von Crazy Cow » 4. September 2014 12:54
Ist ja alles richtig, es hat auch jeder andere Prioritäten bzw. Defizite.
Ansonsten muss man halt den Aussagen der Hersteller über die neuesten Entwicklungen irgendwie Vertrauen entgegen bringen. Die auffällig asymmetrische Entwässerung des Uniroyal zum Beispiel. Neue bzw. hohe Profile entwässern alle gut, ich glaube aber, dass asymmetrische dabei weniger zum Pendeln in der Wasserfurche neigen. Und als Gespannfahrer haben wir ja gelernt, mit einseitigen Kräften um zu gehen.
Über die Spurrillengier des Vorderrades sind die Meinungen recht einhellig, aber nicht logisch bzw. sogar widersprüchlich.
Zum einen würde ich dringend von der unreflektierten Verwendung von Motorradreifen abraten. Unreflektiert meint, Motorleistung und zul. Gesamtgewicht ausser acht lassend, selbst bei einer schweren Solo wird bei einer Vollbremsung die Dauertraglast des Vorderreifens bei weitem überschritten. Immer den Loadindex des jeweiligen Rades mit dem des eingetragenen PKW Reifens vergleichen und bevorzugt M/C Hinterreifen beim Gespann vorn verwenden.
Bei den Vermutungen zu Autoreifen: es bleiben imho Vermutungen. Beispiele:
CX 500 125 SR 15 bzw. 135 SR 15 vorn, 135 SR 12 rechts Spurrille übel, allerübelst.
Yamaha XJ 750 F 148/80 R 14 vorn, 165/60 R 14 Seite, aber stark gestürzt (auf der inneren Kante laufend) so gut wie keine
Dito, gleiche Bereifung aber Seitenrad ungestürzt, (flach aufstehend), Spurrillengier deutlich spürbar
Beide Modelle hatten vorn eine 3,5" Felge.
SideBike XJ 900 Diversion, 155/65 R 13 vorn und seitlich auf 5" Felge, keine, aber absolut null Spurrillenreaktion
SideBike GTS, 165/60 R 14 vorn und seitlich auf 6" Felge, ebenso keine Spurrillenreaktion
Dito jedoch mit 185/50 vorn und 165/60 seitlich auf 6" Felge deutlich spürbar.
Ich vermute daher, dass es damit zusammenhängt, wie ein Reifen auf der Felge steht. Trapez nach innen oder nach außen, will sagen: Reifen für die Felge recht schmal oder recht breit gewählt. Auch denke ich, dass der Rollwiderstand des Seitenrades eine Rolle spielt. Ich würde nie das Gummi losgelöst von der Felge betrachten und glaube auch nicht mehr, dass man allgemeingültige Aussagen über die Reaktion von Reifen tun kann, außer bei zwei absolut identischen Fahrzeugen.
Zur Profiltechnik: Regenreifen haben einen höheren negativen Profilanteil, d.h. der Reifen steht bei gleicher Beite mit weniger Gummi auf der Straße, hat einen geringeren Rollwiderstand, aber das Restgummi reicht gerade bei unseren verhältnismäßig leichten Gepann-PKW voll und ganz für sehr gute Bremsverzögerungen, nur bei schweren Autos merkt man einen Unterschied.
Winterreifen sind ähnlich, haben aber außer anderer Gummimischung auch weniger Querverbindungen zwischen den Profilstollen und -ringen, so dass das Gummi sich elastischer bewegen kann. Seitlich (kurve) wie auch nach vorn und hinten (bremsen und beschleunigen). Das führt dazu, dass das Gummi in jedem Fall eine bessere und in Ausbrechsituationen ein längere Straßenhaftung hat, vermittelt aber das Gefühl eines schwammigeren Bodenkontaktes. > höherer Abrieb auf trockener Straße.
Das alles geht verloren, je mehr das Profil abgefahren wird, bei allen Reifen.
Was lernt uns das? Nüscht. Der eine fährt lieber so, der andere lieber so. Aber die Qualität seines Reifens lernt man erst in Extremsituationen kennen. Entweder es reicht, oder es reicht nicht. Meistens wird die Schuld nicht bei den Reifen gesucht. Überrascht war ich, dass bei den aktuellen Reifen mit der Klassifikation "Sport" im Namen das Hinterrad beim Bremsen gar nicht oder erst sehr spät blockiert, vorn und seitlich schon gar nicht. Aber auch das muss nicht übertragbar sein.