stimmt es das Autoreifen keinen Sturz brauchen ... ?

[Matotti]

Hallihallo,
kaum hier, noch nicht mal nen Gespann vor der Tür und schon die erste Frage. Aber das verstehe ich gerade nicht ganz und benötige hier die geballte Erfahrung der Langzeit Gespannfahrer.

Ich lese gerade, sehr aufmerksam, das Buch "Das 1x1 für Gespannfahrer". Dort wird unter anderem auch auf den Sturz der Räder eingegangen. ( Dort geht es im Kapitel über den Sturz der Räder und warum dieser bei runden Motorrad reifen anders sein muss als bei zB Autoreifen.
Im Buch seite 76 steht : Zitat Anfang " Gespanne mit Autoreifen werden im unbelasteten Zustand senkrecht gestellt. Würde man hier Sturz geben, liefen die Räder der Zugmaschine auf der Reifenkante. Das würde sehr schnell am einseitig abgefahrenen Reifen deutlich. Die Hersteller von autobereiften Gespannen müssen auf den Einflussfaktor Sturz verzichten. Jedoch auch bei einem optimal eingestellten Gespann ändern sich die Geradeauslaufeigenschaften durch Fahrbanhveränderungen und Schwerpunktverlagerung. " Zitat Ende.

Nun ist es so das das XS Gespann auf Smartreifen steht und diese sind auch leicht auf einer Seite, jeweils zur Gespannlängsachse abgefahren, haben also einen Sturz eingestellt. Ich dachte bisher immer, das dies so sein muss.
(Allerdings beruht meine kleine Erfahrung auch nur auf kleinst Gespanne mit runder Mopedbereifung, im huetigen Sinne lächerliche Motorleistung und insg. ist die auch schon viele Jahre her).

Oder sind die Smartreifen einfach zu schmal und gelten daher wegen Ihrem Format noch als "Motorradreifen" ?
Und werden nur wegen Ihre Fähigkeit auftretende Querkräfte besser ein und aufzuarbeiten genommen, benötigen aber wegen ihrem Format dennoch dann einen Sturz eingestellt ?
Bezieht sich der Autor vielleicht auf richtig "dicke, breite" Autoreifen ab 275er und aufwärts ?

Brauchen Gespanne mit Autobereifung keinen Sturz voreingestellt zu haben ? ( Als Gewicht nehme ich 100kg Fahrer gewicht und 65 kg Beiwagen Besatzung .)
Als ich das Gespann Probe gefahren habe, ist mir zwar ein hin und her "schaukeln" vom Beiwagen ausgehend zum Motorrad auf der welligen Strasse dritter Ordnung aufgefallen, aber dies wurde weniger, je schneller das Gespann wurde. (Ab ca 35/40km/h zog dann offenbar der Nachlauf vom Vorderrad des Gespann stabil, respektive überwogte der Nachlauf dann die Hebelwirkung des Seitenwagens.

Habe ich jetzt was falsch verstanden ?
Brauchen Gespanne mit Autoreifen (Smartbereifung hier als Beispiel), keinen Sturz voreingestellt oder sind die zu schmal um als "Autoreifen" im theoretischen Sinne zu gelten ?

Oder wurde das Thema schon bis zum erbrechen bereits behandelt, alle sind wegen der Frage bereits jetzt und direkt in Ohnmacht gefallen, nur ich Blindfisch habe es über die Suchfunktion nicht gefunden ?

Kaum da und schon die erste Frage....... sorry

Viele Grüße

Thorsten

[Stephan]

Ich müsste bei meinem grossen Gespann mit 165er Reigen mal nachmessen, von wg. Sturz. Der Hinteradreifen ist links aussen stärker abgefahren. Fällt aber erst auf, wenn er gegen sein Ende geht. Also gehe ich von einem „Sturz“ aus.

Stephan

[tobiiiii]

Als ich von meiner SR mit Motorradbereifung auf XS mit Autobereifung umgestiegen bin, habe ich die Einstellungen überprüft und hatte einen (geringen) Sturz an der XS gemessen.
In irgendeiner Dokumentation die ich damals online gefunden habe stand auch, dass das so i.O. sei.
Ich müsste jetzt lügen aber waren glaube ich um die 4mm.

Grüße
Tobi

[f104wart]

Der Hinteradreifen ist links aussen stärker abgefahren. Fällt aber erst auf, wenn er gegen sein Ende geht. Also gehe ich von einem „Sturz“ aus.

Ich denke, das kommt davon, dass sich das Zugfahrzeug in Rechtskurven, wenn das Boot entlastet wird, mehr neigt als in Linkskurven.

In Linkskurven stützt das Seitenwagenrad die Fuhre ab und das Hinterrad wird durch die Verlagerung des Schwerpunkts nach rechts vorne weniger belastet.

[quincy]

Deine Frage in der Überschrift:
stimmt es das Autoreifen keinen Sturz brauchen ... ?

Antwort aus meiner Sicht: Ja und Nein.

Der positive Sturz der Maschine, d.h. Neigung der Zugmaschine nach links, bietet die Möglichkeit, den vom Boot ausgehenden Rechtsdrall zu kompensieren. Wer auf die Vorspur verzichten möchte, kommt um Sturz nicht herum, soll das Dreirad ohne Bizepseinsatz geradeaus laufen. Wir sprechen im Normalbereich von 1 bis max. 2 Grad Sturz. Die PKW Reifen nutzen sich entsprechend schräg ab, aber was sind hierbei schon max. 2 Grad?
Bei der ganzen Betrachtung darf nicht vergessen werden, welchen Belastungszustand die Fuhre irgendwann hat und wie sich die Winkel / Sturz dann verändern.
Stellt echt hinter Euer Gespann und betrachtet es unbelastet, mit leichtem oder schwerem Fahrer, mit einem Kind im Boot oder mit der dicken Mutti im Beiwagen.
Da sind 1 bis 2 Grad ein Fliegenschiss.

Ist alles eine Frage der Einstellung / Erfahrungswerte der Gespannbauer. Alles (Nachlauf/Vorspur/Sturz/Spurbreite und evtl. noch der Vorlauf) hängt miteinander zusammen. Standardmäßig verzichten wohl die meisten Gespannhersteller bei Gespannen mit Autoreifen auf den Sturz - aber eben auch nur bei entprechender Berücksichtigungen der anderen Parameter.

Das ist ja grad das schöne an den Gespannen. Fahrtechnisch eine einzige Katastrophe - sowas fährt eigentlich gar nicht richtig
Aber grade das macht doch den Reiz aus.
Und wenn aufgrund guter Fahreigenschaften die Reifen etwas schräg verschleißen - scheiß drauf - Hauptsache die Fuhre läuft so, wie Du es möchtest.

[Matotti]

Hi,
das hatte ich befürchtet, das die Physik im Detail sich anders verhält und nur aufs geschlossene System bezieht.

Ich hatte mich eben nur über das Zitat (siehe oben) gewundert, das es so pauschal gelten sollte..... dachte dann, das der Autor eventuell einfach wirklich Breitreifen meinen könnte und vielleicht nicht solche Kreissägeblätter Bereifung wie Smart, Ente und Co.

Aber dann gilt wohl tatsächlich für jedes Gespann eine andere "wunderbare Welt der Schwerkraft".

Vielen Dank für die Beantwortung der Frage.

Viele Grüße

Thorsten