FredB hat geschrieben:Irgendwie stürzt mir grade meine Welt zusammen. Why the hell haben Harleys (zumindest meiner Kenntnis nach) relativ selten derartige Getriebeschäden? Untertouriges Fahren und Drehmoment reichlich - da dürfte man sich ohne Ersatzgetriebe ja kaum aus der Hütte trauen.
Zugegeben - ein singendes Getriebe ist in der Akkustikwelt eines ordentlichen gehaltenen Milwaukee-Eisens eher im Grundrauschen anzusiedeln und vielleicht auch deshalb im Ignorebereich.
Harleys sind aus einer anderen Welt. Vom Konstruktionsschema etwa 80 Jahre alt, geboren in der neuen Welt, wo man seit ewigen Zeiten max. 65mph fährt. Den Öldruckproblemen im Motor wird mit dem Schmierstoff "Honig" begegnet. Der sollte aber eigentlich erst warm laufen. Vor 80 Jahren gab es halt ein Standard Motorkonzept, (Norton-) Getriebe angedockt, kettengetrieben mit halber Motordrehzahl laufend. In dem Getriebekasten befindet sich wiederum Honig, was aber nicht aussergewöhnlich ist. Getriebeöl mit sehr hoher Viskosität hat nun mal gute Druckstabilität. Die Primärkette dämpft wirkungsvoll den Hammerschlag und langsam laufende Getriebe lassen sich auch mit geringem Laufspiel gut schalten. Vom Getriebe weg geht wieder eine Kette oder ein Zahnriemen, was die Stöße auf den Antrieb wirkungsvoll reduziert, wenn keine neuen durch Schlagen (Zahnriemen) dazu kommen. Das Getriebe selbst ist ein vergleichsweise großer Kasten, denn der Harley Motor baut untenrum rel. klein, ein besonderer Vorzug von V2 Aggregaten.
Speziell bei den Japaneren liefen nicht nur die Motoren schneller, mit zunehmender Leistung, aber nicht steigendem Platzangebot konnte man die Probleme am besten durch anpassen der Primärübersetzung lösen. Die Zahnräder bewältigen die gestiegene Leistung, weil sie mit höherer Drehzahl als vor 30 Jahren laufen. Natürlich gibt es Ausnahmen. Schneller laufende Getriebe benötigen aber ein größeres Spiel an den Schaltklauen zum Beispiel. Vereinfacht ausgedrückt würden sie mit hoher Präzision gefertigt nicht mehr funktionieren. Aus Platzgründen sind die Getriebewellen im Motorgehäuse unter gebracht, die besonderen Qualitäten, die ein Getriebebehonig mit sich bringt, können vom Motoröl nur en passant erbracht werden. Die Öle können das recht und schlecht, aber man darf halt keine Wunder von ihnen erwarten, denn anders als in einem geschlossenen Getriebekasten verändert der Schmierstoff rapide seine Viskosität.
Vielleicht könnte man festhalten: wenn einer seine Bandit untertourig fahren will, sollte er wie bei Harley SAE 50 Öl in den Motor kippen und darauf verzichten, höhere Drehzahlen an zu peilen.