Was zum angucken.
Man kann ja mal versuchen heraus zu finden, was die Klassifizierung damit zu tun hat. Soll keiner meinen, sein Öl habe im Sommer eine Viskosität von 40 und im Winter von 15.
Angeblich verhält sich ein 15W-40 im Winter (bei 0°F) wie ein SAE 15 und im Sommer (bei 200°F) wie ein 40er. Nur wie verhalten sich Einbereichs SAE oder HD Öle? Weiß doch keine Sau.
So ähnlich sähen die Kurven zu den typischen Motorölen aus. Links, nahe dem Stockpunkt des Öls nähern sich die Werte dem Unendlichen, das Öl fließt nicht mehr, ob es trotzdem schmiert, weiss ich nicht. Jedenfalls ist der Zustand nicht gut für die Ölpumpe oder ihre Antriebskette. In nur einem Datenblatt habe ich die Angabe zur Viskosität nahe dem Stockpunkt gefunden, sie lag bei 6000.
Je nachdem, wie man den typischen Arbeitstemperaturbereich eines Motors definiert, sieht man ganz gut, dass in jedem Fall bei Synth. Öl und auch bei Wintermehrbereichsölen die Viskositätswerte näher beieinander liegen. Besser für den Motor. Höherer Viskositätsindex.
Aber was ist mit den Temperaturen über 100°C ?
Leider gibt es da keine Angaben. Böse Zungen behaupten, bei Synthetikölen fielen diese Werte in den negativen Bereich. Weiss ich nicht. Ich denke eher, sie gehen aber mit Sicherheit gegen Null, ehe das Öl verdampft bzw. sich selbst entzündet, was nach Datenblatt bei 220°C bis 250°C der Fall ist. Ich würde es nicht drauf ankommen lassen.
Ich will auch gar nicht in Abrede stellen, dass ein Öl mit einer Viskosität nahe Null immer noch gut schmiert, nur es muss auch zu den Schmierstellen kommen, (fallender Öldruck bei steigender Temperatur) und es muss sich speziell in den Lagerschalen halten, denn was leichter hinein fließt, macht auch leichter wieder 'naus.
Sado-Maso is klaa, nä? Jaso ist die Prüfung für Motoröle, die auch Getriebe schmieren müssen und Nasskupplungen verschonen müssen. Es gibt imho drei Prüfverfahren. Die Angaben auf der Öl Buttel müssen mit der im Handbuch übereinstimmen.
Die API Klasse muss mind. so hoch sein wie vom Hersteller angegeben. (Alphabetisch steigend).
Die V-Werte der Hersteller weichen voneinander ab. Manches wäre in einer niedrigeren Klasse besser aufgehoben.
Bisweilen wird ein Wert für die Verdunstung bekannt gegeben, ist natürlich auch wichtig für den Verbrauch, ich weiss aber nicht wie es gemessen wird. Desweiteren habe ich die Werte für Sulfatasche beachtet, sie reichen von 0,85 bis 1,4 bei Kat-geeigneten Ölen. Papier ist eben geduldig und wer will das schon wissen.
_____
Der Anwender muss nun beim Ölwechsel entscheiden, ob und wie weit er sich von den Vorgaben des Herstellers entfernt. Solange der Motor kein besonderes Verhalten zeigt, Überhitzen, Kolbenklemmer, Klappergeräusche der Lager (Onk, onk, onk...dann ist es eh zu spät) oder eben Ölverbrauch, würde ich da nicht drüber nachdenken und wenn überhaupt zu einem der durchschnittlichen Öle aus dem mittleren Bereich greifen. Teilsynthetik wird da gern angeboten.
Wann Vollsynthetik?
Mopped-Hersteller sagen:
- Öldruck beachten (bei älteren Motoren geht der Druck im erhöhten Lagerspiel verloren. Neue Motoren mit mehreren Spritzdüsen würden auch Druck verlieren.)
- Der Motor muss eingefahren sein. Mit Synth.Ölen würde das Einfahren zu lange dauern.
Ich sagen:
- wenn der Motor kein Öl braucht. Wer soll das Nachkippen sonst bezahlen? Der Motor muss eingefahren, darf aber noch nicht verschlissen sein. Nach Erfahrungsberichten "schnupft" sich eine Friteuse das Öl aus dem Keller.
- erst Öldruckmesser oder Öltemperaturmesser installieren. Es gibt keine Auskunft zu den Ölen bei Arbeitstemperaturen von 130-150°C. Wenn das empfohlene Mineralöl bei heissem Motor nur noch 1bar Druck hergibt, würde ich kein Synth. Öl nehmen.
Wann zu einer anderen Viskositätsklasse greifen, als vom Hersteller empfohlen?
Hersteller sagen:
- Wenn draußen kalt, du besser Öl nehmen, was schneller warm. Yamaha empfiehlt für alle Böcke der 80er und 90er Jahre: 20W-40 mineral. ab 5°C aussen. Ok, ok, wenn´s sein muss im Winter 10W-30 mineral. bis 15°C aussen.
ich sagen:
- wenn es Aussentemperaturen gibt, die untypisch niedrig sind, dann gibt es auch welche, die untypisch hoch sind. Wir haben seit einigen Jahren damit zu kämpfen und 1985 oder 1995 hat man sich das nicht unbedingt vorstellen können.
Die Auskunft, im Winter "dünneres" Öl fahren zu dürfen, hängt imho nicht nur damit zusammen, dass das Öl schneller warm wird, sondern auch, dass der Motor selten seine 100°C oder gar darüber erreicht. Und bei 80-90 Grad haben eben die dünnen Öle sicher auch noch eine passable Viskosität, die den Motorenkonstrukteur und den Öldruckmesser erfreuen.
Wenn ich also weiß. dass ich auch im Sommer mal die Autobahn nehme und auch letztes Jahr schon bei 35°C und mehr Aussentempertur gefahren bin, immer das Gas zu machen muss, nachdem ich aufs Tacho schaue, kann ich mich nicht für ein Öl entscheiden, dass schneller warm wird. Vielleicht kaum für das, das der Hersteller empfiehlt. Jedenfalls nicht, wenn ich weiss dass mein Moder +100.000km am Buckel hat, mit Sicherheit ein größeres Laufspiel an den Gleitlagern hat als ein neuer und bisken Öl verbraucht.
Ich habe mich für ein Ravenol 20W-50 mineral. mit einer Viskosität von 20 bei 100 Grad entschieden. (statt einer Vorgabe von 20W-40, mineral.,15qmm/s @100°C) Das der Motor vorsichtiger und länger warm gefahren werden muss, ist halt ein Tribut ans Alter.
@Ralf: Von Castrol sind imho keine technischen Datenblätter für die Öffentlichkeit verfügbar. Es ist aber wohl so (sagt Herr Shell), dass bei mineralischen Ölen die besonderen Merkmale durch Additive erzielt werden. Das sind imho durch die Bank Schwebestoffe, die dummerweise verschleissen oder absinken. Erwischt man also eines mit besonders herausragenden Eigenschaften, verharmlosen solche auch mit der Zeit und ein Ölwechsel ist wieder angesagt. Shell sagen: alle 5000km, ich sagen: weiss nicht, kippen auch gerne nach, wenn zu hause.