Donnerstagmorgen. 08:30, es ist schneidend kalt. Ich bin auf dem Weg vom Motor zur Elektrowerkstatt. Es wird Zeit. Gespräch mit dem Kunden, Stundenzettel schreiben, Umziehen, Abmarsch. Vor 12e muß ich durch Hamburg durch sein.
Freitag wollen wir los. Dragon Rally. Freitagabend in Aachen noch einen Diavortrag über eine Winterreise schauen. Danach bis Charleroi. Morgens weiter nach Calais - Dover - AceCafe - Cambridge. Montag sah noch alles grün aus. Ruhe an der Elektromotorenservicefront. Dienstag dann der Alarm. Ab nach Brunsbüttel.
Freitagaben 22:23, es ist nicht wärmer geworden. Obwohl, die im Diavortrag erwähnten -27°C werden wir nicht kriegen. Bis Charleroi haben trotzdem umgekippte LKW gesehen, LKW die trotz Glatteis an uns vorbeigerauscht kamen. Und uns an den warme A4 Klamotten erfreut haben.
Nur unsere frierenden Hände, trotz Heizhandschuhen, und vor allen Dingen mein zufrierendes Visier machen uns in dieser Nacht Probleme. Achja, Beschleunigen ist irgendwann nur noch mit sehr viel Feingefühl möglich, da das Hinterrad sonst sofort durchdreht.
Am nächsten Morgen rächt es sich, daß wir nicht wie Curd, eine zweite Batterie dabei haben. Selbst der belgische ADAC kann uns nicht weiterhelfen. Erst in der freundliche BMW (diesmal doch tatsächlich nicht TOYOTA!) Werkstatt von deHaes, finden wir raus, das der Anlasser nicht das Problem ist. Sondern eine zu kalte Batterie, plus Kontaktprobleme am Batterie - Anlasser Plus oder/und Minuskabel. Das Motorrad läuft und bei der Frage nach dem Lohn für die Mühe, bekommen wir zur Antwort „Nichts. wir wären ja nette Leute“. Noch nicht mal was für ‚ne Kaffeekasse können wir loswerden. Dann schönen Dank. Ich weiß jetzt wenigstens wie ich den Anlasser ausbauen kann.
Unsere Fähre ist da schon wieder auf dem Rückweg von Dover nach Calais.
Zwar hab ich die nächste Nacht dann die Batterie mit in’s Warme genommen, aber auf Grund der etwas erschwerten Zugänglichkeit die nächste Nacht dann gehofft, daß es gut geht. Und es ging gut. Nicht einmal hat das Gespann Startprobleme gehabt. Obwohl es auch Nachts gefroren hat.
Wie sagte mir doch vor einigen Jahren ein erfahrener Winterfahrer, „In England brauchste keine Schneeketten. Da schneit’s nie. . .“
Wenn man im DragonRally Buch liest, war Schnee in den letzten 50Jahren durchaus Thema.
Das man in Merry Old England trotzallem wenig Erfahrung mit dem weißen Stoff hat, kann der aufmerksame Beobachter schnell feststellen.
Da wir nun doch einen Tag hinter unserem Zeitplan zurück lagen, haben wir den Abstecher nach Woodstock, samt Schloß Blenheim, auf ein ander Mal verschoben und uns dann zügig Richtung London aufgemacht.
Das Photo vor dem Castel brauchte ich für einen Thread im ADVRider
Und das Bild musste einfach sein. Dafür ist die alte Brücke einfach ein zu toller Hintergrund. Da weiß ich auch wieder warum ich das Gespann dann doch nicht Schwarz lackieren will. Wenn wir auch am Ende des Tages die Erfahrung gemacht haben werden, daß es nicht nur Vorteile haben kann, ein auffälliges Gefährt zu fahren.
Mittagessen im Ace. @Totti, im unten angehängten Link sind noch mehr Bilder über die Motorräder im AceCafe
Nach dem Essen steht Tanken und Geld abholen auf dem Programm. Und hier bekommt die Geschichte kurzfristig eine dramatische Beule.
Wir fallen einigen gelangweilten Jugendlichen auf. Die meinen dann, daß es wohl witzig wäre zu versuchen uns mit Schneebällen zu treffen. So 'n Schweineeimer im Londoner Verkehr zu wenden, ist eigentlich kein Thema (Karin blieb an Bord). Und schon steht ein ziemlich sauer gelaufener Ausländer vor den Kids und regt sich auf. Schliesslich kommen auch gefrorene Wasserplastikflaschen von seiten der Jugendlichen in’s Spiel. Da ich auf Schnee nicht wirklich Spurtstark bin, wird nur einer Abends Schwierigkeiten haben zu sitzen. Hoffentlich. Karin bleibt währenddessen abgebrüht und macht vom Motorrad aus Bilder.
Der Rest der Reise verläuft dann aber wieder friedlich und erholsam.
Cambridge’s Nachtleben
Das Kleeblatt hat Seltenheitswert.
Manche Ecken scheinen noch auszusehen, wie vor 134Jahren.
Auch im Osten Englands war schon früh in Englands Geschichte was los. Überall trifft man auf altes Gemäuer. Und Häusern mit Verbindungen zu geschichtlich relevanten Menschen.
Hier lebte Oliver Cromwell, http://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Cromwell
St.Edmundsbury
Landschaftlich ist Ostengland im Winter und zugeschneit nicht so wirklich reizvoll. . .
. . .Aber man kann schon einige schöne Entdeckungen machen.
Im Gegensatz zu diesem Museum, welches uns von beiden Seiten durch eine belebte(!) Baustelle unerreichbar blieb. . .
. . .wies auf das Motorradmuseum nur ein kleines Schild hin.
Nur gut, daß ich beim Oldtimerstammtisch gut zugehört habe, so sind mir die meisten Namen der Motorradmarken zumindest vom Hören&Sagen bekannt.
Abends gelingt es uns meist ein nettes Pub oder Freehouse mit angeschlossenem B&B zu finden. Allerdings ist es tagsüber immer gut, jederzeit zu wissen, wo man einen der Hamburgerbratereien finden kann. In England ist eine Toilette für eine Imbissbraterei kein „Must-Have“. Wenn, dann ist es hut nicht zu empfindlich zu sein. Auch haben im Winter einige ihren wohlverdienten Urlaub. Und somit ist es beruhigend zu wissen, daß beim großen „M“ überall die gleichen Standards gelten. Den ein oder anderen Zwilling vom Dolwen Cafe haben wir aber gefunden. Manche frisch renoviert, manche das letzte Mal kurz nach dem Krieg. Wenn dann die sanitären anlagen fehlen, einfach mal nebenan fragen. . .
Ein „privatBär“
Eine weiter Burg für meinen CastelThread. Leider können da die USAmerikaner im ADVRider nicht so recht mitmachen. . .
Freitag geht es dann stramm gespannten Gaszugs Richtung Betws-y-Coed. Uns noch von unserem letzten Besuch 2010 gut bekannt. Dort hat Freund Jethro ein Doppelzimmer für uns gebucht. Schön, daß auch ohne „Full english Breakfast“ das Frühstück lohnenswert war. Dort sammeln sich auch einige alte und neue Bekannte.
Da der MeldeWohnwagen nicht weit von hier steht, bewegt sich am nächsten Tag eine lange Reihe Motorräder Richtung Capel Curig. Für den eigentlichen Treffenplatz müssen wir über einen kleineren Pass. Zwar wird auch diesmal wieder eine Band aufgeboten (waren nicht schlecht), aber Vielen, und auch uns, war der Weg dorthin einfach zu weit. Dafür hätte man am Sonntagmorgen eine warme Dusche nehmen können.
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, daß es Chris (Yachtie) nicht schafft. Karin glaubt ab 23:00 bei jedem Scheinwerfer, der über die kleine Passstraße irrt, „Das isser! Ganz sicher!“, bis sie dann um 00:00 aufgibt und den Schalfsack anwärmen geht. Nebenbei bemerkt, nicht überall gibt es in den Bergen von Wales ein Mobiltelephonfunknetz. Für das klärende Telephonat mit Chris, muß ich bis Capel Curig zurückfahren.
Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege wieder alte Freunde getroffen, einige vermisst, neue kennengelernt. Wir leisten uns einen Abstecher wieder zum Ace Cafe. Danach geht es quer durch London Richtung Dover. Was aber in London city angesagt war, daß es dort so ungewöhnlich voll war???
Wir müssen Montags um 07:25 am Hafen in Dover sein. Wie es eigentlich die Regel ist, sind wir zu früh dort. Dafür erlebe ich beim Abschied noch eine Premiere. Zum ersten Mal, daß ich nach England fahre, sind nun schon gut 36Jahre, muß ich zur richtigen Zollkontrolle. Dort weiß man eigentlich niGS mit mir anzufangen. ein kurzer Blick in unsere Küche. Dann muß meine Kalmottentasche durch’s Röntgengerät, und Tschüss!
Wir können eine Fähre früher nehmen. Diese auch mit dem ersten Schwung wieder verlassen. Trotz Schneeankündigung verläuft die Rückfahrt ruhig und ohne besondere Vorkomnisse. Es bleibt sogar noch genügend Zeit, den ärgsten Salzschmutz vom Gespann zu sprühen.
Die Kredits gehen an
- Bruno Pilliterie „ Eiskalt – auf Spur“, für die nette Einstimmung auf unsere Winterreise
- Christian de Haes, von de Haes Motos SA, BMW
- Jethro K. für das nette Hotelzimmer
- alle Dragonisti für ihre Anwesenheit
- Karin für die Bilder
Und hier das restliche schmutzige Dutzend http://skloecker.smugmug.com/Holidays/D ... 975_ZcZPMR
In diesem Sinne
Stephan