Rechtskurven

Für nicht-technische Gespannthemen, Fahrtechnik, Literatur, Gesetze, ...

Rechtskurven

Beitragvon BigNoce » 20. Oktober 2005 15:30

Hallo zusammen!

Ist ja toll, ein neues Gespanne-Forum und so viele "alte Bekannte" aus anderen Foren sind dabei.
Sehr schön!

Ich habe ja eine SR500 mit Velorex. Hier mal ein Beitrag zu Rechtskurven.
Allgemein findet man ja den Tenor, wenn man so in andere Foren schaut, dass durch
beherztes Gasgeben in Rechtskurven der Beiwagen am Boden zu halten ist, bzw. ein
schon gestiegener Wagen wieder herunterfällt.
Nur, bei mir funktioniert das nicht. Gebe ich zu früh Gas, kommt der Wagen sofort hoch wie nichts.
Erst am Scheitelpunkt oder ein Stück dahinter kann ich wieder das Gas aufziehen.
Dagegen hilft leichtes Bremsen immer einen gestiegenen Wagen wieder zur Erde zu bringen (so wie es schon
der Hertweck immer vorgezogen hatte).
Ich führe das in erste Linie auf den leichten Beiwagen (Velorex +20kg Ballast) in Verbindung mit
einer relativ schmalen Spurweite (109cm) zurück.
Nicht, dass das jetzt alles unangenehm wäre, aber der Grund interessiert mich schon.
Was meint Ihr, ist es das Bootgewicht+geringer Spurweite, mache ich was falsch oder
fahre ich ein Hertweck-Gedächtnis-Gespann??

Gruss Achim
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Rechtskurven

Beitragvon Wolle » 20. Oktober 2005 16:17

Hallo Achim,

genau so ist es ! Der Seitenwagen lässt sich nicht durch "Gas geben" vor oder in einer Kurve auf den Boden drücken. Das geht nur, hat auch schon der selige Hertweck geschrieben, wenn man die Geschwindigkeit verringert (oder den Radius vergrößert).

Erst nach dem Scheidelpunkt der Kurve, d.h. wenn ich aus der Kurve herausbeschleunige, dann kann ich durch Gas geben das Boot auf den Boden bringen.
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Beitragvon headbander » 20. Oktober 2005 18:28

Das mit dem Gas geben kann garnicht gehen wenn man sich mal den Grund überlegt warum der Beiwagen hoch geht. Der Beiwagen geht ja nur wegen den Fliehkräften hoch, die durch eine Erhöhung des Tempos nur vergrößert werden . Nach der Kurve geht das Rad nur auf den Boden weil man wieder gerade aus fährt. Da bringt auch in diesem Fall das Gasgeben nichts. Bei meinem Gespann (WASP Gespann) kann ich den Beiwagen durch gewichtsverlagerung auch auf gerader Strecke oben halten und am Gas ziehen soviel ich will.
Wenn man sich auf einer sandigen Straße oder am besten staubigem Untergrund befindet, kann man es durch Gas geben schaffen das Motorrad rutschen zu lassen. Dann kommt auch in engen Rechtskurven der Beiwagen nicht hoch (nur wehe man bekommt wieder Griff auf dem Untergrund). Das ist dann mit dem auf der stelle links herum drehen zu vergleichen. Ich habe es auf einem abgesperrtem Gelände geübt. Das Hinterrad leidet dabei sehr sehr...

Gruß \,,/ (wo ist der headbanger smilie?)
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Beitragvon motorang » 20. Oktober 2005 22:18

:bash:

da isser ...

Gryße,
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Es gibt zwei Arten von Daten: von den wichtigen hat man ein Backup, und der Rest ist halt unwichtig.
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Beitragvon Holger B. » 20. Oktober 2005 22:33

headbander hat geschrieben:Das mit dem Gas geben kann garnicht gehen wenn man sich mal den Grund überlegt warum der Beiwagen hoch geht.....
Gruß \,,/ (wo ist der headbanger smilie?)

Nabend,
hätte da noch 'ne andere Theorie anzubieten,(mit der ich sehr gut fahren kann :lol: ) Stell dir dein 2-spuriges Gespann mal wie einen Zirkel vor:in einer Rechtskurve ist die Spitze zum Einstechen dein Beiwagenrad...und jetzt drehst du den Zirkel,und malst mit der Mine einen Halbkreis,dieses Ende stellt dein Moppet dar. Wenn du dir dein Gemälde jetzt auf dem Papier anschaust,dann hat dein Moppet (die Mine) einen sehr weiten Weg zurückgelegt,während dein Beiwagenrad (die Spitze) in der Rechtskurve praktisch stehengeblieben ist. Das ist genau die Stelle,wo die Fliehkraft "angreift". Wenn du jetzt dem Moppet duch gasgeben hilfst,den viel weiteren Weg in der Rechtskurve im Verhältniss zum Boot schneller zu bewältigen......dann kommt das Boot auch später und nicht so ruckartig hoch....
Uii,soviel wollte ich eigentlich garnicht schreiben....
Holger B.
 

Beitragvon 3rad » 20. Oktober 2005 23:31

Nabend

wieso wollt ihr alle in rechtskurven das radl unten haben :D



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Beitragvon Hermann » 20. Oktober 2005 23:51

Holger B. hat geschrieben:Wenn du jetzt dem Moppet duch gasgeben hilfst,den viel weiteren Weg in der Rechtskurve im Verhältniss zum Boot schneller zu bewältigen......dann kommt das Boot auch später und nicht so ruckartig hoch....
Uii,soviel wollte ich eigentlich garnicht schreiben....

Wenn man erst die anfängliche Angst überwunden hat. 8)

Fein erklärt! :smt041
Hermann
 

Beitragvon Hermann » 20. Oktober 2005 23:52

3rad hat geschrieben:Nabend

wieso wollt ihr alle in rechtskurven das radl unten haben :D

Also ich ganz sicher nicht, wäre mir zu langweilig. :grin:
Hermann
 

Beitragvon 3rad » 20. Oktober 2005 23:58

@gravedigger

[edit von motorang: gravedigger heißt jetzt Hermann :D ]

Genau :smt023


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Beitragvon motorang » 21. Oktober 2005 04:03

Ich hab da schon länger was auf meiner Gespannseite rumliegen:

Rechtskurven mit dem Gespann
von Carl Hertweck, entnommen einem Beitrag von Markus S. im MZ-Forum auf infoserve.de

Zitat, aus Das Motorrad 8/1954:
Von da an bleibt nichts anderes übrig, als die Empfehlung eine ganz bestimmte Rechtskurve mit immer steigender Geschwindigkeit anzufahren. Dabei lernt man am schnellsten wie viel Fahrt man in der Rechtskurve stehen lassen kann, ohne das dabei etwas passiert. Man muss also wohl oder übel auf vorsichtigem Wege zunächst einmal lernen wie viel Fahrt man in welcher Kurve stehenlassen kann, um sich wenigstens mit erträglicher Geschwindigkeit fortbewegen zu können. Ich schreibe wohlweislich nicht „ohne das etwas passiert“, denn die Grenze der Fahrbarkeit einer Kurve kann auf diese Weise nicht gelernt werden, dazu gehört dann wieder ein bisschen mehr:

Man muss nämlich regelrecht lernen, mit einem Seitenwagen umzugehen, mit dem man eine Kurve zu schnell angeschnitten hat der der tatsächlich dabei hochkommt. Man muss also zunächst lernen, wie sich ein hochkommender Seitenwagen überhaupt anfühlt, wie man das überhaupt merkt. Zweitens muss man lernen, wie man den hochkommenden Seitenwagen wieder herunterbringt.

Beides kann man in Bergab-Kurven nicht lernen, ist viel zu gefährlich, in ebenen Kurven ist es mindestens nicht einfach. Ich empfehle deshalb, Rechtskurven an ausgesprochener Bergstrecke zu übern. Wunderschön sind dazu Steigungen von 5-7 Grad, die also mit dem 3. Gang mit Vollgas gerade noch geschafft werden. Hier donnert man zuerst im Zweiten, dann im Dritten mit immer mehr Fahrt hinauf, man wird staunen, wie viel Fahrt man in einer bestimmten ziemlich engen Kurve stehenlassen kann. Gerade mit Ballast im Seitenwagen wird man überrascht sein, das auch in der Rechtskurve die meisten Gespanne bereits in der Hinterhand pfeifen oder sogar herumwischen, ohne das der Seitenwagen hochkommt. Soweit gediehen zu sein, ist bereits ein Fortschritt und fördert das unbedingt notwendige Selbstvertrauen.

Nächster Schritt ist also, das man den Ballast herausschmeisst und erneut fährt. Braucht man dann nicht auf Gegenverkehr aufzupassen, dann wird man ja ohne weiteres - also ohne Gefahr - merken, das der Seitenwagen hochkommt. Er tut dies zwar ausgesprochen langsam, dennoch erschrickt man als Anfänger auf den Tod und jetzt kommt der Vorteil der Bergkurven: Im Schreck haut man das Gas zu und schon kracht der Seitenwagen wieder herunter.

Schlauerweise übt man das ein bisschen, es kommt darauf an, möglichst früh zu merken, das der Seitenwagen tatsächlich hochkommt. Passieren kann einem ja nichts, denn die Schreckreaktion mit dem Gaszumachen funktioniert sehr prompt. In einer Bergaufkurve hat man tatsächlich nichts weiter zu tun, als eben das Gas zuzumachen.

Ich müsste nun eigentlich empfehlen, dasselbe Verfahren auch in ebenen Kurven zu üben. Vermutlich hat man das aber nicht nötig, denn wenn die Geschichte in den Bergauf-Kurven etwas geübt wird, macht es keine Umstände, in ebenen Kurven bei hochkommenden Seitenwagen einfach in die Bremsen zu steigen – Gas macht man inzwischen ganz automatisch zu.

Der Seitenwagen kommt hoch

Man kann natürlich üben soviel man will, irgendwann befindet man sich doch in der freundlichen Lage, das man um eine Rechtskurve herumstach, die viel enger ist, als sie aussah. Vielleicht war man geistig weggetreten und hatte zuviel Fahrt stehen. Vielleicht hatte man nicht daran gedacht, das der Seitenwagen im Gegensatz zur sonstigen Gewohnheit leer war – kurz und gut – dem besten Fahrer passiert es immer wieder das der Seitenwagen unfreiwillig hochkommt –das Problem ist, wie man ihn wieder herunterbekommt und das Gespann auf Kurs hält.

Ein in der Kurve unfreiwillig und infolgedessen überraschend steigender Seitenwagen lässt sich wirksam mit keinem der geläufigen Mittel herunterbringen. Es gibt dazu ein einziges absolut wirksames Verfahren. Mit jeder nur denkbaren Gewalt die Fahrt herausbremsen.

Wir haben uns ja schon die Automatik angewöhnt, bei steigendem Seitenwagen Gas wegzunehmen. Steigender Seitenwagen heißt, das die Maschinenräder voll belastet sind, vor allem auch das Hinterrad, das man denen also eine besonders grosse Bremsleistung aufpacken darf – man darf also wirklich mit Macht in beide Bremsen steigen, man kann dies äußerst rücksichtslos tun, wobei die Räder zu pfeifen beginnen.

Diese ausgesprochene Notbremsung lässt sich noch unterstützen, indem man aufsteuert – aber dies ist naturgemäß nur da möglich, wo man keine Gegenkommer hat oder diese noch weit genug weg sind.

Ich selbst steuere grundsätzlich auf, schon um die Seitenwagenbremse auch zur Wirkung zu bringen. Grundprinzip ist aber, möglichst viel Fahrt herauszubremsen, um eben die Zentrifugalkraft, die das Steigen veranlasste, zu verringern.

An sich kostet das Aufsteuern nicht sehr viel Strassenbreite, dann wenn man auch nur 10 m auf geradem Kurs aufgesteuert fährt, dann lassen sich über diese 10 m gewöhnlich 20 bis 30 km/h herausbremsen, man benötigt dazu 1 ½ bis höchstens 2 m zusätzliche Strassenbreite und kann danach wieder in die ursprünglich zu fahrende Kurve einsteuern. Liegt natürlich Gegenverkehr auf der Strasse, dann muss man auf Aufsteuern verzichten und kann sein Heil nur noch in rauhem Bremsen suchen.

Mittel die nicht funktionieren

Das beliebteste Mittel, eine schnelle Rechtskurve zu fahren ist das Herüberhängen des Fahrers, wir nennen das Aussitzen einer Kurve. An sich ist das Aussitzen naturgemäß wirksam, dann man verlagert dadurch den Gesamtschwerpunkt des Systems ziemlich weit nach rechts. Man muss sich aber darüber im klarem sein, das Aussitzen nur dann einen Sinn hat, wenn man sich schon vor dem Einsteuern der Kurve herausgesetzt hat. Man kann also einen bereits gestiegenen Seitenwagen mit Aussitzen nicht herunterholen! Dies ist ganz einfach dadurch begründet, weil man ja zum Aussitzen dem eigenen Körper ein Moment in Richtung des Seitenwagens erteilen muss. Das Reaktionsmoment dieser Bewegung wird über die Knie in die Maschine eingeleitet und versucht die Maschine weiter zu kippen.
Was man auf der einen Seite durch zunehmende Gewichtsverlagerung gewinnt, verliert man auf der anderen Seite durch das Reaktionsmoment, das Gespann verhält sich also genau so als habe man überhaupt nichts gemacht.

Wir können uns fürderhin merken: Aussitzen ist zwecklos, wenn die Bewegung des Aussitzens nicht schon beendet ist, bevor man in den engsten Teil der Kurve einsteuert beziehungsweise bevor der Seitenwagen hochkommt.

Wenn man eine Kurve schon aussitzen will, dann kann man diese auch gleich richtig tun:
Es genügt nicht, das Körpergewicht möglichst weit in Richtung Seitenwagen zu verlagern, mindestens ebenso wirksam ist das Herunterducken. Das Kippmoment bei steigenden Gespannen wird ja mindesten ebenso sehr wie durch die Verlagerung des Gesamtschwerpunkts nach rechts durch die Hochlage des Gesamtschwerpunkts beeinflusst, gerade deswegen bringt ein möglichst tiefer Herunterducken so ziemlich ebenso viel wie ein weites seitliches Heraussetzen.

Nun kommt etwas, was in striktem Widerspruch zur Meinung vieler Fahrer steht und was auch im Widerspruche zu einer Bemerkung von Pattleich zu stehen scheint, die er in seinem Artikel über das Fahren mit Seitenwagen-Hoch gemacht hat. Angeblich kann man einen steigenden Seitenwagen durch Gasgeben wieder herunterholen. Ich wage dies mit aller Entschiedenheit zu bestreiten. Dabei handelt es sich wieder einmal wie in so vielen Fällen um eine Sache, die quantitativ zu beurteilen ist. Gehen wir der Geschichte also gleich gründlich zu Leibe.

Wenn man ein Gespann mit Seitenwagen-Hoch fährt oder wenn in einer flachen Kurve der Seitenwagen nur mit ganz schwacher Kraft steigt, dann kann man bei einem Querläufer, also einem Boxer, tatsächlich den Seitenwagen durch Gasgeben wieder herunterholen. Dies aber deswegen, weil beim Gasgeben sich das Reaktionsmoment des Motors schlagartig vergrößert und das im labilen Gleichgewicht befindliche Gespann darauf sehr empfindlich reagiert.

Bei Längsläufern, also üblicher Motoranordnung wie bei Einzylindern und Twins, gibt es diesen Effekt mit dem Reaktionsmoment naturgemäß nicht. Hier macht sich ein anderer, allerdings wesentlich schwächerer Effekt bemerkbar. Das mit Seitenwagen-Hoch gefahren Gespann erfordert ja einen dauernden Aufwand an Lenkkraft durch den Fahrer, auch dabei handelt es sich um ein labiles Gleichgewicht Dieses Gleichgewicht kann durch den Beschleunigungsstoß bei scharfem Gasgeben gestört werden, dadurch klappt der Seitenwagen ebenfalls wieder herunter.

Diese beiden Effekte sind also an sich vorhanden und jederzeit nachweisbar, wenn ein Gespann mit Seitenwagen-Hoch kunstreich im labilem Gleichgewicht gefahren wird, dann sind diese beiden Effekte stark genug den Seitenwagen wieder herunterzuholen.

Sobald aber in einer falsch beurteilten oder mit viel zu hoher Fahrt angeschnittenen Kurve der Seitenwagen unfreiwillig hochkommt, handelt es sich dabei um Kippkräfte, die um ein Vielfaches, gelegentlich um den 10 bis 20 fachen Betrag größer sind als diese beiden Momente.

Man kann also nicht wie der bereits von uns apostrophierte Sachverständige in Nr. 13/53 einem Manne vorrechnen, er habe bei steigendem Seitenwagen in der Kurve Gas geben müssen. Schliesslich ist dieser Mann ja nicht wie ein Seiltänzer in die Kurve hinein gefahren, um sich da mit Seitenwagen-Hoch eine kleine Störung des Gleichgewichts leisten zu können, die ihm den Seitewagen wieder herunterbringen würde.

Er braucht viel energischere Mittel, ihm hilft also nur Bremsen mit aller Gewalt. Wir brauchen hier nur ein kleines bisschen weiterzudenken: Meist steigt ein Seitenwagen unfreiwillig schon in der ersten Hälfte der Kurve. Er steigt, weil die Fahrt gewöhnlich um irgend etwas zwischen 20 oder 40 km/h für diese Kurve zu hoch ist. Wenn man diesem Manne nun empfiehlt, Gas zu geben, dann kommt der Seitenwagen nicht einmal für Bruchteile einer Sekunde wieder herunter und wenn er dies – vielleicht reichen die Umstände gerade einmal doch dazu – dennoch tut, dann setzt das Seitenrad auch nur für den Bruchteil einer Sekunde wieder auf.

Spätestens im unmittelbaren Anschluss daran ist aber durch das Gasgeben die von Hause aus zu hohe Geschwindigkeit noch einmal gewachsen und der Seitenwagen steigt erneut, dieses Mal aber völlig unhaltbar.

Es ist also ein grundsätzlicher Unterschied, ob man mit Seitenwagen-Hoch bloß ein bisschen herumzaubert und das Vorhandensein entweder eines Reaktionsmoments im Motor oder eines Moments in der Lenkung feststellt, oder ob man mit viel zu viel Fahrt in eine Kurve hinein sticht und nun mit ebenso großer Gewalt um jeden Preis den Seitenwagen wieder herunterbringen muss.

Wenn also ein Seitenwagen unfreiwillig steigt, dann gibt es nur ein wirklich wirksames Mittel, das einen nicht noch tiefer in Teufels Küche hinein führt:

Gas weg und mit aller Macht in die Bremsen!

Wenn Platz vorhanden ist, kann man während der Notbremsung auch noch aufsteuern, unbedingt nötig ist das aber nicht. Es gibt bei dieser Notbremsung keine Rücksicht, man bremst so hart, wie man nur immer kann, denn auch schon 20km/h Fahrtverringerung lassen zuverlässig den Seitenwagen wieder herunterkommen.


Dazu eine recht gute Anmerkung von Hermann aus dem MZ-Forum (= unser Hermann hier):

Nichts gegen C.H., ein guter Mann und ich habe auch seine Bücher. Doch einige Dinge kann man einfach nicht in die heutige Zeit übernehmen! Abgesehen davon gab und gibt es erfahrenere Gespanntreiber als C.H..(z.B. Klacks oder aktuell Edmund Peikert >> Leitfaden für Gespannfahrer) Und C.H. darf man auch ruhig kritisch sehen, denn er hat seine ganz eigene Meinung im Bezug auf das Motorrad. Wobei er damit teilweise ziemlich allein dastand!

"Voll in die Eisen...." Tja, wenn einem in den 50ern nur alle halbe Stunde ein Käfer entgegenkam und fast nie jemand hinter einem fuhr, dann mag das gehen.

Angenommen der SW ist in der Luft und man bremst volles Rohr? Die Massenträgheit des SW drückt einen unweigerlich nach Links! Glück ist, wenn dann kein Gegenverkehr kommt!

Glück gehabt? Gut, jetzt setzt der SW aber wieder auf, mit stehendem voll gebremsten Rad! Wusch......Rechtsschlenker vom Feinsten in Richtung Graben! Glück ist, wenn man es gerade noch am Graben vorbei schafft!

Glück gehabt? Oder war der Rechtsschlenker so stark, daß der SW wieder hochkam? Vielleicht gar soweit, daß ein Überschlag nach Links kaum zu vermeiden war? Soviel Glück auf einmal gibt es garnicht!

Glück gehabt? Huch, was bedeutet das Quietschen? Ups, ein Knall, ein Schlag, da ist mir doch glatt einer Hinten reingedonnert! Wir schreiben 2005, nicht 1955! 2005 sollen tatsächlich mehr Autos mit noch mehr Träumern unterwgs sein!

Ich habe einmal genau dieses Szenario direkt vor mir erlebt! SW kommt hoch, Fahrer bremst volle Kanne, ab nach Links (kein Gegenverkehr), SW setzt wieder auf, ab nach Rechts, SW kommt blitzartig wieder hoch........Fahrer hatte Fuß verstaucht. Er hat es gerade noch geschafft das Gespann vor dem Überschlag nach Links abzufangen, genausogut hätte er sich auch die Knochen brechen können! Glück gehabt??

Ich fahre seit 20 Jahren nicht gerade wenig Gespann, aber wenn ich dabei solch eine Fahrweise an den Tag gelegt hätte, könnte ich diese Zeilen nicht mehr schreiben! Ich habe NIE eine Vollbremsung gemacht wenn der SW hochkam! Entweder schön ruhig bleiben, turnen und/oder Gas weg oder VOLLGAS bis der Bowdenzug reißt! Nur das, und wirklich nur das, hat mich in einigen brenzligen Situationen gerettet! Und wer mich kennt, weiß auch das ich mit dem Gespann alles andere als ein Sonntagsfahrer bin.

Und merke: Mit einem Gespann bremst man immer vor der Kurve! Nicht erst, wenns zu spät ist!

Gruß
Hermann
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Beitragvon headbander » 21. Oktober 2005 10:52

Holger B. hat geschrieben:Das ist genau die Stelle,wo die Fliehkraft "angreift". Wenn du jetzt dem Moppet duch gasgeben hilfst,den viel weiteren Weg in der Rechtskurve im Verhältniss zum Boot schneller zu bewältigen......dann kommt das Boot auch später und nicht so ruckartig hoch....
Uii,soviel wollte ich eigentlich garnicht schreiben....


Du fährst viel länger Gespann als ich. Ich bin ja absoluter Anfänger...
...ich betrachte sowas auch aus rein praktischer Sicht, ganz ohne wirkliche Erfahrungen... daher kann ich keinen Schluss daraus ziehen, dass durch schnelleres Kurvendurchfahren weniger Bodenkontaktverlust entsteht. Weil durch die höhere Geschwindigkeit die Fliehkraft relativ zunimmt. Und das Beiwagebrat ist keine Zirkelspitze die sich am Boden festhält, da das gesamte Gewicht auf der Zugmaschine liegt. Da ein Gespann, im Vergleich zum Auto mit der breiteren Spur und der gleichmäßigeren Gewichtsverteilung nicht driftet sondern umkippt.
Um so höher die Geschwindigkeit um so höher die Kraft mit der das Motorrad nach außen gezogen wird um so mehr Kraft zieht den Beiwagen hoch.
Wenn ich dich richtig verstanden habe müsste man also möglichst stark einlenken um die Kurve möglichst schnell zu beenden und die relative Geschwindigkeit der Maschine zum Beiwagen möglichst hoch zu halten??? Das ist doch genau das was den Beiwagen hochkommen lässt???
Ich bin mir sehr unsicher ob ich dich richtig verstanden habe. :smt100


3rad hat geschrieben:wieso wollt ihr alle in rechtskurven das radl unten haben Mr. Green

Will ich garnicht. Aber ich glaube, dass wenn man eine Kurve sehr schnell ohne Rad hoch fahren kann, kann man sie noch schneller mit Rad hoch fahren. Und wenn man einen guten Beifahrer hat ist das eh alles egal der hält die Räder schon auf dem Boden. Hoffe ich zumindest immer

Gruß

:supz:
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Beitragvon coerdt » 21. Oktober 2005 11:51

Ich fahre seit 20 Jahren nicht gerade wenig Gespann, aber wenn ich dabei solch eine Fahrweise an den Tag gelegt hätte, könnte ich diese Zeilen nicht mehr schreiben! Ich habe NIE eine Vollbremsung gemacht wenn der SW hochkam! Entweder schön ruhig bleiben, turnen und/oder Gas weg oder VOLLGAS bis der Bowdenzug reißt! Nur das, und wirklich nur das, hat mich in einigen brenzligen Situationen gerettet! Und wer mich kennt, weiß auch das ich mit dem Gespann alles andere als ein Sonntagsfahrer bin.


*UNTERSCHREIB*

Ich bin ja auch noch Anfänger, aber... ;-)

...das kann man sehr schön ausprobieren. Großer Platz und schön langsam am Anfang. Kreis fahren bis das Beiwagenrad hoch kommt und dann VORSICHTIG die unterschiedliche Aktionen durchführen:
Bremsen, Gewichtsverlagerung, Gas geben.

Daß das Beiwagenrad paradoxerweise beim Gasaufreißen wieder nach unten kommt liegt an dem Drehmoment, daß das Hinterrad aufbaut. (Es ist das gleiche Moment, daß eine Gummikuh aus den Federn hebt) Das ist natürlich mit Vorsicht zu genießen, da sich ja auch die Kurvengeschwindigkeit erhöht...
 DON'T PANIC!
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Beitragvon Holger B. » 21. Oktober 2005 12:25

headbander hat geschrieben: ...Du fährst viel länger Gespann als ich. Ich bin ja absoluter Anfänger...
Hmmm,fahre seit Januar 2004 (bis jetzt 20.000 km) und ich lerne immer noch dazu :lol:
Und das Beiwagenrad ist keine Zirkelspitze die sich am Boden festhält, da das gesamte Gewicht auf der Zugmaschine liegt.
Natürlich nicht,dieses Zirkel-Beispiel sollte dir nur die Wegunterschiede erläutern...
Um so höher die Geschwindigkeit um so höher die Kraft mit der das Motorrad nach außen gezogen wird um so mehr Kraft zieht den Beiwagen hoch.
Ja,natürlich...
Wenn ich dich richtig verstanden habe müsste man also möglichst stark einlenken um die Kurve möglichst schnell zu beenden und die relative Geschwindigkeit der Maschine zum Beiwagen möglichst hoch zu halten???
Um Gottes Willen NEIN :smt107 ,nicht sooo :oops: Mit konstant höherer Geschwindigkeit änderst du nichts an der Relation...der Trick ist (danke Hermann :wink: ) ==> vor der Rechtskurve bremsen,um dann durch die Kurve mit Zug fahren zu können,also mehr oder weniger beschleunigend,erst dann ist dein Moppet in Relation zum Boot wieder schneller....

Mein dringender Rat,such dir einen grossen,freien Platz (ohne freilaufende Bäume,Laternen... :lol: ) und teste das einfach mal..... :thumbsup:
Holger B.
 

Beitragvon headbander » 21. Oktober 2005 14:40

Ja besten Dank... ich werde mich mal (sobald es wieder fährt) auf meinen Testplatz begeben. Vom logischen bekomme ich das nämlich nicht in meinen Kopf. Das muss man wohl erfahren um es zu verstehen.

Gruß :supz:
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Beitragvon Harri-g » 21. Oktober 2005 20:53

Holger B. hat geschrieben: Um Gottes Willen NEIN :smt107 ,nicht sooo :oops: Mit konstant höherer Geschwindigkeit änderst du nichts an der Relation...der Trick ist (danke Hermann :wink: ) ==> vor der Rechtskurve bremsen,um dann durch die Kurve mit Zug fahren zu können,also mehr oder weniger beschleunigend,erst dann ist dein Moppet in Relation zum Boot wieder schneller....

Mein dringender Rat,such dir einen grossen,freien Platz (ohne freilaufende Bäume,Laternen... :lol: ) und teste das einfach mal..... :thumbsup:


Siehste ! Darum habe ich bei der ES die Übersetzung verändert, damit das auch bei Bergauf-Kurven klappt. So fährt man sicherer dank Leistungsreserve.
Harald
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Beitragvon BigNoce » 21. Oktober 2005 22:33

Hallo zusammen!

Es bleibt also festzuhalten, dass es bei dem einen Gespann
funktioniert beim anderen nicht (zumindest bei meinem), durch
Beschleunigen den Wagen unten zu halten.
Interessant wäre ja noch zu wissen um welche Gespanne es
sich so handelt, also Maschinen- und Beiwagentyp, Spurweite,
Fahrwerk (15Zoll?).
Das ist genau die Stelle,wo die Fliehkraft "angreift"

Ich denke die Fliehkraft greift im Schwerpunkt des ganzen
Systems an. Bei klassischen ("normalen") Gespannen liegt er
ja in der Regel zur Maschinenseite hin verschoben. Hat also
in der Kurve nahezu die gleiche Geschwindigkeit wie die
Maschine.

Ich stelle mir die Geschichte inzwischen folgendermassen
vor.
...wieder nach unten kommt liegt an dem Drehmoment, daß das Hinterrad aufbaut.

Ich vermute es ist das Moment, das beim Beschleunigen durch
den Beiwagen entsteht, welches den grössten Einfluss ausübt.
Klar, beim Beschleunigen zieht das Gespann nach rechts, da
der Beiwagen ja aufgrund seiner Trägheit stehen bleiben will
und die Maschine quasi um ihn herumläuft; ist ja die
tägliche Erfahrung.
Dieser Effekt scheint wohl auch dazu geeignet in Rechtkurven
den Wagen tendenziell unten zu halten, zumindest mehr, als
es bei konstanter Geschwindigkeit der Fall ist.
Wie und warum dies so ist, ist mir allerdings auch nicht
klar.
Dabei kommt es wohl auf die grösse dieses Moments an. D.h.
bei geringer Kraft, also geringe Träheit/Masse des Beiwagens
und/oder geringem Hebelarm also Spurweite ist das Moment
natürlich entsprechend klein und der resultierende Effekt
wohl nicht stark genug um die steigende Wirkung der
Fliehkraft aufgrund der zunehmenden Geschwindigkeit
auszugleichen. Dabei spielt wohl auch noch die Lage des
Schwerpunktes (auch die Höhe) eine Rolle, die den Hebel
bestimmt mit der die Fliehkraft über den Schwerpunkt
angreift.

Soweit meine Vermutungen, habe ich 'was vergessen?. Aber
das muss man doch alles ausrechnen können, hat denn niemand
einen Physiker zu Hand? Na, ja, ist ja alles nur Theorie, in
der Praxis merkt man ja gleich wie das Gefährt reagiert,
aber eben interessant.

Also bei meiner SR mit Velorex, Serienrädern, Spurweite
109cm ('muss nochmal messen) funktioniert der
Rechtsherumbeschleunigungseffekt nur eingeschränkt, dafür
ist der Wagen aber nach antippen der Bremse sofort wieder
unten. Ich weiss noch wie ich mich aus einer
Bergabserpentine herauskatapultieren wollte und der
Gegenverkehr ob meines schrägen Anblicks so merkwürdig
nervös wurde.


Schräge Grüssse

Achim
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Beitragvon Hermann » 22. Oktober 2005 05:43

BigNoce hat geschrieben:Klar, beim Beschleunigen zieht das Gespann nach rechts, da
der Beiwagen ja aufgrund seiner Trägheit stehen bleiben will
und die Maschine quasi um ihn herumläuft; ist ja die
tägliche Erfahrung.
Dieser Effekt scheint wohl auch dazu geeignet in Rechtkurven
den Wagen tendenziell unten zu halten, zumindest mehr, als
es bei konstanter Geschwindigkeit der Fall ist.

Genau richtig erkannt! Funzt natürlich NICHT bei sich zuziehenden Kurven!


BigNoce hat geschrieben:Dabei kommt es wohl auf die grösse dieses Moments an. ......... um die steigende Wirkung der
Fliehkraft aufgrund der zunehmenden Geschwindigkeit
auszugleichen.

Und die zur Verfügung stehende Leistung, wobei eine gut gehende und evtl. aufgebohrte MZ deutlich mehr "Biß" hat als beispielsweise eine SR500! (Das Drehmoment einer auf 300ccm aufgebohrten ETZ liegt im Bereich einer SR500).

BigNoce hat geschrieben:Dabei spielt wohl auch noch die Lage des
Schwerpunktes (auch die Höhe) eine Rolle, die den Hebel
bestimmt mit der die Fliehkraft über den Schwerpunkt
angreift.

Natürlich! Funzte bei meiner MZ aber sowohl mit 18 Zoll als auch mit 15hinten/16vorne mit nur geringem spürbaren Unterschied (natürlich kann ich mit der 15/16er Kombination deutlich schneller eine Kurve angehen).

BigNoce hat geschrieben:Soweit meine Vermutungen, habe ich 'was vergessen?. Aber
das muss man doch alles ausrechnen können, hat denn niemand
einen Physiker zu Hand?

??????????? Hüstel ......... :lol:

BigNoce hat geschrieben:Also bei meiner SR mit Velorex, Serienrädern, Spurweite
109cm ('muss nochmal messen) funktioniert der
Rechtsherumbeschleunigungseffekt nur eingeschränkt

Siehe weiter oben.

Gruß
Hermann
Hermann
 

Beitragvon Bernhard Sch. » 22. Oktober 2005 18:22

.....nur um es nochmal zu bekräftigen: mit Zug um die Rechtskurve das ist die richtige Art, dann noch das Körpergewicht nach innen bringen und der Seitenwagen bleibt unten (oder kommt nicht sooo hoch :oops: ).


Gruß B.
:D
Bernhard Sch.
 


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