleichbar mit den Kräften die beim starken Bremsen auftreten können (durchaus in der Region von > 7 m/s² und mehr).
Bei bisher keinem von mir gefahrenen Schwenkergespann habe ich beim Beschleunigen ein Problem mit der Spurhaltung feststellen können (wie auch beim Bremsen nicht). Ich besitze selber ein solches Schwenkergespann seit vielen Jahren und habe auch mehrere Schwenkergespanne dieses wie auch anderen Herstellers Probefahren dürfen. Wenn eine Bremse am Beiwagen für die Spurhaltung erforderlich sein sollte, dann müsste dieses doch in gleicher Weise beim Beschleunigen mit umgekehrten Vorzeichen gelten. Wer also argumentiert eine Bremse am Beiwagen sei unbedingt aus Spurhaltungsgründen erforderlich, müsste in gleicher Form ein nicht angetriebenes Beiwagenrad für starke Solomotorräder (>100 PS) ablehnen, da sich die physikalischen Grundlagen nicht unterscheiden (nur eben mit umgekehrter Richtung) und die Kräfte zumindest ähnlich sein können.
Andererseits dürfte gerade dem Team von Motorrad-Gespanne seit dem Test von Hr. Lixfeld in der M-G-Ausgabe Nr. 127 Jan/Feb 2012 der Einfluss einer zu starken Bremse am Beiwagen eines Schwenkergespannes mit der durchaus sehr beunruhigenden Neigung zu Lenkmomenten vom Beiwagen weg (also in Richtung des Gegenverkehrs!) beim Bremsen eigentlich nicht unbekannt sein. Leider habe ich auf meine damaligen Frage zu diesem Testbericht und wie die im Text erwähnte „andere Federeinstellung“, die diese Neigung abgestellt haben soll, funktionieren soll bzw. wie die Federung einen solchen Einfluss haben kann, nie eine Antwort erhalten.
Vielleicht auch durch die in dem damaligen Testbericht meines Erachtens unreflektierten Aussagen ("keine Billigangebote aus der Grabbelkiste", „nur mit Bremse auch beim Schwenker“ & "wer einmal bei einer Notbremsung mit einem ungebremsten Beiwagen im Kreis gedreht wurde weiß dies zu schätzen" ) bei gleichzeitigen Problemen mit Lenkmomenten beim Bremsen etwas sensibilisiert, frage ich mich auch warum man in dem aktuellen Bericht mit den Bildtexten auf Seite 24 & 25 („Kalich Swing: Der Fahrer ist der Dumme!“ & „Müller-Schwenker: Keine Krücke erschaffen!“) beim Leser wiederum ein ähnlicher Eindruck erschaffen wird. Ohne technischen Hintergrund für diese Aussagen, und ein solcher Hintergrund fehlt mir derzeit, bleibt bei mir dabei ein fahler Beigeschmack.
Insbesondere wenn man bedenkt, dass seit 2016 für alle Motorräder mit neuer Typzulassung und spätestens in 2017 / 2018 für alle Motorradneuzulassungen ein ABS-Zwang besteht (was ich persönlich für eine gute Sache halte), bleibt für mich als Hauptfrage wie eine Bremse für den Beiwagen sicher an das Motorrad-ABS-Bremssystem angeschlossen werden soll. Gerade nach der von Ihnen veröffentlichten ABS-Geschichte in den „gespann-news.de“ (ak44/10) und inzwischen häufig doch noch sehr viel komplexeren ABS-Systemen dürfte ich doch sicherlich nicht die einzige Person sein, die sich fragt wie die Gespannhersteller, die ja in der Regel größen- & umsatzbedingt doch nur recht begrenzte Mittel zur Verfügung haben dürften, die notwendigen Ressourcen aufbringen sollten um die Software solcher Systeme so anzupassen, dass eine weitere Bremse betriebssicher angeschlossen werden kann.
Ich kann nur vermuten, dass die Kunden eines Schwenkergespannes welches mit einer Bremse am Beiwagen und einem Motorrad welches mit ABS ausgestattet ist von den Schwenkerherstellern nicht darüber aufgeklärt werden/wurden, dass eine solche Anpassung der Software in der Regel unterbleibt/unterblieben sein dürfte. Selbst wenn eine solche Anpassung der ABS-Software erfolgt sein sollte, dann müsste ja dieses Steuergerät gegen nachfolgende Updates in den Motorradwerkstätten gesperrt werden. Der Kunde wird somit vermutlich unbewusst zum Testfahrer.
Für mich bleibt auch aus eigener Erfahrung ein ABS am Motorrad, speziell mit Schwenker, ein Sicherheitsfeature auf welches ich keinesfalls verzichten würde. Ich durfte bei einer Probefahrt auf nasser Straße bereits am eigenen Leib erfahren wie schnell das Vorderrad eines Schwenkergespannes ohne ABS überbremsen kann. Dabei wird ein Schwenkergespann aufgrund der Massenträgheit eigentlich immer in Richtung des Beiwagens kippen und ab diesem Moment darf man dann nur noch hoffen, dass der Schwenkerhersteller daran gedacht hat einen Schräglagenanschlag zu montieren welcher verhindert, dass die Lenkung beim zwangsläufigen Einschlagen in Richtung Beiwagen nicht blockiert oder der Fahrer zwischen Motorrad & Beiwagen eingeklemmt wird.
Ich bin daher sehr froh vor der Bestellung meines Schwenkers auf den Rat von Hr. Kalich gehört zu haben und mir daraufhin ein Motorrad mit ABS gekauft zu haben. Ich habe mit diesem Schwenker verkehrsbedingt bereits mehrfach Vollbremsungen bis in den ABS-Regelbereich durchführen müssen um Zusammenstößen zu entgehen. Die zuverlässige Funktion des ABS und auch der Hinterrad-Abhebe-Erkennung des ABS-Systems habe ich dabei sehr zu schätzen gelernt. Wer je ein abhebendes Vorderrad beim Beschleunigen mit Schwenker oder ein abhebendes Hinterrad beim Bremsen mit Schwenker erlebt hat, wird wissen was ich meine. Bei regelmäßigen Sicherheitstrainings wie auch voll beladen auf Urlaubsfahrten ist mir dabei nie eine fehlende Bremsleistung bewusst geworden.
Keinesfalls würde ich diese Sicherheit gegen das Risiko eines Lenkmomentes in Richtung Gegenverkehr durch eine zu stark eingreifende Bremse am Beiwagen oder das Risiko einer unberechenbaren Reaktion des ABS-Systems eintauschen wollen.
Mit freundlichen Grüßen
xxxxxx
P.S. Ich finde es übrigens sehr schade, dass es die Archiv-Funktion bei den "gespann-news.de" derzeit nicht mehr zu geben scheint, da ich die Berichte früher immer gerne auch später noch einmal gelesen habe.