hi -
die schwarze emme also.
she’s a keeper sagen die briten mit einem leichten wissenden kopfnicken wenn es um ihre eigenen fahrzeuge geht. She’s a keeper sagen sie zur dir wenn es zwar um dein fahrzeug geht aber eigentlich und tatsaechlich um dich.
Die geschichte der der ehemals schwarzroten es/2 haette auch ganz anders laufen koennen. Es war ein langes hart aber herzliches berufsleben (zweimal im besitz von zimmermaennern des ostens). Schon damals haette ... Ich weiss es nicht.
Mit der wende kommt aber auch die wende fuer das mz-gespann. Zu einer zeit, wo vier millionen zweiraeder urploetzlich obsolet geworden waren und mehr oder wenig weggeschmissen wurden, gab es ein paar junge maenner im suedwesten, die in ostdeutschland mz motorraeder suchten, zum selbstgebrauch, weil die englaender nie richtig liefen und die xt500 auch irgendwie schon seit jahren ziemlich am ende waren. Etwas stabileres, und vor allem bezahlbares musste her. Im osten umgekehrt: etwas sauschnelles musste her. Cool waere auch ganz nett.
Eigenhaendig ueberfuehrte der kolleg die kiste aus thueringen und der motor ging fest – da war kein getriebeoel drin. Etliche lenkkopflagerkugeln fehlten zwar auch, der kolleg hatte aber stabile bauarbeiterarme und hat nix gespuert.
Uns so stand das gespann in der werkstatt bei goeppingen, ueber ein jahr oder auch laenger, bis sich ein ueberholter interserohmotor mit ausgeschlagenber motornummer fand. Der war gut.
Das war ungefaehr 1994. ich hatte mich mittlerweile ein bisschen verguckt in das dreirad, ein fahrzeug aus einem guss und mit dem leben noch lange nicht fertig. So auch ich. Allerdings als motorradrookie, die kiste als kopfsteinpflastersau. Aus dem osten.
Mein zweiutes motorrad also. Und das fuhr dann sogar und warf mich bei meiner erstfahrt mit schlackerndem lenker fast ab. Wie oben schon erwaehnt waren meine arme nicht so staemmig wie die des kollegs.
Es dauerte ewig, bis mich die kiste fahrbereit hatte, das war es doch? Aber dann doch, zur jahrtausendwende schickte mich die geneigte leserschaft meines projektforums ueber ostdeutschland und berlin nach schweden – ich im dritten jahr auf der kunstschule mit pflichtarbeit interaktives schreiben. Drum – arbeit schule und reisen als abenteuerloesung schlechthin, ganz bloed war ich auch damals nicht. Die kiste lief, das forum lief, ich hatte sogar geld, einen kolleg der mir als haecker zur seite stand und alles digitale im hintergrund am laufen hielt (dem bin ich dabei bis heute zum dank verpflichtet.) Ein problem hierbei: es war november. Ein nasser, das kann man nachschaun. Und ich hatte einen 486er laptop und nirgends internet. Those were the days.
Mir ging die hinterradbremse fest, jeden morgen war die kiste abgesoffen, die kupplung zickte und der obere seitenwagenanschluss war ausgeschlagen. Dafuer steht morgens ein hirsch vor den zelt, man nimmt ein fruehes fusion festival mit und haengt in berlin rum, sitzt in schweden im hotel und laesst sich zutoderegnen.
Ich fuhr und hatte keine ahnung von mz. Aber viel mut und zuversicht. Auf ruegen musste die kupplung neu, der lokalschrauber kannte mz sehr wohl. das hielt mich zwar auf, aber ich konnte mir dafuer die stadt genau anschaun.
Alles repariert, hundert mark und einige doener kebabs spaeter auf der faehre nach kungsbacka ,schweden, wo richtige motorradfahrer richtig abfeierten. So auch ich, es dauerte drei tage, bis ich wieder weiterfahren konnte.
Hier, im irgendeiner stadt im irgendwo, steht die kiste. Gefragt, wo es einen motorradladen gaebe, zeigt der befragte den berg hinunter. Wir rollen. Auf den geschlossenen laden zu.
Gefragt, wo denn der motorradladen sei zeigt der gefragte den berg hoch, und dann rechts.
Wir schieben. Fuer olympia, deutschland und england und kurz vor der anhoehe fuer den teufel und seine hurraschreier
Wir rollen nach rechts wo der mechsaniker mitleid hat und mir die kupplung einstellt. Ich hatt ja keine ahnung …
im forum schrieb eine: Echt? s'ist abgekackt?! ich dacht's waer unkaputtbar?! Was nu? Take the ferry to Newcastle and try to find a train that takes you to ToTTy?! Lass dein bike bei'n paar netten schweden?!
Goeteborg dann. Durch unendliche waelder, unendliche schotterstrassen auf einer sich leicht federnden insel durch einen stetig vorbeiziehenden nadelwald. Goeteborg. Was fuer ein name fuer eine stadt! Von goeteborg fuhr damals eine faehre nach newcastle im nordosten englands. Ueber christiansand, norwegen. Die barcrew fuellt die jugend ab mit schnaepsen, einer davon wohnt in meiner kabine, dauerspeiend. Hurra, naechte die man nie vergisst.
Und kurz hinter sedberg zwischen newcastle und carlisle war die kupplung dann vollends im eimer.
Da, wo sie stehengeblieben war musste die mz drei jahre auf die bergung von der bauernwiese warten. An den aufenthalt bei sedberg erinnere ich mich gerne und undeutlich, die gastfreundschaft war ueberwaeltigend und auch zutiefst verwirrend. Die leute dort sprechen beim trinken dialekt.
Anyways: die kiste stand dann laenger beim lieblingsmechaniker (dem mechaniker, den alle frauen lieben) im sueden englands neben europaeischen traktoren, zweirtaktdieseln und dampfmaschinen.
Irgendwann tauchte die kiste dann wieder in goeppingen beim besten der besten kollegen auf, laenger in seiner garasche verharrend. Wie hab ich die kiste von gb nach d gebracht? Ich weiss es nicht mehr. Ich war schon wieder in Grossbritannien. Mit der Kunst war ich noch nicht gruen geworden und wollte es wissen. Was genau, keine ahnung, aber es hilft.
Kurzfristig fuer ein paar jahre in deutschland dann fand ich ja ein zuhause im noerdlichen schwarzwald im bauernhaus, da konnte ich ziemlich tun und lassen was ich wollte. Und da fuegte sich dann auch endlich die mz wieder zum fahrzeug.
Zuerst noch zaeh und zoegerlich mit sechs volt, dann mit neu eingetauschtem motor und vape zuenderey zum tatsaechlich wieder benutzbaren motorrad.
Lange waehrt. Und nichts wirklich kaputtgemacht, ausser dem verlustiggegangenen seitenwagen.
Vor fast wiederum zehn jahren dann war es die schwarze es/2, die im umzugsgut im 207er mitfuhr, um mein erstens und erstmal einziges fahrzeug in der neuen/alten wahlheimat in devon zu sein. Der letzte elektrische macken wurde dann hier in gb weggeschraubt – der neue chinakabelbaum funktioniert erstklassig. Seltener mit seitenwagen, manchmal aber auch mit. Und seitdem ist das zweite motorrad ueber die sommermonate mittlerweile das erste motorrad.
Nie langweilig, nie gestresst, zwar leicht verzogen und staubig auch, vielleicht gerade so ein bisschen wie ich. Hmm.
Knapp ueber zwanzig jahre sind das jetzt schon. She’s a keeper, sagen die einheimischen. Ich sage: Abgeworfen hat sie mich nie.