von Crazy Cow » 23. Oktober 2011 17:53
Guten Tag.
Gestern war nun die Urnenbeisetzung. Ich habe einen dankbaren Schrat ins Auto geschnallt, nebst einer Flasche Wasser, ein paar Bechern und etwas Papier. Dazu eine Motorradjacke, ein Paar Handschuh, Krückstock und Ohrschützer, man weiss ja nie.
Gut 20 vor 12 waren wir am vereinbarten Treffpunkt. Dieter* war schon da, er hatte wohl auch die längste Anfahrt aus dem Schwarzwald. Herrlich klares Wetter, aber kalt natürlich, wenn man so rum steht. Die anderen folgten Knall auf Fall. Jürgen mahnte ab 12h zum Aufbruch, ich überredete ihn, das akademische Viertel ein zu halten, taten wir dann auch, nur für Meenzer war, das leider zu eng gesteckt.
Die erste Rundfahrt zur ging zur Talmühle. 2 Guzzen, 1 Sidebike, 4 Schwenker. Nicht den kürzesten Weg natürlich. Schrat und ich mit dem Kehrwagen hinterdrein. Wir kannten beide die Strecke von verschiedenen Ausflügen, sie gehört zu den schönsten Ecken im Taunus. Schrat war froh, dass er mal wieder jemand zum Erzählen hatte, oder besser zum Zuhören. Ich hatte schon darüber nach gedacht, was wohl mit Pepi würde. Ich suche ja auch wieder nach jemandem, mit dem ich mich tagsüber mal wieder vernünftig unterhalten kann und mijn Fru war auch ganz angetan von Pepi. Schrat wäre dafür weniger geeignet und würde mich nur von der Arbeit abhalten. Aber so ein Hund hat durchaus sein Vorzüge.
Zweiter Treffpunkt Talmühle. Durch den Wechsel meiner Jacke draussen haderte ich mich mehrmals mit Autoschlüsseln und Handy, verpasste 2 angekündigte Anrufe. Es ging aber auch so. Mit einem Mal waren alle da. Schliesslich auch Ralph mit Frau und Tochter. Drei Trauergäste von der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule in Hofheim am Taunus waren ebenso anwesend. Aufwärmen, bekannt machen, Süppchen, Kaffee oder Mittagsmal. Alles zum Besten. Es waren zu der Zeit schon rd. 25 Leute an der Tafel, ich habe aber nicht gezählt.
Zweiter Teil der Ausfahrt zum Friedwald. Diesmal etwas konzentrierter. Der Motorradkorso war deutlich größer, aber flott unterwegs, als Kehrwagen hatten wir ebenso noch auf das Auto vor uns und den regeren Verkehr zu achten. Bei unserer Ankunft war schon eine größere Gruppe von Trauergästen da, vielleicht noch einmal 25-30. Unmöglich sich mit allen bekannt zu machen. Und es füllte sich weiter. Die Flasche Wasser im Auto war leider nicht ganz dicht und so konnte ich Eva nur einen feuchten Umschlag überreichen, ich hoffe er war dadurch nicht weniger von Wert. Wir tauschten ein paar Worte über die Verwendung. Pepi, erfuhr ich, hat aber schon ein neues Zuhause gefunden und so durfte ich zum Ausgleich ihr Wuffi halten, damit sie auch die Gäste mit Hund ungestört begrüßen konnte. Wir waren inzwischen vom Parkplatz zum Eingang des Friedwaldes hoch gelaufen und es hatte sich schließlich eine Trauergemeinde von etwa 80-100 Leutchen ein gefunden.
Der offizielle Teil fand auf einer Waldlichtung statt. Die Sonne hat es jetzt schon sehr schwer, über dem Wald zu laufen und so bahnte sie sich mühsam ihren Weg durch die Baumkronen und die Lichtung, ich habe mich umgesehen, fast nur die Lichtung lag in einem hellem Schein, sehr feierlich, wirklich.
Musik lief, ich erinnere mich nicht an den ersten Titel, Led Zeppelin glaube ich. Eine nette Dame, Theologin und freie Trauerrednerin, hatte eine Ansprache vorbereitet, die vieles über Jürgens (Arbeits-) Leben, sein Engagement und seine Eigenarten aufzeigte und den Gästen erlaubte, ihn noch besser kennen zu lernen. Manchmal ein erleichterndes Bonmot, denn Jürgen ist ja vor allem auch ein lustiger Vogel gewesen. In der Pause zwischen Ansprache und Andacht gab es "I was born under a wandering Star", zum Abschluss "In the air tonight".
Auf dem Weg weiter hoch zum Urnengrab konnten wir ein paar Worte wechseln und ich fand, dass diese Art der unkonfessionellen Beisetzung überaus pietätvoll und angenehm sei und dabei gar nicht unchristlich. Es waren erbauliche und positive Worte gewesen und Platz für ein Gebet war auch, aber kein Zwang.
Jürgens Urnengrab befindet sich sehr weit oben am Waldhang unter einem Baum, der wie viele andere dort die Patenschaft und die Beschattung des Grabes übernimmt.
Es blieb allen unbenommen, sich auf Ihre Art von seiner Asche zu verabschieden.
Der größere Teil der Trauergemeinde, vor allem aus Jürgens Arbeitsumfeld, zog sich nach einer Zusammenkunft in östlicher Richtung zurück, halber Weg nach Frankfurt, Jürgen und Frau, Ralph mit Familie, Schrat und ich haben die Feierlichkeiten bei einem erneuten Besuch in der Talmühle in Rtg. unserer Heimwege beschlossen. Das war ganz ok so.
So habe ich den Tag wahr genommen,
* nachträglich korrigiert. Sorry, es war nicht der eine Name, der mir Probleme machte, es waren die vielen an dem Tag.
Zuletzt geändert von
Crazy Cow am 23. Oktober 2011 21:15, insgesamt 2-mal geändert.