Tour d`Hahnenkamm

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Tour d`Hahnenkamm

Beitragvon Crazy Cow » 15. Juli 2009 21:43

Heute kurz vor Aufbruch in eine entspannte und wohlverdiente Feierabendfahrt kam noch Besuch, so dass ich mich entschloss etwas später in den nahen niederen Spessart zu fahren. Geduldig rausgezockelt mit meinen Mitbürgern in ihren SUVs über die bayrische Staatsgrenze vorbei an der ausgiebigen Sumpf- und Seenlandschaft, die die Staatsgrenze säumt, seitdem das Autobahnnetz fertig ist. Durchaus erfrischend. Wenn schon denn schon. Tourauftakt wie üblich über den Hahnenkamm, von Hörstein nach Hohl, eine ehmalige Bergrennstrecke. Nicht dass ich ungeduldig geworden wäre, und obwohl ein Rennziegenpilot vor mir hermachte, hatte ich mich nicht sehr an zu strengen hinterher zu kommen. Zu meiner grossen Freude tauchten aber bald die ersten Radfahrer auf, etwas beleibter als die bei der Tour de France, dafür sassen ihre Trikots strammer, ein gelbes war nicht dabei.
Es riss eigentlich nicht ab und ich war froh einen gemässigteren Stil einschlagen zu dürfen. Wollte immer schon mal bei der Tour de France mitfahren, so als Kamerafahrer mit -mann hinten drauf, verkehrt herum sitztend, der Kameramann jetzt. Aber manchmal reicht eben auch die Vorstellung, denn bei eben solch einem Auftritt hat ein Freund mal eine Zylinderkopfdichtung seiner TR1 drangegeben. Und mit eben der, meiner XV war ich gerade unterwegs. Sie hat letzte Woche wieder Freibrief für zwei weitere Jahre erhalten und ich mich entschlossen die BT45 Sohlen zum Abschuss frei zu geben, die ich bis dahin wegen der Sichtkontrolle geschont hatte. Ich war froh, dieses Jahr auf das vertraute Krückrad zu verzichten, denn es macht gewiss einen Unterschied, während der Tour de France nicht überholen zu können, oder während der Tour d`Hahnenkamm.

Es lief ansonsten ganz gut, Kreativität mal aussen vor gelassen schlug ich den Weg ein, den ich immer einschlage, runter nach Sailauf, um anschliessend die ersten vier Kilometer der "Spessarthöhenstrasse" zu geniessen. In Sailauf ist seit vielen Jahren eine Wanderbaustelle, es sieht aus, als suchten sie nach Erdgas. Die Leute in ihren SUVs sind immer ungeduldig an der Baustellenampel, ich nicht so sehr. Ich schalte meinen Motor ab und tue so, als spränge das Ding nicht wieder an wenn es grün wird und winke die Leute vorbei. Nicht dass ich den 5 Minuten eine rauchen würde, aber die nächste Ampelphase ist die meine. Natürlich darf ich dann als erster starten, direktemang am Ortsausgang. 4km Bergwertung, die wollte ich auch schon immer fahren und es ist wirklich ein Genuss, wenn keiner im Wege steht.

Bergankunft, Engländer. Der Wirt des Engländers leidet furchtbare Gewissensqualen, wenn nach acht noch Motorradfahrer halten, er hat gerade geschlossen, aber alle sehen, dass er noch da ist. Und immer wollen Moppedfahrer ein Schnitzel essen. So lässt er die Rolläden herunter, und gerade jetzt sehen auch die Fremden, dass er noch da ist. Nun gut, unter der Woche wartet man ein paar Minuten, dann kommen die ersten Vierzylinder über die Serpentinentodesstrecke von Schöllkrippen her hochgebraust. Die ersten zwei Yamahas, die fahren allgemein weiter auf die Spessarthöhenstrasse, die bei Geschwindigkeiten um und über die Hundert sehr anpruchsvoll ist. Dann Kawas, vier Dück. Riechtich! sie fahren auf den Hof des Engländers, wenden mit grossen Figuren und brausen geradewegs (eigentlich kurvenwegs) das Stück wieder runter, über das sie eben gekommen sind.

Ich suche mein Heil wie üblich abseits, Heigenbrücken, Wiesthal, Partenstein um dann die äusserst anspruchsvolle, aber alte und unbeliebte Farnenbundesstrasse 276 hoch zu fahren, Flörsbachtal, Bad Orb, die Randzonen des ehemaligen Grosskreises Hanau. Die Talfahrt nach Bad Orb ist sowas wie ne Belohnung. Da ist nicht nur gar nichts los, die Strasse ist auch in sehr gutem Zustand.

Das Rentnerparadies lag in der Sonne (wir ham reserviert!) und es duftete nach Heu, so gut das 100qm gemähter Rasen eben veranlassen können. Ab dann gliederte ich mich geduldig wieder ein. Meine Mitbürger. Man muss sie einfach mögen, die demokratische Mehrheit, wie Urban Priol (so´n Kerl aussem Nachbarort) einmal so treffend formulierte.
Kurz vor zuhause roch es nach Pizza. Ich entschloss mich zu halten und zwei Exemplare "Togo" zu ordern und meine untypische Geduld mit einem Espresso zu belohnen. Man jut, dat keiner mitwar, sinnierte ich, es gibt Abende, an denen man auf der Grenze zum Autisten ist. Vielleicht habe ich die auch schon lange überschritten.

Pizza ist nicht für den Vertikaltransport in der Jacke geeignet. Jedoch wirkt sich diese Not nicht unbedingt auf den Geschmack aus. Der Hund hat sich auch nicht beklagt.
Zuletzt geändert von Crazy Cow am 16. Juli 2009 00:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Stephan » 15. Juli 2009 22:03

Oh Mann is dat lang her. In Heigenbrücken durfte ich vor gut 25Jahren beim
Austausch der Telephonstromversorgung helfen. So um Weihnachten rum.

War der allereinzigste Motorradfahrer, CX500, zwischen Frankfurt und Köln
auf der Autobahn. Freitag vor Weihnachten. . .

Motorradfahrender Autist. Ja, kenn' ich. In den Alleinurlauben, in denen
mann nur mit dem Tankwart oder der Hotelistin einige sparsame Worte
wechselt.


Stephan, war mal jung und brauchte das Geld. . .
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muss, wenn ich nicht hinter ihr stehe."

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Beitragvon Crazy Cow » 15. Juli 2009 22:37

ich hoffe, dass ich bis ins hohe Alter nicht auf die Idee komme, solch einen Parcours mit einer schwach motorisierten Schwalbe oder einem Rollerchen zu unternehmen. Hab gerade die heutige Etappe geschaut und kann mir nichts Beängstigenderes vorstellen, als von solch einem massiven kraftvollen Feld eingeholt und nach hinten durchgereicht zu werden...

:(
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Überschrift hat mich in die Irre geführt

Beitragvon Russenjesus » 16. Juli 2009 07:31

Hallo Olaf,
bei Deiner Überschrift dachte ich schon, Du wärst hier am Rand des Nördlinger Rieses wildern gegangen. Hier gibts auch einen Hahnenkamm und Hahnenkammsee, sowie den Enduropark, wo man sein Kuh verbiegen kann unter Anleitung ;-)

Gruß RJ
Auch wenn man einen Russen fährt, muss man noch lange nicht auf nem Hummel russisch kochen;-)
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Re: Überschrift hat mich in die Irre geführt

Beitragvon Flint » 16. Juli 2009 11:19

Russenjesus hat geschrieben: Hier gibts auch einen Hahnenkamm und Hahnenkammsee,

Gruß RJ

na, ist doch was für die nächste Orientierungsfahrt :wink:
Gruss Harald

... fahra, ned reda
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Beitragvon Russenjesus » 17. Juli 2009 14:30

Hallo Harald,
lass Dich überraschen... wir haben noch mehr Himmlesrichtungen ;-)

Gruß RJ
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Beitragvon scheppertreiber » 17. Juli 2009 14:34

Engländer ist spektakulär. Man kann im Garten an der Straße sitzen, die
Radarfalle auf der anderen Seite. Wenn die Japsenfahrer das "Tempo 50"
sehen und dann die Radarfalle ... Gekonnte Stunts :-D
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