Bremsdruckregler, Wurmfortsatz

Dämpfer, Räder, Bereifung usw.

Bremsdruckregler, Wurmfortsatz

Beitragvon Crazy Cow » 25. Mai 2016 12:10

Ich mach hier mal nen Extra Fred auf, damit Fermoyracers Hilferuf nicht zersabbelt wird.

Bremsdruckminderer oder Bremsdruckregler kommen aus dem PKW-Fahrzeugbau. Sie haben die primäre Aufgabe, die Bremslast beider Räder einer Achse zu reduzieren wenn die aufgrund zu gering werdender Last blockieren. Wenn zwei Räder einer Achse blockieren gerät ein 4-Radfahrzeug ins schlingern, es wird unkontrollierbar, auch wenn die andere Achse bremst. Es handelt sich bei dem Bauteil also eigentlich um ein Anti-Blockier System.
Für den Rallyesport wurden solche Dinger mit Handregler entwickelt, gleiches Ziel, aber manuelles, sensibleres Tuning.

Weiterhin gibt es Patente für Radbremsdruckminderer, die auf die Bremssättel der Hinterräder geschraubt werden. Da sie von aussen nicht einstellbar sind, sprechen zwei gleiche auch gleichmäßig an. Einfach nur eine andere Bauart, die es erlaubt, Zweikreisbremsanlagen individuell zu gestalten. Aber bei allen Patenten wird durch den Einsatz der Regler die Bremsleistung erhöht, nicht vermindert. Und zwar in der Weise, dass an den Rädern der geregelten Achse die Radrotation sprich die Haftreibung erhalten bleibt und nicht in die verzögerungstechnisch schlechtere Gleitreibung über geht.

Was in der Dreiradlerei betrieben wird, ein an sich gut bremsendes Seitenrad in seiner Leistung zu reduzieren, lag sicher nicht im Interesse der vlt. 397 Patentinhaber und ist aus meiner Sicht gerade zu widersinnig. Wir sollten stattdessen danach trachten, die Bremsleistung so lange es geht zu erhöhen.

Wenn du ein Gespann mit Scheibenbremsen am Hinterrad und am Seitenrad hast, kann folgendes passieren:

1. Du bremst an, die Seitenradbremse spricht aufgrund der kleineren Kolben eher an, es gibt einen leichten Ruck nach rechts. Dieser Fehler lässt sich durch einen Bremsdruckminderer nicht beheben, er begrenzt nur den Höchstdruck.

2. Du bremst energisch vorn und hinten, Seitenrad blockiert, Hinterrad blockiert, Fahrzeug schlingert oder dreht hinten weg. Hier würde ein Bremsdruckminderer für beide Räder oder einer nur für Hinterrad helfen. Solange das Hinterrad dreht, bleibt das Gespann lenkbar, die Bremsleistung des Seitenrades wird allein schon durch das blockierende Seitenrad reduziert. Die Maschine verzieht nicht.

3. Du bremst stark, vorn und hinten oder nur hinten, Vorderrad und Seitenrad verzögern gut, das Hinterrad ist zu leicht, das Fahrzeug zieht leicht nach rechts, ist aber lenkbar. Sobald das Hinterrad blockiert, das Seitenrad jedoch nicht, drängt die Vorspur des Seitenrades das Fahrzeug aus der Richtung, es stellt sich nach rechts, so dass das Seitenrad in Fahrtrichtung steht, mit dem Vorderrad lenkst du ebenso dahin. Setzt die Blockade des Hinterrades ruckartig oder bei höherer Geschwindigkeit ein, kann der Schwung der Rechtsdrehung den Vorgang übersteuern und das Fahrzeug dreht sich stärker als erwartet oder als bei langsamer Geschwindigkeit.

4. Die Seitenradbremse ist am Vorderrad angeschlossen. Das Fahrzeug bremst sehr gut. Nur bei einer Vollbremsung oder auf regennasser Straße bricht es aus. Siehe 2 und 3.

Als Ursache dieses Phänomens wird gern dem Seitenrad ein "Überbremsen" zu geschrieben. das ist aber imho Unsinn. Ein Rad kann gar nicht gut genug bremsen. Ursache für die Beispiele 2 und 3 ist ein blockierendes Hinterrad.
Der hochliegende Schwerpunkt eines Gespannes wandert über die vordere Kippachse nach vorn, sobald das Fahrzeug vorne einnickt. (Vgl. Bremsmomentabstützung der Vorderradschwinge.) Der nach vorn drückende hohe Schwerpunkt hebelt also das Hinterrad aus, es wird leicht und beginnt zu blockieren. Erst in diesem Moment verliert es seine Spur und das Fahrzeug seinen Geradeauslauf. Das ist leider bei Gespannen mit Trommelbremse hinten und Scheibenbremse an der Seite aber von der Fußbremse angesteuert häufiger der Fall. Wenn das nicht funktioniert, ist es nach meinem Dafürhalten müßig, den einen Blödsinn durch den anderen verbessern zu wollen.

Ich behaupte nun: Wenn du also einen Bremsdruckminderer an das Hinterrad anschließt, erfüllt dieser genau seinen Zweck im Sinne seines Erfinders. Die Bremsleistung am Seitenrad bleibt erhalten, sie wird am Hinterrad gegenüber der Blockade erhöht und: das Hinterrad bleibt in der Spur und das Fahrzeug beherrschbar. Und es spricht nichts dagegen einen Bremsdruckregler zu verwenden, der nur im Fall der Radblockade den Druck mindert, einen last- bzw. bewegungsabhängigen Primitivregler mit Hebelchen a la Fiat Fiorino oder Lada Niva.
Gute Fahrt, Gruß
Olaf
wir bedauern, Ihnen keinen besseren Bescheid geben zu können.
Bild
https://deltasign.de/moto/
Benutzeravatar
Crazy Cow
verstorben
 
Beiträge: 15241
Registriert: 12. Mai 2006 17:05
Wohnort: Paläozoikum

Re: Bremsdruckregler, Wurmfortsatz

Beitragvon willi-jens » 25. Mai 2016 12:59

Gab es die Diskussionen zum Bremsdruckminderer nicht schon hier?
Benutzeravatar
willi-jens
 
Beiträge: 1742
Registriert: 13. November 2006 10:58
Wohnort: Nähe Schwabenmetropole

Re: Bremsdruckregler, Wurmfortsatz

Beitragvon Crazy Cow » 25. Mai 2016 13:14

War nicht letztes Jahr auch schon Pfingsten?
Gute Fahrt, Gruß
Olaf
wir bedauern, Ihnen keinen besseren Bescheid geben zu können.
Bild
https://deltasign.de/moto/
Benutzeravatar
Crazy Cow
verstorben
 
Beiträge: 15241
Registriert: 12. Mai 2006 17:05
Wohnort: Paläozoikum

Re: Bremsdruckregler, Wurmfortsatz

Beitragvon Slowly » 25. Mai 2016 13:47

Hinweis, insbesondere für neue, noch Forums-unerfahrene Mitglieder:
In solchen Situationen in oberer Menüleiste unter "Suche" das gewünschte Thema als Such-Stichwort (keyword) eingeben:

Beispiel:
search.php?keywords=Bremsdruckregler&terms=all&author=&sc=1&sf=all&sk=t&sd=d&sr=posts&st=0&ch=300&t=0&submit=Suche

Hat mir schon oft hilfreich bzw. erschöpfend weitergeholfen.

Willy-Jens,
damit hast Du Dich schon 2012 intensiv befasst.

8)
Über 1000 Beiwagenmodelle: : http://passionsidecar.free.fr/panoramas ... maside.htm
Motorrad-Fachbuch: "Das moderne Motorrad 1915" http://oldslowly.magix.net/
Benutzeravatar
Slowly
 
Beiträge: 14047
Registriert: 22. Oktober 2005 18:40
Wohnort: MÖNCHENGLADBACH Rheindahlen

Re: Bremsdruckregler, Wurmfortsatz

Beitragvon Stephan » 25. Mai 2016 15:43

Und nicht so einfach auf jedes Gespann umzulegen. Mein Hinterrad wird nach Links geschoben, wenn nur das BW-Rad blockiert. Das kurz drauf blockierende Hinterrad verstärkt das noch.

Aber wie du schon mal so ähnlich erwähntest, Olaf, solange da jemand dran rumspielen kann,mder nicht unbedingt weiß was er da tut ist's gefährlich.


Stephan
"Ich stehe hinter jeder Regierung, bei der ich nicht sitzen
muss, wenn ich nicht hinter ihr stehe."

Werner Finck

https://bvdm.de
Benutzeravatar
Stephan
Administrator
 
Beiträge: 20232
Registriert: 30. Oktober 2005 10:32
Wohnort: 4050 Rheydt

Re: Bremsdruckregler, Wurmfortsatz

Beitragvon Crazy Cow » 25. Mai 2016 17:26

Stephan hat geschrieben:Und nicht so einfach auf jedes Gespann umzulegen. Mein Hinterrad wird nach Links geschoben, wenn nur das BW-Rad blockiert. Das kurz drauf blockierende Hinterrad verstärkt das noch.

Aber wie du schon mal so ähnlich erwähntest, Olaf, solange da jemand dran rumspielen kann,mder nicht unbedingt weiß was er da tut ist's gefährlich.


Stephan


Find ick jut, dattu da einhaks, Stephan.
Ich habe nie die Erfahrung gemacht, dass ein blockierendes Seitenrad die Zugmaschine rumschiebt, an der sich beide Räder drehen. Das würde mich mal interessieren, wie das anderen Leuten geht. Aber: meist kann man das nur vermuten, in den wenigsten Fällen sieht man die Räder, oder kann gerade nicht hinschauen.
Gute Fahrt, Gruß
Olaf
wir bedauern, Ihnen keinen besseren Bescheid geben zu können.
Bild
https://deltasign.de/moto/
Benutzeravatar
Crazy Cow
verstorben
 
Beiträge: 15241
Registriert: 12. Mai 2006 17:05
Wohnort: Paläozoikum

Re: Bremsdruckregler, Wurmfortsatz

Beitragvon Stephan » 25. Mai 2016 17:54

Das muß man schon bisken planen. Asphaltierte teilverschmutzte Straße. Und passend mit dem BW-Rad drüber und bremsen. Das Gespann stellt sich nicht quer. Aber es kann überraschen. . .


Ansonsten wie folgt:

Blockierendes Vorderrad. Ab nach Links. Wenn man dann verschreckt die Bremse loslässt, haut's einen wieder zurück in die Spur.

Blockierendes Hinterrad, das BW blockiert aus Sympathie mit, bzw. kann sich gar nicht wehren, die ganze Kiste geht Hinten nach Links. BW wird leicht.

Alle Räder werden über die Blockierbremsung getrieben, Gespann rutscht, mit leichter Note nach Links, geradeaus. Da kann man nur beten, das kein Solist hinten dran hängt. . .


Stephan
"Ich stehe hinter jeder Regierung, bei der ich nicht sitzen
muss, wenn ich nicht hinter ihr stehe."

Werner Finck

https://bvdm.de
Benutzeravatar
Stephan
Administrator
 
Beiträge: 20232
Registriert: 30. Oktober 2005 10:32
Wohnort: 4050 Rheydt


Zurück zu Fahrwerk

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste