Na gut Leute,
dann schreib ich auch mal meine "Gespannanfänge"..
Ich war damals, so Anfang der 70er schon sehr viel solo gefahren, jeden Tag, jede Nacht, Urlaub, Nordschleife (jeden Monat) usw.
Dann kam der Gedanke an mehr Stauraum auf Reisen, Ihr wisst schon.
Also, Gespann muss her.
Keine Ahnung von wirklich gar nichts, aber wird schon werden. Also einen alten Steib S 500 besorgt, den nach alten Mopedheften aus den 60ern umgebaut, also den Bügel oben weg und unten hin, Federbein einer CB 750 rein, Rad mit Scheibenbremse von CB 750 rein und dann erstmal an die CB Four angefrickelt.
Mit Wasserrohrschellen am Krümmer!!!!
Wollte ja erstmal sehen, wie es überhaupt geht, und schraubertechnisch (und auch sonst im Leben) war ich völlig schmerzfrei..
Dann die erste Probefahrt mit dem "Gespann".
Klacks hatte geschrieben (in unserer damaligen Moped-Bibel "Schnell auf zwei Rädern") man schlägt den Lenker beim losfahren erstmal ein wenig nach links ein, dann vorsichtig Gas geben und den leichten Zug im Lenker spüren.
Illustriert im Buch an so einer Oldi-Krücke mit 27 PS.
Schaf, mit Blödsinn immer schon ganz weit vorne denkt sich: Ach was, ich fahre unter 10 Minuten auf der Nordschleife, mein Motor hat 900 ccm und fast 100 PS, da schlag ich den Lenker halt ein bischen mehr ein und los gehts.
Gespann Richtung Hofausfahrt zur Straße hin gestellt, lässig eingekuppelt und beherzt am Magura-Kurzhubgas gezupft.
Oha.....
Das Ding schoß mit Schmackes in einer Art Linkskurve ums Haus rum - direkt in den Schuppen rein und blieb da zwischen Dutzenden von elnedig klebrigen Einmachgläsern "stehen".
Ich lag irgendwo mitten in der Einmachpampe in den Scherben, Felge vorne krumm, Lampe kaputt, Krümmer eingedrückt, Tank ne Beule usw.
Keine Ahnung wie ich da in 3 Sekunden hin gekommen bin.
Ich erinere aber noch, wie ich ganz verdutzt versucht hatte mich nach rechts zu legen, alter Soloreflex halt, aber einfach das Gas zudrehen oder
LENKEN - darauf kam ich nicht, ich war wie hypnotisiert vor Schreck.
Schuppentür war auch kaputt, und natürlich großes Riesengemecker wegen der nun unbrauchbaren Einmachpampe und was wir nun wohl futtern wollen, wenn die Russen kommen und so.
Total geschockt habe ich das "Gespann" dann wieder gesäubert, "repariert" (halt neue Wasserpumpenschelle am zerdrückten Krümmer angefrickelt und so).
Dann neue Fahrversuche,
GANZ LANGSAM, immer die 60 Meter lange Einfahrt rauf und runter.
Nach ner Stunde ging das schon irgendwie prima.
Abends dann noch mal das Buch von Klacks geschnappt und das Kapitel "Gespanne" nachgelesen.
Und guck, links rum geht es mit Schmackes, nennt sich Schleuderwende, schreibt der gute Ernst.
Das kann ich, aber hallo..????
Also am nächsten Morgen vorsichtig die ersten Meter auf der Straße probiert, immer hin und her.
Als Gewicht lag da auf dem Seitenwagenrahmen ein Schraubstock, ca. 150 kg Eigengewicht (hab ich noch das Ding).
Dann kam mein Freund und meinte, will mal mitfahren.
Okaaaaay.
Also den Schraubstock da runter gewuchtet und die Steib-Blechzigarre auf den SW-Rahmen
gelegt.
Wieso denn festmachen, wollen doch nur mal paar Meter fahren.
Nach dem dritten Versuch oder so, hab ich dann schon mal beim Beschleunigen so 100 km/h drauf gehabt, der Motor ging schon gut.
War aber ziemliche Eierei die Fuhre auf Kurz zu halten.
Auf dem Rückweg zum Hof muss man dann links von der Straße abbiegen in die lange Hofeinfahrt.
Die Gelegenheit mal eine Schleuderwende zu probieren!!!!
Gesamt-Gespannerfahrung bis dahin:
Echte 1000 Meter (höchstens).
Also die Ecke der Einfahrt mit 80km/h angepeilt (so stand es im Buch!!!), dann wie Klacks geschrieben hatte kurz die Bremse angetippt und links eingeschlagen.
Tolle Wurst. Die Honda hatte zwei Scheiben mit Lockheed-Zangen, das Maß der Dinge zu der Zeit, keine Ein-Nocken-R 27 Trommelbremse...
Jedenfalls sah ich noch aus dem Augenwinkel, wie durch das abrupte Bremsmanöver mein Freund, in der Blechzigarre aus dem Seitenwagenrahmen rutschte und kreischend und funkensprüchend ca. 50 Meter weiter im Graben neben der Straße verschwandt.
Hecke auf, Hecke zu, Platsch, Steib-Boot mit Inhalt versenkt.
Sah cool aus, zumindest was ich noch davon mitbekommen habe.
Denn ich hatte das mit der Schleuderwende auch noch nicht so richtig im Griff, war ja meine erste.
Also hab ich mich komplett mit dem Ding gedreht und bin dann vorne über die Seitenwagennase (also, die war ja schon im Graben) ins Erdbeerbeet gekippt.
Kopfüber, Doofes Schaf unten, 750 Four obendrauf.
Großer Flurschaden, nun war auch noch das Gemüse für neue Einmachorgien schon vor dem Einkochen Matsch.
Ich hatte dann unschöne Diskussionen und hab das Seitenwagending wieder abgefrickelt und mich dann doch einmal intensiver mit der Materie beschäftigt.
Hat nicht geschadet, seit dem hab ich noch nie wieder einen Gespannunfall gehabt. Und Kunden mussten damals bei uns einen Tag Zeit haben, damit ich mit Ihnen das Gespannfahren üben kann, sonst gab es keine Auslieferung.
Hat sich damals gut bewährt.
So toll wie Gespanne sind, eigentlich bedürfen sie einen Zusatzführerschein und einer Ausbildung eines
ERFAHRENEN Instruktors.
Insofern kann ich nur jedem Interessierten raten, sich das mal RICHTIG von erfahrenen Gespanntreibern zeigen zu lassen - auch Grenzsituationen, damit die ihre Schrecken verlieren.
Aber damals gab es kaum Gespanne, und die, die ich kannte und die welche fuhren waren steinalt (so wie ich heute..
) und fuhren wie die Opas.
Aber ich hab es überlebt und eine Leben ohne meine Gespanne ist schlicht undenkbar - auch wenn ich nun schon ganz deutlich manierlicher und materialschonender fahre als früher.
Liebe Grüße und einen schönen Abend für Euch - und allzeit unfall- und pannenfreie Gespannstunden
Willy