Kunigund macht warm von unt´

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Kunigund macht warm von unt´

Beitragvon Crazy Cow » 9. Mai 2009 22:45

Alte Bauernregel und ein derart bescheuerter Spruch, dass ich ihn wahrscheinlich mein Lebtag nicht vergessen werde. Ohne jetzt zu wissen, wann Kunigunde im Kalender aufschlägt. Muss so um die Jahreszeit jetzt sein, ist aber auch wurscht.

Donnerstag habe ich einen Blick auf meinen Computerfrosch geworfen, der mir schon seit 4 Jahren sehr zuverlässig das Wetter vorhersagt. Für das Wochenende stand der Zeiger auf Regen. Ich bin dann nach der Arbeit bei launigen 20 Grad Lufttemperatur zum Matze rausgefahren. Da es noch zur Feierabendzeit war, habe ich mir mein neues Arbeitsgerät geschnappt, mit dem man sich auch mal frei fahren kann, so mang die Autoscooter. Die Hinfahrt war ganz erträglich und schon mässig ausgedehnt, da mir die GTS auch auf Nebenstrecken viel Spass macht und mit die Scooters war schon noch viel los auf der Hauptstrecke.

Matze freute sich und briet mir gleich einen Kaffe, der war aber auch bitter nötig, denn bei ihm wahr es mal locker acht Grade kälter als an meinem Stadtrand. Wir klönten ein büschen und betrieben etwas Forentreffnachlese. Hab mich dann bei ihm bedankt für seinen Einsatz und den seiner Helfer. Er fand das nicht wichtig. Ich schon. Ich hoffe, ich bin damit niemandem zunahe getreten.

Allein die Rückfahrt war den Ausritt wert, eintauchen in die frische Maht, durchzogen von dem Duft eines Dreizylinder Deutz Diesel an Erntewagen mit frischem Ölanstrich. Wie damals.
Ich hatte zurück einen noch längeren Weg eingeschlagen über Wolferborn hoch nach Wittgenborn und Gründau, wer´s kennt. Eine sehr schöne Strecke mit langen Kurven, endlich Fichtennadelseligkeit aber immer auf der Hut vor dem wild wechselnden Wild, das sich aber an dem Abend nicht raus traute, wie auch alle anderen Wilden nicht. Hatte die Strecke ganz für mich allein. Zurück über die Ronneburg, war ich doch wegen Baustellen wieder mang die Autoscooter geraten, aber ich zahlte es ihnen an gewohnter Stelle heim.

Zuhause und bei langsamer Fahrt konnte ich erneut feststellen, dass nicht nur Kunigunde warm von unten macht, sondern auch EFI, wie das Teil von ihren Fahrern gennant wird, weil es auf dem Motor drauf steht. Etwas von dem Feuer entweicht immer mal durch das geschlitzte Kleid, das hübsche. Leider hatte ich am Freitag trotzdem Knie, Hand und einen dicken Hals. Das war´s mir wert, was ist die Motorreiterei ohne den entsprechenden Wind in der Jacke. Und es sollte ja eh regnen zum Samstag abend.


Nun ist der Begriff Abend in Hessen relativ und um 18.30 regnete es immer noch nicht, obwohl es schon ein paar mal so aus sah. Ich hab dann die alte 750er XV aus der Ecke vorgekramt und umständlich wie immer aber eben so erfolgreich gestartet. Man sitzt etwas touriger drauf obwohl sie eine Höckersitzbank hat. Bei der EFI ist man mehr Teil der Verkleidung. Schon bei den kleinen Runden neulich hatte ich das Gefühl, die Reifen seien verölt, aber ich kann mir schon vorstellen, woran das liegt. Bereits vor der bayrischen Staatsgrenze ging das Öllämpchen an, erlosch aber bald dahinter wieder. Blöd, hätte ja auch vorher mal schauen können. Ich hab seit einiger Zeit nicht mehr das Bedürfnis sie so zu knüppeln, deshalb arrangierte ich mich heute mit dem Autoscooter, bis sich eine Gelegenheit ergab. Sie führt über eine Nebenstrecke in den kahlen Grund. Kleinkahl, rauf zu "Spessarthöhenstrasse" und mit flachem Gefälle in endlos langen Kurven zum Engländer. Eine Schleife durch den hessischen und den bayrischen Spessart angesetzt. Die beiden sind getrennt durch ein verwunschenes Tal. Jakobsthal, Heigenbrücken, Wiesthal, Habichtsthal, Heinrichsthal und wieder Richtung Bad Orb. Einige werden es kennen. Wenn ich am Donnerstag den Endruck hatte, als liefe ein Fussballendspiel im Fernsehen fragte ich mich heute, ob nicht irgenwo eine Atombombe eingeschlagen habe. Mal wieder so fahren, wie es mir und der alten Dame passte. Ab und zu zeigte sie mir den rot leuchtenden Stinkefinger. Aber das Fahrwerk, trotz BT45, ich weiss nicht. Bis vor kurzem war ich der Meinung, ich hätte es gut hingekriegt. Bessser man macht ein drittes Rad dran, wie damals bei der Güllepumpe.
Es wurde schon frisch und ich entschloss mich von Biebergemünd zur Autobahn runter zu fahren, da ist es immer 5 Grad wärmer. Und nach knapp 150km sollte auch der Motor seine Betriebstemperatur haben.
Das war natürlich nur ein vorgeschobener Grund. Denn ans Ende der Samstagabendtour gehört schon ein Testlauf um den Peak zu ermitteln. Gerade mit neuem Originaltacho, man muss ja schliesslich prüfen, ob er richtig geht. Erst behutsam, wegen des roten Stinkefingers, dann aber drastisch, damit der Prozess nicht so lange dauert. Und er ging, der Tacho. Und auch das Triebwerk, das sich schon seit vier Jahren im sechsstelligen km-Bereich dreht. Es zeigte mir zwar inzwischen permanent die rote Karte, das konnte aber nur vom Beschleunigen kommen. Erst sauer grummelnd, dann stinkich fauchend drehte er wieder mal brav im fünften Gang in den roten Bereich. Siebenfünf, viel zu viel. Knapp 190 zeigte der Tacho, er schien zu gehen.
Dann ging erst die Öllampe aus, danach starb der Motor ab, aber mit angenehmen Brummen. Auch die Harley Tüten haben jetzt nach vier Jahren endlich einen sonoren tiefen Klang.

Na, der Speedcheck hatte jedenfalls Spazz gebracht.

Keine Nebengeräusche, kein Klappern, kann so schlimm nicht sein.
Ach ja, der Benzinhahn, Umschalten auf Reserve. Auf dem Heimweg ist das Öllämpchen dann brav aus geblieben. In der Garage merkte man, dass auch ein altes Mädchen noch ganz schön heiss ist.

Aber hör ma, so´n Teil wird doch wohl auch nen Seitenwagen ziehen können, oder? Und wenn es 27 Jahre alt ist.

Es fing fürchterlich an zu donnern, als unser Mickihund (16) mich begrüsste. Er hat schon vor zwei Jahren die Seitenwagenfahrerei aufgegeben. Wir schlossen die Tore und gingen rein.
Gute Fahrt, Gruß
Olaf
wir bedauern, Ihnen keinen besseren Bescheid geben zu können.
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Beitragvon Slowly » 9. Mai 2009 23:20

Macht Kunigund zu heiß von unt',
dann wirst Du leider impotunt !
:-D :grin: :-D

Und für Wissbegierige:
Kunigunde 3. März Lostag

Wenn's Kunigunden friert,
sie's noch vierzig Nächte spürt.

Kunigung micht warm von unt'.

Ist Kunigund tränenschwer,
dann bleibt gar oft die Schneune leer.


Die heilige Kunigunde ist Patronin der schwangeren Frauen und der Kinder, hilft bei Leberleiden und Melancholie, Johanniskraut, gesegnet mit ihrem Namen, vertreibt Kummer und Sorgen.
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Beitragvon Roter Bär » 10. Mai 2009 06:38

Moin Olaf
schöne Geschichte wie im richtigen Leben.
Leider haben wir uns auf dem Forumstreffen nicht kennen gelernt.
Vielleicht ergibt sich noch mal eine Gelegenheit dazu.

Damit die dummen Sprüche nicht aussterben :

Regnets im Mai, ist der April vorbei.

Gruß Rolf
Wat mot, dat mot !
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